Hochsauerlandkreis. Eigentlich sollte nur der Pkw abgemeldet werden. Dann kommen Extras dazu – in der Corona-Zeit: Die Kfz-Zulassungsstelle HSK appelliert an Kunden:

Die Corona-Pandemie stellt die Kfz-Zulassungsstellen des Hochsauerlandkreises vor besondere Herausforderungen. „An den drei Standorten Arnsberg, Brilon und Meschede sind 27 Mitarbeiter beschäftigt. Umgerechnet sind das 21 Vollzeitstellen. Aber jeder schiebt rund 90 Überstunden und neun Tage Urlaub aus dem Vorjahr vor sich her“, rechnet Pressesprecher Martin Reuther vor. Die „Zulasser“ arbeiten in der Regel still und fleißig im Verborgenen. Aber jetzt sind sie am Limit und bitten öffentlich um Verständnis.

Vorher informieren

Und das hat mehrere Gründe: Wegen Corona dürfen die Zulassungsstellen generell nur noch nach Voranmeldung aufgesucht werden, um Warteschlangen auf den Fluren zu vermeiden. Die Arbeitsabläufe dauern wegen der Pandemie-Schutzregeln einfach länger. Was aber besonders ärgerlich ist: Kunden buchen einen Termin und bringen gleich mehrere Vorgänge mit. Und das bringt den Zeitplan zusätzlich aus dem Lot.

Infos und Anmeldungen

Die Zulassungsstelle ist auf der HSK-Internetseite unter der Rubrik Bürgerservice zu finden. Dort stehen auch Infos zu einzelnen Anträgen. Die Kfz-Zulassungsstellen in allen drei Kreishäusern haben von Montag bis Samstag geöffnet. Es ist jedoch für Privatpersonen weiterhin erforderlich, online einen Termin zu vereinbaren. Die Zulassung ist erreichbar unter 94-4050 (Arnsberg) 94-3050 Brilon und 94-1050 (Meschede).

„Leider passiert das immer wieder. Der Kunde hat sich online oder telefonisch einen Termin bei uns geben lassen, weil er sein altes Kennzeichen abmelden und ein Neues beantragen will. Das wäre zum Beispiel ein Vorgang, für den wir einen festen Zeitrahmen einplanen. Dann soll aber plötzlich noch der Zweitwagen der Ehefrau angemeldet oder ein Kurzzeit-Kennzeichen für ein Motorrad und für das des Nachbarn beantragt werden. Und dann hängen wir in der Uhr“, sagt Ingo Pfau: Er leitet seit 2015 die Zulassungsstelle in Meschede. Die Ausrede „Ich bin doch gerade einmal hier; können wir das nicht noch mitmachen“, sei leider nicht die Ausnahme.

Im Wartebereich der Kfz-Zulassungsstelle.
Im Wartebereich der Kfz-Zulassungsstelle. © wp | Thomas Winterberg

Ein Termin, aber fünf Vorgänge

„Wir hatten schon Kunden, die mit vier, fünf Vorgängen hier gestanden haben und nur einen gemeldet hatten“, sagt Anke Steffen, die seit neuneinhalb Jahren in Brilon arbeitet. Und draußen bilden sich dann Schlangen und Frust, den dann oft die Mitarbeiter abbekommen. „Man merkt schon, dass der Umgangston mitunter rauer geworden ist“, sagt Vasiliki Hegers, seit 2019 dabei.„Wir können an den Vorgaben leider nichts ändern und kein Auge zudrücken. Wer zum Beispiel das Auto seiner Ehefrau anmelden will, braucht nun mal deren Vollmacht. Und wenn die Unterlagen nicht vollständig sind, können wir nichts tun. Deshalb die dringende Bitte: auf unserer Homepage nachschauen, welche Papiere für welchen Vorgang dazugehören und den Vorgang bzw. die Vorgänge gleich korrekt anmelden“, wünscht sich Anke Steffen. Tipp der Fachfrau: Die Kunden sollten „www.hochsauerlandkreis.de“ bei der Internet-Recherche eingeben, um auf die richtige Seite zu gelangen. Bei der Eingabe „Straßenverkehrsamt Hochsauerlandkreis“ lande man womöglich nur auf einer Schildermacher-Seite.

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Aufwändiges Verfahren

Mal eben ein Auto zulassen oder abmelden, ist ohnehin kein 08/15-Vorgang. „Es gibt Lkw mit speziellen Aufbauten oder Tieflader, für die man Einzel- oder Ausnahmegenehmigungen braucht. Und es gibt viele Schnäppchenjäger, die den Pkw aus Kostengründen in Tschechien kaufen. Der Wagen kommt aber ursprünglich aus Japan, wurde über Rotterdam importiert. Dann geht es um die Frage der Umsatzsteuer und der Verzollung. Das dauert manchmal bis zu einer Stunde“, erklärt Ingo Pfau das sehr komplexe und aufwändige Anmeldewesen.

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Zu Beginn der Corona-Pandemie haben die Zulassungsstellen ihre Organisation umstrukturiert, um die Publikums-Ströme zu lenken. Das hat sich durchaus bewährt. Die Kreishäuser in Arnsberg und Meschede sind seitdem die vorrangigen Anlaufstellen für Kunden und vergeben das Vierfache an Terminen wie Brilon. Selbstverständlich kann man aber auch nach wie vor in Brilon noch direkt vorstellig werden. Dort ist aber primär das sogenannte Back-Office angesiedelt; dort werden viele Fäden der Antragsbearbeitung im Hintergrund gezogen. „Unser Anspruch ist es, die Vorgänge noch am selben Tag abzuarbeiten. Zwei Wochen im Voraus kann man die Besuche bei uns buchen. Wer flexibel ist, bekommt binnen zwei Tagen seinen Termin.

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Es ist auch egal, woher der Kunde kommt. Der Medebacher kann sein Auto genauso gut in Arnsberg anmelden wie der Winterberger in Brilon“, verspricht Ingo Pfau. All das sei nicht selbstverständlich. „Ich weiß von Zulassungsstellen, wo momentan gar kein Publikumsverkehr erwünscht ist, wo es Wochen dauert, bis die Anträge bearbeitet sind. Und wo es nicht – wie bei uns – sogar noch kundenfreundliche Öffnungszeiten an jedem Samstag gibt.“ Die Zulassungsstellen fahren qualitativ und quantitativ ein hohes Level. „Aber wir wünschen uns manchmal auch etwas mehr Verständnis. Wer seine Winterreifen in der Werkstatt wechseln lassen will, aber zum Werkstatt-Termin nur drei Räder mitbringt, wird auch ein Problem bekommen“, so Pfau.

Dienstleister und Menschen

Oft sei es auch so, dass Kunden gleich in Arnsberg, Brilon und Meschede einen Termin buchten, den Schnellstmöglichen wahrnähmen, die anderen aber nicht absagten, erklärt Martin Reuther. Dafür gibt es neben Internet und dem direkten Telefongespräch auch noch einen Anrufbeantworter, auf den man sprechen kann. Und einen 80-Jährigen, der sich mit diesem „neumodischen Kram“ nicht auskennt, den packen die „Zulasser“ immer irgendwie dazwischen. Schließlich sitzen da hinterm Schalter Dienstleister - und Menschen.