Hallenberg/Bromskirchen. Michaela und Marius Schmidt geben wegen Corona fast ihre Traumhochzeit auf. Dann wird alles noch pompöser: auf der Freilichtbühne Hallenberg.
Pompöse Aufmärsche in feierlichen Roben, das kennt man auf der Freilichtbühne Hallenberg. Dort stand auch schon manches Brautpaar vor dem Traualtar. Bisher immer gespielt. Doch vor zwei Wochen war alles echt: Michaela und Marius Schmidt haben sich auf der Freilichtbühne das Ja-Wort gegeben. Möglich wurde bzw. musste es werden durch Corona, denn die Hochzeit war schon lange geplant.
Das Datum war ein Muss
Aber im Gegensatz zu vielen anderen Brautpaaren haben Michaela und Marius Schmidt einen Weg gefunden, an ihrem Wunschdatum festzuhalten und ihre Hochzeitsfeier mit sehr viel zusätzlichem Aufwand dennoch zu feiern: 10.10.2020. Dazu MM als Initialen ihrer Vornamen. In römischen Ziffern lässt sich das XXMMXX schreiben. Deshalb war für die beiden Brautleute schon lange klar, dass sie unbedingt am 10. Oktober 2020 heiraten wollten, zumal sie sich bereits selbst im Scheunenatelier Braunshausen Eheringe mit dieser Gravur geschmiedet hatten.
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„Die standesamtliche Trauung sollte im Rathaus und die kirchliche Trauung mit Pastor Ulrich Finger, einem Onkel, in der St. Martinskirche stattfinden, die Feier dann in der Schützenhalle – alles in Bromskirchen“, lautete der Plan des jungen Paares, das in der nordhessischen Nachbargemeinde von Hallenberg mit dem Gartenzaun auf der Grenze zu NRW wohnt. Doch bei den Vorbereitungen zeigte sich schnell, dass dieses Vorhaben angesichts der Corona-Schutzmaßnahmen nicht zu realisieren sein würde.
In der kleinen St. Martinskirche dürfen gleichzeitig nur 28 Personen sein, im Standesamt sogar nur fünf – neben dem Brautpaar also nur noch die Trauzeugen und der Standesbeamte. Weil Michaela und Marius Schmidt neben ihren Eltern und Familien aber auch ihre Freunde sowie ihre Musikkollegen von zwei Posaunenchören und dem Vokal-Ensemble „Da Capo“ an ihrem großen Tag dabei haben wollten, so dass knapp 150 Personen zusammenkommen würden, musste ein Plan B her. Der sah eine Hochzeit draußen auf einer Wiese in Bromskirchen vor. Aber hier machten die Wetterbedenken den Brautleuten einen Strich durch die Rechnung.
Hygienekonzept erstellt
Weil Michaela gebürtig aus Hesborn stammt und Marius bei der Freilichtbühne mitspielt – im vergangenen Jahr als Krokodil, das dem fiesen Käpt’n Hook im Familienstück „Peter Pan“ das Handwerk legt – kam beim Überlegen mit den Trauzeugen die Idee auf, in Hallenberg nachzufragen. Und hier ergaben sich tatsächlich realistische Möglichkeiten: Die standesamtliche Trauung konnte im Kump im Großen Saal stattfinden, wo 25 Gäste mit ausreichend Abstand dabei sein konnten. Für die kirchliche Trauungszeremonie klopfte Marius Schmidt beim Vorstand der Freilichtbühne an.
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Als aktives Vereinsmitglied bekam er die Ausnahme-Erlaubnis, die 90 Meter breite Bühne samt überdachtem Zuschauerraum und seinen über 1400 regulären Sitzplätzen zu nutzen. Jetzt galt es also, neben den üblichen Vorbereitungen für eine große Hochzeit auch passende Hygienekonzepte zu erstellen und mit dem Ordnungsamt abzustimmen.
Teilnehmer mussten neu eingeladen werden
Alle Teilnehmer und Gratulanten mussten neu eingeladen und im Vorfeld erfasst werden, um im Zweifel Infektionsketten nachvollziehen zu können. Für die Gäste der kirchlichen Zeremonie wurden Eintrittskarten erstellt und feste Sitzplätze zugewiesen – mit drei Metern Abstand, damit gesungen werden durfte… ein Muss für ein so musikalisches Brautpaar! Für die Musiker und Sänger fand sich auf der Bühne ausreichend Platz, so dass sie den Gottesdienst aktiv mitgestalten konnten.
Für den anschließenden Empfang in Neuludwigsdorf wurden die Gäste draußen festen Zeltplätzen zugeteilt und bekamen Becher mit Namen sowie abgepackte Snacks. Damit ein bisschen Heimatgefühl dabei war, wurden die Glocken der Martinskirche aufgenommen und auf der Freilichtbühne als Auftakt zur kirchlichen Trauung abgespielt. Akribische Listen waren neben Brautstrauß und Eheringen also quasi das wichtigste Accessoire am Hochzeitstag: Marius und Michaela Schmidt mussten im Vorfeld abfragen und exakt nachhalten, wer auf dem Standesamt dabei war, beim Sektempfang vor dem Kump mit Sekt und Saft in Fläschchen statt Gläsern, bei der kirchlichen Trauung, beim anschließenden Gratulieren, beim großen Empfang vor der Hochzeitsfeier und bei der eigentlichen Familienfeier im ganzen kleinen Kreis.
Raum für Romantik
Im großen Rahmen soll es eine nachträgliche Party geben, wenn die Zeiten wieder unkomplizierter geworden sind. Bleibt bei so viel Planung und Bürokratie noch Raum für Romantik und Überraschungen? Ganz klar ja, vielleicht sogar gerade deshalb, da sind sich beide einig! Nach dem Standesamt brachten Schüler von Marius Schmidt, der an der Sekundarschule Medebach-Winterberg unterrichtet, ein Ständchen. Die Musiker standen mit Instrumenten und roten Rosen Spalier und fingen das Brautpaar nach der kirchlichen Trauung im Hochzeitskorso auf dem Weg zur Feier mitten in Bromskirchen ab, so dass der Hochzeitstanz spontan auf der Hauptstraße stattfand. Und ganz wichtig bei einer Hochzeit im Freien: Auch das Wetter spielte mit, nachdem es bis kurz zuvor tagelang geregnet hatte.
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Jetzt genießen Michaela und Marius Schmidt ihre Flitterwochen und erholen sich von den aufregenden Wochen und Monaten, die letztlich zu einem ganz besonderen Hochzeitstag geführt haben: „Wir wollten unsere Hochzeit unbedingt am 10.10.2020 feiern. Durch die sich laufend ändernden Corona-Vorgaben mussten wir immer wieder umdenken und neu planen. Letztendlich ist dadurch etwas Gigantisches mit vielen einzigartigen Momenten entstanden. Es war ein unvergesslicher Tag!“