Medebach/Winterberg. Niederländer buchen zurzeit keinen Sauerland-Urlaub. Trotzdem ist der CenterParcs in Medebach nahezu voll. Woher kommen die meisten Gäste?
Der Nordrhein-Westfale macht zurzeit in Nordrhein-Westfalen Urlaub. Diese Erkenntnis hat Boris Ege gewonnen. Er ist Leiter des CenterParcs Hochsauerland in Medebach, der momentan komplett ausgebucht ist. „Die meisten Anfragen und Buchungen kommen in der Tat aus NRW, gefolgt von Hessen, Niedersachsen und Baden Württemberg“, nennt er die aktuellen Top-Vier. Gut und gerne 3000 Gäste sind derzeit im Park. 3300 ist das Maximum, aber nicht alle Betten in allen gebuchten Häusern sind auch belegt.
Keine Auswirkungen
Die äußerst angespannte Corona-Lage in den Niederlanden habe zurzeit keine Auswirkungen auf die Auslastung des Parks. „Auf das gesamte Jahr betrachtet, kommen 35 Prozent unserer Gäste aus den Niederlanden. Die Monate August und Februar sind stark in niederländischer Hand, der September und der Oktober eher nicht. Buchungen aus Holland sind derzeit auf Null. Dafür boomt es bei den Inlandsreisenden. Die Nachfrage ist unglaublich.“ Spannend werde es natürlich mit Blick nach Holland, wenn der Winter komme, so Ege.
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Die Urlauber seien momentan dankbar für jedes Outdoor-Angebot und zeigten Verständnis dafür, dass die tropische Badelandschaft, das „Aqua Mundo“, nur mit eingeschränkter Personenzahl betrieben werden darf. Statt 1150 sind es nur um die 400.
Kein generelles Beherbergungsverbot
Insofern war es aus Sicht der heimischen Touristiker offenbar gut, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Mammutsitzung mit den Länderchefs am Mittwoch die Entscheidung über ein generelles Beherbergungsverbot vertagt hat. Winfried Borgmann, Wirtschaftsförderer und für den Tourismus in Winterberg zuständig, verweist in diesem Zusammenhang auf die bestehenden Regeln. „Schlussendlich hat es ja am Mittwoch keine neuen Beschlüsse oder Änderungen gegeben. Keine Beherbergung für ausländische Touristen aus einem Hotspot. Für inländische Touristen ändert sich eigentlich nichts.“
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Das bedeutet, dass Touristen aus Holland und Belgien – derzeit Risikogebiete – nicht nach Winterberg reisen können, außer sie legen einen negativen Corona-Test vor, der nicht älter als 48 Stunden ist.
„Das ist für uns natürlich schmerzhaft, wenn durch diese Regelung viele Stornierungen erfolgen“, so Borgmann. Inländische Touristen dürfen folglich anreisen. Selbst Urlauber aus den risikobehafteten Gebieten Olpe, Hamm oder aus Großstädten wie Köln, können weiterhin in Winterberg Urlaub machen – ohne einen Corona-Test vorweisen zu müssen.
Lage ist nicht entspannt
Borgmann hat eine ähnliche Erfahrung gemacht wie der CenterParcs in Medebach: „Innerdeutsche Touristen können zum Teil den Wegfall der Besucher aus den Niederlanden oder Belgien kompensieren“, sagt Winfried Borgmann. Allerdings herrsche derzeit in der Reiseplanung viel Kurzfristigkeit. „Angela Merkel drängt darauf, nur zu reisen, wenn dies wirklich notwendig ist. Natürlich kann man darüber streiten, wie notwendig eine touristische Reise ist. Aber die Rechtslage in NRW ist nun einmal so, das innerdeutsche Reisen bisher nicht verboten sind.“
Trotzdem sei die derzeitige Situation für die Stadt Winterberg alles andere als entspannt. So müsse man insgesamt die Lage jeden Tag neu bewerten und überlegen, wie man damit umgehe. „Wir müssen breitflächig informieren, nicht nur auf unserer Website, sondern auch in der Stadt selbst. Das tun wir auf großen Schildern, auf denen wir die Regeln erklären. Das scheint gut zu funktionieren, aber wir müssen die Regeln immer wieder vorhalten“, so Borgmann.
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Die Herbstferien sind an sich nicht die wichtigste Urlaubszeit für den Tourismus, zumal danach noch eine ruhigere Zeit komme, bevor es mit der Wintersaison losgehe. Viele Menschen würden sich zudem derzeit dreimal überlegen, ob sie wirklich verreisen wollen. Viele würden vorher anrufen, sich über die Lage informieren. Trotzdem appelliert Winfried Borgmann an die Menschen, dass das Reisen – wenn man sich an die Regeln halte – auch zu machen sei. „Ich verstehe aber auch, dass die Regeln für viele undurchsichtig sind. An einem Tag hat man sie für sich eingeordnet, am nächsten muss man sich dieselben Fragen noch einmal stellen.“
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Die Stadt stehe zurzeit ständig in Kontakt mit dem Gesundheitsamt und dem Gesundheitsministerium, um die vielen Informationen richtig einordnen zu können – und diese dann an Touristen und Gastgeber weiterzugeben.