Hochsauerlandkreis. Schwangere Frauen haben Sorgen und Ängste in der Corona-Zeit. Zwei Hebammen aus Marsberg und Winterberg klären über die wichtigsten Fakten auf:

Für werdende Mütter und Väter, aber auch für frischgebackene Eltern ist die Corona-Pandemie eine Zeit der Unsicherheit und der Sorgen. Angst vor Ansteckungen oder vor einer Geburt ohne Partner bestimmen die Zeit der Schwangerschaft, die doch eigentlich etwas Besonderes sein sollte. Zwei Hebammen im Hochsauerlandkreis geben derzeit alles, um die Zeit für die Eltern trotzdem so schön – und sicher – wie möglich zu gestalten. Petra Gruß aus Marsberg und Lena Löffler aus Winterberg arbeiten beide als Hebammen . Die Corona-Pandemie verändert ihre Arbeit – teils gravierend.

Wie wirkt sich das Virus aus auf...

… die Schwangerschaft?

Petra Gruß ist Hebamme in Marsberg. Sie hat während Corona auf Online-Angebote umgestellt.
Petra Gruß ist Hebamme in Marsberg. Sie hat während Corona auf Online-Angebote umgestellt. © WP | Privat

Geburtsvorbereitungskurse fallen aus. Gerade diese sind für werdende Mütter, aber auch Väter, wichtig, um sich auf die anstehende Geburt und Veränderung vorzubereiten. Lena Löffler kann im Sommer zwar noch Geburtsvorbereitungskurse anbieten, muss aber Räumlichkeiten dazu mieten, um den entsprechenden Platz zu gewährleisten. Jetzt fallen die Kurse ganz aus. Online bietet sie keine an. „Ich spreche vereinzelt mit den Frauen, mal am Telefon.“

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Petra Gruß handhabt das anders. Sie bietet Onlinekurse an, die gut angenommen würden. „Die Eltern in Spe wollen nicht in großen Gruppen zusammensitzen, das war schon vor dem Lockdown so. Ich habe vorher Einzeltermine in häuslicher Umgebung angeboten, unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen. Das ist tatsächlich nicht untersagt, wenn wir Abstand halten und Mundschutz tragen“, erklärt die Hebamme.

Viele der Mütter seien vorsichtiger geworden, sagt Lena Löffler, würden Kontakte einschränken, nicht mehr überall hingehen. Petra Gruß beobachtet dasselbe. Viele Frauen würden auf sie zukommen und ihre Ängste vor einer Ansteckung teilen. „Studien zeigen, dass Babys nicht die Superspreader sind und bei einer Infizierung nicht besonders gefährdet sind.“ Sie versucht, den Eltern immer eine positive Seite aufzuzeigen. „Ich sage den Müttern, dass sie ihre Kontakte einschränken sollten. Ich sage ihnen aber auch, dass es etwas positives ist, mehr Ruhe zu haben – gerade im Wochenbett, wenn es normalerweise viel Besuch gibt. Babys schlafen sogar ruhiger, wenn es im Wochenbett etwas entspannter Zuhause ist.“ Sie rät außerdem, nicht jede „Breaking News“-Nachricht über das Virus zu lesen, auch mal abzuschalten.

… die Geburt?

„Meistens tragen Mütter die gleiche Sorge an mich heran: dass sie nicht mit ihrem Mann in den Kreißsaal dürfen“, sagt Lena Löffler. Allerdings müsse keine Frau alleine entbinden, sagt die Hebamme auch. Keine Klinik habe diese Regel nach dem ersten Lockdown erneuert, eine Vertrauensperson dürfe bei der Geburt dabei sein. „Das ist sehr wichtig, denn der Mann ist das Sprachrohr der Frau während einer Geburt.“

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Was das Vorgehen während der Geburt angeht, habe sich nicht viel geändert. Es werde vorab ein Corona-Test gemacht und die Frau muss zuerst allein zur Anmeldung in der Klinik kommen. „Der Mann darf nicht die ganze Zeit dabei sein, wird aber rechtzeitig zur Geburt dazu gerufen.“ Diesen Moment würden Hebammen zeitnah erkennen.

… die Zeit in der Klinik?

Die Tür steht normalerweise offen für Schwangere und frischgebackene Mütter mit ihren Babys: Lena Löffler hat in Winterberg ihre Hebammenpraxis eröffnet.
Die Tür steht normalerweise offen für Schwangere und frischgebackene Mütter mit ihren Babys: Lena Löffler hat in Winterberg ihre Hebammenpraxis eröffnet. © Rita Maurer

„Besuchszeiten haben sich geändert, meistens darf derzeit niemand kommen, außer der Vater.“ Petra Gruß erklärt, dass auch ein Familienzimmer aufgrund der Pandemie keine Möglichkeit zum Kennenlernen des Nachwuchs biete. „Das lässt Väter leider sehr außen vor. Das müssen wir als Hebammen aufnehmen, wenn wir die Familien Zuhause besuchen. Daher ist unsere Wochenbettbetreuung umso wichtiger, um die Familien zu unterstützen.“

… die Nachsorge?

Petra Gruß will „ihre“ frischgebackenen Eltern nicht allein lassen. Mit FFP2-Maske besucht sie die Mütter und Väter nach der Geburt daheim. „Im Wochenbett geht nicht alles online. Es braucht Nähe und den persönlichen Kontakt.“ Lena Löffler versucht, die Besuche im Wochenbett kurz zu halten. Verschärfte Maßnahmen wie ein Mundschutz und genügend Abstand sorgen für ein geringes Ansteckungsrisiko. Mal beschränkt sie verschiedene Gespräche auf das Telefon.

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Rückbildungskurse bietet sie wegen Corona derzeit nicht an, händigt den Frauen aber ein Papier und Tipps zu Übungen aus, die in den Alltag integriert werden können. Petra Gruß setzt auf Online-Angebote – was Rückbildung, aber auch Babymassage angeht. „So bleiben wir auch in Kontakt.“

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