Hallenberg. Um den Bürgern Fichtenholz für Ofen und Kamin schmackhaft zu machen, kann ein Raummeter zum selber Zusägen kostenlos bestellt werden.
Trockenheit, Hitze und Borkenkäfer fügen dem heimischen Wald massive Schäden zu. Überall kämpfen die Forstbetriebe und Waldbauern darum, möglichst viel von dem sogenannten Kalamitätsholz schnell aus dem Wald zu bekommen, um dem Borkenkäfer keine weiteren Lebensräume zu bieten.
Die Stadt Hallenberg will deshalb einen neuen Weg ausprobieren: Sie schenkt interessierten Bürgern einen Raummeter Fichtenholz als Brennstoff. Ein Raummeter entspricht einem Kubikmeter, inklusive der Luft zwischen den geschichteten Holzstücken.
„Das Angebot richtet sich an alle Bürger, nicht nur an bisherige Bestandskunden, die Bürgerbrennholz beziehen“, betont Volkhard Kunst, Fachbereichsleiter Forst und Umwelt. Die Aktion soll laut Stadt dazu dienen, den Bürgern Fichtenholz schmackhaft zu machen – im Gegensatz zu Buche ist es als Brennholz bisher nicht beliebt.
Richtige Heiztechnik entscheidet
Das liegt zum einen daran, dass die relativ weichen Nadelhölzer im Vergleich mit harten Laubhölzern weniger Heizenergie liefern. Um dieselbe Energie zu erzeugen, müssen zum Beispiel 30 Prozent mehr Fichten- als Buchenholz verbrannt werden. Zum anderen befürchten laut Kunst viele Menschen, dass Fichtenholz ihrem Ofen oder Kamin schaden könnte. „Wenn man einige Regeln beachtet, stimmt das aber nicht.“
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Das langsame Verbrennen mit gedrosselter Luftzufuhr, wie viele es vom Laubholz gewöhnt seien, führe mit Fichtenholz zu starker Rußbildung. Werde es aber mit voller Luftzufuhr verbrannt und erst fast am Ende der Verbrennungszeit die Luftklappe geschlossen, entstünden nur wenig Ruß und Asche.
Fichtenholz eigne sich wegen der kurzen Verbrennungszeit vor allem für Öfen, die gut Wärme speichern können, wie Speckstein- oder Grundöfen. Dann werde die Energie optimal genutzt und nicht verschwendet. Das angebotene Hallenberger Fichtenholz weise eine Restfeuchte von weniger als 20 Prozent auf und sei damit als Brennholz sehr gut geeignet.
Wer das Fichtenbrennholz ausprobieren möchte, kann die gewünschte Menge bei der Stadt bestellen – per Mail, über das Online-Bürgerportal oder über das Formular im städtischen Rundblick. Der Gratis-Raummeter muss laut Stadt mitbestellt werden, werde aber nicht berechnet. Zusätzliches Fichtenholz von derselben Qualität kostet 12 Euro pro Raummeter.
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„Mit dieser Werbung für Fichtenbrennholz erhofft sich die Forst- und Umweltverwaltung eine Überzeugung der eingefleischten Buchen-Brennholzkäufer und einen schnelleren Abfluss des Fichtenindustrieholzes aus dem Wald“, schreibt die Verwaltung.
Industrieholz schwer verkäuflich
Mit Industrieholz ist der Teil der Fichtenstämme gemeint, der sonst meist in die Papier-, Karton- oder Holzwerkstoffproduktion gegangen ist. Er sei momentan besonders schwer verkäuflich. Die übrigen Teile „sind gerade noch kostendeckend auf dem Markt oder im Export abzusetzen.“
Die angebotenen Stücke sind 3,10 Meter lang und werden „ab Waldweg“ angeboten. „Viele Hallenberger haben einen Motorsägenschein, die sägen sich diese Stücke selbst zu“, sagt Kunst. Große Mengen wie Lkw-Ladungen seien aber auf Wunsch ebenfalls verfügbar, so die Stadt. Jeder, der Fichtenbrennholz kaufe, helfe dem Stadtwald.
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Laut Volkhard Kunst hat Hallenberg in den Jahren 2019 und 2020 über 300 Hektar Fichtenwald außerplanmäßig fällen müssen. „Das ist fünfmal so viel wie gewöhnlich und wir wissen ja nicht, was noch kommt. Außerdem ist nicht nur die Fichte geschädigt.“ Er hofft auf einen sehr niederschlagsreichen Winter, der helfen könnte, das Problem zumindest zu verlangsamen.