Medebach. Fachkräfte sind rar, Ausbildungsmessen fallen wegen der Coronakrise aus – da dachte sich ein Medebacher Unternehmen einen neuen Dreh aus.
Vom Ausbildungsalltag erzählen und damit junge Leute für das Unternehmen gewinnen: Mit diesem Ziel haben fünf Auszubildende der Paul Köster GmbH im Workshop „Marketing-Takeover“ eine eigene Werbekampagne entwickelt. Herausgekommen sind Posts, die jeweils in lockerem Ton einzelne Berufe vorstellen und Jugendliche aufrufen, Fragen zu stellen oder sich zu bewerben.
Das Maschinenbau-Unternehmen bietet acht Ausbildungs- und zwei duale Studiengänge an – und wie viele andere muss es feststellen, dass der benötigte Fachkräfte-Nachwuchs rar und begehrt ist. Über verschiedene Kanäle versucht es daher, diesen zu erreichen und für sich zu gewinnen.
Dafür wichtige Veranstaltungen fallen aber wegen der Coronakrise dieses Jahr aus. „Normalerweise gehen wir unter anderem auf Karrieremessen und kooperieren mit Schulen“, sagt Marketing-Mitarbeiterin Ann-Kathrin Huneck. So kam die Idee, mit Azubis aus möglichst aller Fachrichtungen einen neuen Ansatz auszuprobieren.
Zunächst hatten die fünf Teilnehmer – Helen Müller, Luca Kuhnhenne, Jannis Pröpper, Leon Ittermann und Micha Schmidt – in dem Workshop über ihre eigene Mediennutzung nachgedacht und festgelegt, welche Kanäle sie mit ihrer Kampagne bespielen wollten. Was Huneck überraschte: Die jungen Leute hätten dabei viel Wert auf die gedruckte Zeitung gelegt und am liebsten eine ganzseitige Anzeige gestaltet. „Das scheiterte lediglich am Budget des Workshops.“
Kritik am fehlenden Instagramkanal
Mehrere andere Kanäle standen jedoch zur Verfügung, wobei die Azubis auch konstruktive Kritik am Arbeitgeber äußerten: Der bisher fehlende Instagram-Account sei ein Minus. In den sozialen Medien war das Unternehmen bisher nur auf Facebook präsent – aber über dieses Netzwerk, so die Azubis, seien eher die Eltern von Jugendlichen zu erreichen als diese selbst.
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Für die Kampagne wurde daher ein Instagram-Auftritt eingerichtet, auf dem die Posts, unterstützt durch Werbung, tatsächlich deutlich mehr Resonanz erfuhren als auf Facebook. Durchschnittlich rund 500 Herzen, also Zustimmungsbekundungen, vergaben die Nutzer für die Fotos der Kampagne. Der Instagram-Kanal mit seinen inzwischen immerhin 265 Abonnenten soll auch künftig weiter gepflegt werden.
Die Fotos für die Kampagne wurden, ebenso wie die Texte, von den fünf Azubis selbst gestaltet. Dabei gibt es zwei verschiedene Foto-Kategorien: In der einen wird eine Arbeitsszene aus einem der Berufsfelder gezeigt, dazu erläutern kurze Textboxen wichtige Tätigkeiten in diesem Job.
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Bei den Fachinformatikern für Systemintegration sind das beispielsweise „Lösen von Anwendungs- und Systemproblemen“ und „Telefonischer und persönlicher Support anderer Mitarbeiter“, bei den Feinwerkmechanikern „Zusammenbau und Einstellung der Maschinenteile und Geräte“ und „Fertigung von Präzisionsbauteilen“.
Die anderen Fotos porträtieren jeweils einen Auszubildenden des Unternehmens aus diesem Berufsfeld. In kurzen Texten wird abgeklopft, welcher Typ Mensch sich für den jeweiligen Beruf bewerben sollte – eher jemand mit Vorliebe für Zahlen und ein sauberes Büro oder jemand, der sich lieber die Hände schmutzig macht, statt am PC zu sitzen.
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Der gewählte Ton ist dabei lockerer, als ihn gewöhnlich Marketing-Verantwortliche anschlagen würden. „Wenn du jetzt ein paar Fragezeichen im Kopf hast, dann hau sie uns hier unter den Post“, heißt es da zum Beispiel. Ein gewollter Stilbruch, der helfen soll, auf Augenhöhe Kontakt zu Jugendlichen aufzubauen. „Mit der Resonanz sind wir sehr zufrieden“, so Huneck. Der Workshop habe den Auszubildenden Spaß gemacht und sei im Unternehmen gut angekommen. Nun sei man gespannt darauf, ob sich die Kampagne auch auf die Zahl und Qualität der Bewerbungen auswirkt.