Brilon. Alessio Cappa verliert seinen Job am Airport Abu Dhabi in der Corona-Krise. Jetzt lebt er in Brilon und sucht verzweifelt nach einer neuen Arbeit

Eine E-Mail verändert das Leben von Alessio Cappa. Darin steht, dass sein Arbeitgeber Personal reduzieren muss. Dass er betroffen ist. Dass er am nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit erscheinen muss. Von einem auf den anderen Tag hat Alessio Cappa seinen Job am Flughafen in Abu Dhabi verloren – wegen Corona . Jetzt lebt er in Brilon bei seiner Frau und weiß nicht, wie es weitergehen soll.

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Alessio Cappa ist erst seit kurzem in Brilon. Zurück bei seiner Frau, Ivana. Eigentlich sehen die beiden sich nur in den Ferien oder seinem Urlaub. Wenn sie mit den Kindern nach Abu Dhabi fliegt. Oder er ins Sauerland. Jetzt leben sie wieder zusammen, weil Alessio Cappa seinen Job verloren hat. Der 45-Jährige fährt sich mit den Händen über den rasierten Kopf. Zupft an der Maske. Dann erzählt er, auf Englisch, denn eigentlich ist er Italiener.

Vor sechs Jahren geht er von Italien nach Abu Dhabi

Alessio Cappa lebt jetzt seit kurzem in Brilon und versucht, Deutsch zu lernen.  
Alessio Cappa lebt jetzt seit kurzem in Brilon und versucht, Deutsch zu lernen.   © WP | Privat

Vor sechs Jahren ist Alessio Cappa nach Abu Dhabi gegangen. Zuvor hat er in Italien gelebt, auch dort schon am Flughafen gearbeitet. „Aber die Vereinigten Arabischen Emirate waren immer in meinem Hinterkopf“, sagt er. Im Dezember 2014 geht er für seinen Job nach Abu Dhabi. An den „Abu Dhabi Airport“. Dort ist er für die Wartung der Maschinen verantwortlich, nachdem sie gelandet sind. Er schaut, ob es technische Probleme gibt, macht die Maschinen wieder startklar. Ein harter Job, denn die Sonne ist heiß und er arbeitet draußen. „Nach Feierabend sind wir dann manchmal an den Strand gegangen. Das vermisse ich jetzt, das Meer“, sagt er.

Dann breitet sich die Pandemie aus – und der Flugverkehr bricht ein. Zahlreiche Flüge werden gestrichen, immer weniger Menschen steigen in eine Maschine. Viele fürchten das Infektionsrisiko oder dürfen schlicht nicht mehr verreisen. Überall auf der Welt trifft es die Luftfahrtunternehmen. Viele streichen Stellen. So auch der „Abu Dhabi Airport“. Zahlreiche Mails mit Kündigungen gehen raus. Auch an Alessio Cappa.

Für ihn ist klar, er geht zu seiner Frau

Für ihn ist sofort klar, dass er zu seiner Frau Ivana zieht. Sie haben sich vor Jahren in Italien kennengelernt, führen eine Fernbeziehung. In Abu Dhabi bekommt er außerdem keine Unterstützung vom Staat, wenn er seinen Job verliert. Also kündigt er seine Wohnung. Verkauft seine Möbel, das Auto. Schließt sein Bankkonto. Und reist ab.

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Alessio Cappa spielt mit der Mütze in seinen Händen. Schaut aus dem Fenster in den Regen. „Den hab ich am meisten in Abu Dhabi vermisst. Regen und die Natur hier. Manchmal war es hart, ständig in der Sonne und der Hitze zu arbeiten.“ In Brilon ist er auf der Suche nach einem Job. In Paderborn fragt er eine Firma an, aber die haben Einstellungsstopp. Wie alle, sagt er. „Die Flugzeugbranche wird lange brauchen, bis sie sich erholt. Das war nach dem 11. September so, das wird auch jetzt wieder so ein“, prophezeit er. Daher sucht er überall. Er will alles ausprobieren, Hauptsache wieder Arbeit.

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Das Problem bei der Jobsuche ist die Sprache

Das Problem: Die Sprache. „Keiner will mich einstellen, wenn ich nicht deutsch spreche“, sagt er. Jeder Deutschkurs sei aber wegen Corona ausgefallen. Er ist Alleinverdiener für die Familie gewesen. Muss die Kosten decken. Er steckt fest, weiß nicht mehr weiter. „Ich fühl mich...“ Er hält kurz inne, überlegt. Sagt dann: „Ich war 22 Jahre Flugzeugtechniker.“ Wieder Innehalten. „Ich würde wirklich alles probieren, jetzt.“