Der Tarifkonflikt im Öffentlichen Dienst erreicht den HSK. Das Busunternehmen RLG in Brilon wird bestreikt. Das sind die wichtigsten Fakten:
Hochsauerlandkreis/Brilon. Die Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) in Westfalen ruft in dieser Woche weitere Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zu ganztägigen Warnstreiks auf. Diesmal wird auch im Hochsauerlandkreis die Arbeit niedergelegt. Betroffen ist der ÖPNV. Die RLG mit Sitz in Brilon die weite Teile des HSK bedient, , wird in dem Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst am Freitag, 2. Oktober, bestreikt.
In Brilon: „Es wird kein Bus den Betriebshof verlassen“
„Wir haben die Kollegen in Brilon im Zusammenhang mit den Verhandlungen um den Entgeldtarif und der Forderung einer Anhebung der Einkommen um 4,8 Prozent aufgefordert, zu streiken“, erklärt Bernd Balzer, Sprecher von Verdi. Betroffen sind die Betriebshöfe im Altkreis, unter anderem in Brilon und Medebach. Die RLG in Arnsberg und Sundern soll nicht bestreikt werden.
„Es wird kein Bus den Betriebshof verlassen“, sagt Bernd Balzer. Der Betrieb werde zu 100 Prozent bestreikt. Es gebe keine Alternativen für Schul- oder Pendlerverkehr. Ob Subunternehmen weiterhin fahren würden, weiß der Verdi-Sprecher allerdings nicht.
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„Ich weiß, dass wir damit an diesem Tag das öffentliche Leben stark beeinträchtigen, aber die Kollegen haben keine andere Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen“, sagt Bernd Balzer. Er versteht die öffentlichen Arbeitgeber und ihre Ablehnung nicht. Erst heiße es, die Berufe seien systemrelevant, nun werde nicht in Erwägung gezogen, ein Angebot zu machen. „Das finde ich sehr schräg!“
Eine Kundgebung sei in Brilon nicht geplant. „Wir werden in der ersten Welle nur betriebsnah streiken. Corona zwingt uns umzudenken. Es wird also keine öffentlichkeitswirksamen Bilder geben“, versichert Bernd Balzer. Die Kollegen seien für ein oder zwei Stunden am Betriebshof präsent, würden sich in eine Streikliste eintragen und dann wieder nach Hause gehen. Üblich war – vor der Corona-Krise - eine lange Präsenzzeit an den Unternehmen.
Verdi: Verhalten der Arbeitgeber perfide
„Die Beschäftigten zeigen deutlich, dass sie auch in der aktuellen Krise bereit sind, sich für ihre Interessen einzusetzen. Trotzdem gehen wir die Warnstreiks maßvoll an und halten vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahmen ein. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Zeitgleich gehen wir davon aus, dass sich die Maßnahmen in der nächsten Zeit noch intensivieren werden“, erklärte Gabriele Schmidt, Landesleiterin von ver.di NRW.
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Michael Kötzing, Bezirksgeschäftsführer von ver.di Westfalen ergänzt: „Das Verhalten der öffentlichen Arbeitgeber ist perfide. Verdi hatte nach eigenen Angaben angeboten die Tarifverhandlungen pandemiebedingt zu verschieben. Dieses Angebot hätten die kommunalen Arbeitgeber (VKA) und der Bund im Juni ausgeschlagen, sagt die Gewerkschaft. Für Verdi seien die Warnstreiks alternativlos, „denn Tarifverhandlungen ohne das Druckmittel des Streiks sind nicht mehr als kollektives Betteln.“
Das fordert Verdi
Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen eine Anhebung der Einkommen um 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro pro Monat, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
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Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 100 Euro pro Monat angehoben werden. Erwartet wird zudem die Ost-West-Angleichung der Arbeitszeit.
Die dritte Runde der Verhandlungen ist für den 22./23. Oktober 2020 erneut in Potsdam angesetzt.