Brilon. Cordula Hillebrand liebt Musik und möchte bei den Westdeutschen Hip-Hop-Meisterschaften antreten. Dabei tanzt sie erst seit einem halben Jahr.

„Ohne Musik kann ich nicht leben.“ Ein Satz, den viele so oder ähnlich schon gehört haben. Bei Cordula Hillebrand aus Brilon könnte er kaum treffender sein, denn sie hört fast 20 Stunden am Tag über Kopfhörer Musik und tanzt. Im nächsten Jahr möchte sie bei den Westdeutschen Hip Hop Meisterschaften antreten und sucht einen Tanzpartner. Das ist auf zweifache Weise zunächst außergewöhnlich, denn die 39-Jährige beschäftigt sich erst seit einem halben Jahr mit Hip Hop und lebt ein sehr isoliertes Leben.

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Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch gab gemeinsam mit seiner Gattin Brigitte Schulte-Bartsch und - als Erstwählerin - Tochter Lea seine Stimme in der Stadtbibliothek ab. Dort war corona-bedingt erstmals das Wahllokal für den Stimmbezirk Helle eingerichtet worden. Das angestammte Wahllokal befindet sich im Ev. Kindergarten.
Von Jutta Klute, Anette Dülme, Jana Naima Schopper, Boris Schopper, Thomas Winterberg, Jürgen Hendrichs, Kevin Kretzler

Tanz ist seit Kindestagen Bestandteil von Hillebrands Leben. Erst zu Abba, später zu Goa, einer Richtung der elektronischen Musik. Die Tanzschule bringt ihr Standard bei und lateinamerikanische Tänze, wo sie geführte Schritte lernt, aber mit 24 Jahren merkt sie eine Veränderung. „Ich habe den Kopf abgeschaltet und die Musik fühlen können. Das klappt nicht, wenn ich von Heavy Metal Liedern angeschrien werde, aber sonst geht das sehr gut. Und dann werde ich süchtig“, sagt Hillebrand und lacht. Sie beschreibt ihren Zustand selbst dann als Trance, die sie bis in einen ekstatischen Gefühlszustand treiben kann.

Der Weg zum Hip Hop

Neben der Musik malt Hillebrand gerne mit Acryl Fluid und verschönert ihre Wände und ihr Wohnmobil.
Neben der Musik malt Hillebrand gerne mit Acryl Fluid und verschönert ihre Wände und ihr Wohnmobil. © Privat

Zwei bis sechs Stunden, manchmal mehr, treibt sie die Musik zum Tanzen. Ein Freund schickt ihr im März ein Hip-Hop-Lied, eigentlich nicht Hillebrands Genre, aber sie gibt dem Ganzen eine Chance. Das Interesse ist schnell geweckt. „Einen Tag später habe ich es nachts nochmal angemacht. Den Text habe ich nicht wahrgenommen, das mache ich nie, aber das Lied lief dann acht Stunden am Stück“, erklärt die 39-Jährige ihren Weg zum Hip Hop.

Hilfe im Alfred-Delp-Haus in Brillon?

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Nun möchte sie im nächsten Jahr bei den Westdeutschen Hip Hop Meisterschaften antreten. Sieg oder Niederlage spielen keine Rolle für die gebürtige Mendenerin. Spaß an der Sache und Leute begeistern stehen im Vordergrund. Schwierig ist es allerdings einen Tanzpartner zu finden. Durch Zufall erfährt Hillebrand, dass im Alfred-Delp-Haus, direkt gegenüber von ihrer Wohnung, eine Hip-Hop-Gruppe trainiert. Vielleicht wird sie dort fündig. „Ich hatte mal die Kopfhörer abgenommen und hörte draußen Hip-Hop-Musik. Ich dachte erst, dass es einfach ein Gleichgesinnter ist mit einem ähnlichen Musikgeschmack. Stattdessen trainiert dort eine Gruppe“, sagt sie und muss lachen über die Situation.

Der Rückzug ins Privatleben

Infos zur Veranstaltung

Die Westdeutsche DTHO Hip-Hop-Meisterschaften finden am 19. und 20. Juni 2021 in Mühlheim an der Ruhr statt. Änderungen sind möglich.

Gekürt werden Sieger in den Kategorien Solos, Duos, Small Groups,Formationen und Showcrews.

Anmeldeschluss für die Veranstaltung ist der 16. Mai 2021.

Normalerweise hat Hillebrand nicht viel Kontakt zu anderen Menschen außerhalb ihres Berufs in der Intensivpflege. Eine bewusste Entscheidung, wie sie sagt. Als sie noch selbstständig und in ganz Deutschland unterwegs war, hatte sie stellenweise mit 5000 Patienten im Jahr zu tun. Sterbefälle, Arbeit in der Forensik. „Das hat mich ausgepowert.“ Sie zog sich zurück, wurde nach eigenen Angaben süchtig nach Isolation und lebt alleine. Freunde hat sie kaum. Der Suche nach einem Tanzpartner steht das aber nicht im Weg. „Ich gehe offen auf Menschen zu und verbringe Zeit mit ihnen. Deswegen möchte ich auch auf die Bühne. Aber ich brauche auch viel Zeit für mich“, erklärt Hillebrand.

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Diese Zeit nutzt sie dann, um ihre Wohnung zu verschönern, denn wenn sie nicht tanzt und auch oft währenddessen, schwingt sie den Pinsel und tobt sich kreativ aus. Acryl Fluid hat es ihr besonders angetan, denn „ich liebe Farben.“ Langeweile gibt es nicht, sie findet immer etwas zu tun. Möbel umstellen, Gemüse anbauen oder eben Malen. „Ich habe gelernt zu Tapezieren nur um die Wand dann wieder anzumalen,“ erinnert sich die 39-Jährige. Weder auf Kunst noch auf Musik möchte sie in ihrem Leben verzichten. Wenn Sie also eine Frau sehen, die im Wald, auf der Straße oder beim Rasenmähen tanzt, Kopfhörer tragt und Sie sich für Hip Hop interessieren, dann könnte das Ihre Chance auf eine Teilnahme bei den Westdeutschen Meisterschaften sein.