Brilon. Erstmals hat der Hochsauerlandkreis ein Verzeichnis für die mit der Windkraft-Abgabe finanzierten Projekte vorgelegt.
Das Anliegen der Stadt Brilon geht jetzt an die Landesregierung: Der Kreistag hat die Resolution der Stadt, sogenanntes Ersatzgeld aus dem Bau von Windrädern für Waldbau- und Waldschutzmaßnahmen freizugeben, an das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz weitergeleitet. Damit hat der Kreis wenigstens einen Teil des Appells aufgenommen. Doch für den aus Sicht der Stadt Brilon wesentlich relevanteren Punkt, nämlich Ersatzgeld für „die Förderung weiterer forstlicher Auf- und Umbaumaßnahmen des Brandschutzes, der Umweltbildung und des Insektenschutzes freizugeben“, konnten sich weder Kreistag noch Kreisverwaltung erwärmen.
Als ein, so der HSK, „großes Problem“ stelle sich die „fehlende Einigung mit dem städtischen Forstbetrieb über die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen im Wald“ dar. Die Position des Kreises sei der Stadt aus den bisherigen Gesprächen „hinreichend bekannt“.
Jetzt hat der Kreis erstmals ein Verzeichnis mit den aus der Winkraftabgabe finanzierten Projekte vorgelegt.
Wunsch: Waldbrand-Prophylaxe
Wie berichtet, möchte die Stadt u.a. mit dem Ersatzgeld Wasserstellen in den ausgedehnten Waldgebieten anlegen, die angesichts der prognostizierten künftigen Trockenperioden im Brandfall als Löschteiche genutzt werden können. Zudem wird befürchtet, dass Waldflächen verloren gehen, wenn jetzt durch das Ersatzgeld zum Teil aus den 90er Jahren stammende Landschaftspläne umgesetzt werden. Das könnte den Status Brilon als waldreichste Kommune Deutschlands gefährden. Mit nach wie vor 7750 Hektar hat Brilon aber nur noch 71 Hektar Vorsprung vor Augsburg. Während sich der Briloner Wald bis auf kleine Flächen am Diemelsee auf Stadtgebiet befindet, gehört der Fuggerstadt z.B. eine rund 800 Hektar große Fläche im 250 km nördlich gelegenen Gut Fuchsmühl.
Briloner Windräder steuern rund 2 Millionen Euro bei
Anfang 2019 betrug das Ersatzgeldvolumen 2,243 Millionen Euro, davon waren rund 2 Millionen Euro der Stadt Brilon zuzuordnen.
In diesem Jahr wurden bis Mitte November rund 607.000 Euro für konsumtive und rund 264.000 Euro für investive Maßnahmen ausgegeben; für rund 530.000 Euro sind weitere Maßnahmen geplant, die er demnächst kassenwirksam werden.
Mit dem in diesem Jahr neu fällig gewordenen Ersatzgeld in Höhe von rund 110.000 Euro befinden sich derzeit noch rund 950.000 Euro in dem Topf.
Von den konsumtiven Maßnahmen entfielen 128.000 Euro auf Brilon. Wie der Kreis dem Umweltausschuss mitteilte, gebe es für die Stadt des Waldes weitere Planungen in einer Höhe von 500.000 bis 600.000 Euro.
Den Walderwerb aus Ersatzgeld hat der HSK der Stadt Brilon verwehrt. In Oesdorf dagegen ging das. Dort ist vor zwei Jahren von dem Ersatzgeld ein Altbuchenwald erworben worden, der - so der Kreis auf Nachfrage der WP - „stillgelegt und vor wirtschaftlicher Zerstörung bewahrt“ werden soll. Außerdem hat der Kreis in Oesdorf Grünland erworben, das „durch extensive Beweidung in seiner Artenvielfalt erhalten“ wird. Kosten insgesamt: 201.982 Euro. Einen ähnlichen hohen Beitrag, genau: 200.277,60 Euro, hatte der Kreis in diesem Frühjahr dafür übrig, um bei Beringhausen ein FFH-Gebiet zu erhalten und einen stillgelegten Steinbruch „vor neuen Nutzungen“ zu bewahren.
Für rund 80.000 Euro erwarb der Kreis Flächen bei Padberg, Rösenbeck und Scharfenberg. Die sollen „durch weitere Maßnahmen als Habitate optimiert“ werden und später zur extensiven Bewirtschaftung an Landwirte verpachtet werden.
Stallhaltung gefährdet Vielfalt
Die extensive Beweidung fördert der Kreis auch mit jenen rund 220.000 Euro Ersatzgeld, das kreisweit beim Zaunbau zum Zuge kommt. Durch die zunehmende Stallhaltung in der Landwirtschaft, so der Kreis, „fallen immer mehr Flächen brach“; die Weidehaltung sei nicht mehr wirtschaftlich. Dabei seien Kuhfladen für die Ansiedlung bestimmter Vogelarten erforderlich. „Nur über den Bau von Zäunen“, so der Kreis zur WP, „ist es möglich, Landwirte zu einer Beweidung zu bewegen.“ Das Ersatzgeldverzeichnis führt rund 45 Zaun-Maßnahmen auf, Spannbreite: 400 Euro bis 22.532,65 Euro.
Diese Flächen liegen überwiegend in den 560 Naturschutzgebieten und befinden sich zum größten Teil in Privatbesitz. Zudem ist der Kreis für die zahlreichen, zum Teil seltenen Grünlandarten verantwortlich. Dazu gehört die Offenhaltung von Tälern ebenso wie Entfichtungs-Maßnahmen, um neues Grünland zu schaffen. Der Kreis: „Das alles fördert die Artenvielfalt.“ Auch dafür seien Zäune notwendig.
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Der größte Teil des Ersatzgeldes war 2017 fällig, deshalb muss das Geld in der Vier-Jahres--Frist wieder ausgegeben werden, sonst fällt es ans Land. Weitere Positionen aus dem jetzt erstmals veröffentlichten Ersatzgeldverzeichnis:
Wolfgangsee Madfeld: Krebszaun 1568 Euro, Verfüllung 7470 Euro, Anschaffung Reusen 1415 Euro, Reusenkontrolle 1908 Euro
Streuobstförderung: 45 Maßnahmen, rund 50.800 Euro
Wiederansiedlung Quappe Arnsberg: 2874 Euro.
Pflegetrupp-Einsatz (für Maßnahmen, die über Ausschreibungen nicht möglich wären): 88.000 Euro.