Brilon. Das Alfred Delp Haus in Brilon ist für Besucher geschlossen. Die Kinder haben aber Zugang zu neuen Angeboten. So sehen sie im Detail aus.

Normalerweise haben Katharina Wicik und ihre Kollegen im Alfred Delp Haus (Adh) in Brilon tagsüber viele Kinder um sich herum. Im Kinder- und Jugendtreff spielen eigentlich Klein und Groß miteinander, basteln, kochen und haben eine schöne Zeit. Wegen des Coronavirus geht das nicht mehr. Für Wicik und die anderen Betreuer eine schwierige Umstellung. Aber sie sehen die Situation als Chance und führen den Jugendtreff nach und nach in eine virtuelle Zeit mit neuen Möglichkeiten.

Auch interessant

Im Ticker berichtet die Westfalenpost im Altkreis Brilon täglich über Neuigkeiten zum Coronavirus im östlichen HSK.
Von Jürgen Hendrichs, Jana Naima Schopper, Thomas Winterberg, Jutta Klute, Kevin Kretzler, Annette Dülme, Stefanie Bald, Laura Marie Dicke und Boris Schopper

Ohne direkte Kommunikation von Angesicht zu Angesicht überlegte das Team, wie der Kontakt zu den Kindern aufrechterhalten bleiben kann. Dafür erstellten die Mitarbeiter des Adh einen Account auf Instagram und veröffentlichen dort immer wieder Ideen, um sich zu beschäftigen. Rätsel, Rezepte, Bastelideen und mehr finden sich dort. „Das ist für alle hier noch neu und wir müssen uns erst noch einfinden“, sagt Wicik, „aber wir bekommen viele positive Rückmeldungen und wollen möglichst viele Möglichkeiten bieten, um eine schöne Zeit zu gestalten.“

Angebote über Instagram und Facebook

Auch interessant

Ein Klassenraum. Zwischen den Tischen herrscht viel Platz.
Von Kevin Kretzler, Rita Maurer, Annette Dülme und Thomas Winterberg

Doch während Jugendliche schon über einen Zugang zu Instagram verfügen, ist das bei Kindern vermutlich noch nicht verbreitet der Fall, immerhin war das Adh schon für Gäste ab acht Jahren geöffnet gewesen. Aber auch darauf wurde geachtet. Im Vorfeld gingen Postkarten an bekannte Gesichter, die im Jugendtreff zu Besuch waren und sie wurden auf die neuen Angebote und die Auftritte in den sozialen Medien hingewiesen. So können zumindest Eltern dem Account folgen und den Kindern interessante Inhalte zeigen. Auf diese Weise erfahren Kinder beispielsweise von Fifa-Spielen auf der Spielekonsole, wo stellenweise acht Kinder miteinander zocken, oder von Quizduellen per Handyapp.

Einfach den Nametag auf Instagram scannen und schon sind die Angebote des Jugendtreffs abrufbar.
Einfach den Nametag auf Instagram scannen und schon sind die Angebote des Jugendtreffs abrufbar. © Instagram

Am kommenden Montag können sich Interessierte an einer Runde Bingo beteiligen, bei dem es auch etwas zu gewinnen gibt. „Es gibt einen Briloner Gutschein, damit in der Zukunft auch der Einzelhandel hier wieder unterstützt wird“, erklärt Wicik. Die genauen Teilnahmebedingungen werden noch auf Facebook und Instagram vom Alfred Delp Haus veröffentlicht.

Alfred Delp Haus wird virtuell

Doch um das Gemeinschaftsgefühl noch weiter im Internet auszubauen, soll das Spielgeschehen auf eine Game-Arena erweitert werden, wo auch Gesellschaftsspiele im virtuellen Raum möglich sind. Während daheim vielleicht die Eltern oder Geschwister nicht immer Lust auf „Mensch ärgere dich nicht“ und Co haben, bietet sich über den Server eine Chance mit weiteren bekannten Gesichtern eine spannende Partie auszufechten.

Kinder erarbeiten im Alfred Delp Haus in Brilon ihre Rechte

In einem ersten Schritt lernen die Kinder, welche Rechte ein Kind überhaupt haben kann. Der Kinderrechtskonvention sind mehr Staaten beigetreten als allen anderen UN-Konventionen, nämlich alle Mitgliedsstaaten mit Ausnahme der USA.
In einem ersten Schritt lernen die Kinder, welche Rechte ein Kind überhaupt haben kann. Der Kinderrechtskonvention sind mehr Staaten beigetreten als allen anderen UN-Konventionen, nämlich alle Mitgliedsstaaten mit Ausnahme der USA. © WP | Kevin Kretzler
Für einen Kinderrechtekoffer erarbeiten die Kinder in Kleingruppen einen Aspekt ihrer Rechte und erstellen aus den gewonnenen Informationen Plakate.
Für einen Kinderrechtekoffer erarbeiten die Kinder in Kleingruppen einen Aspekt ihrer Rechte und erstellen aus den gewonnenen Informationen Plakate. © WP | Kevin Kretzler
So haben Kinder beispielsweise das Recht auf Gesundheit.
So haben Kinder beispielsweise das Recht auf Gesundheit. © WP | Kevin Kretzler
Und das Recht auf Bildung und Gleichheit.
Und das Recht auf Bildung und Gleichheit. © WP | Kevin Kretzler
In einem persönlichen Blog hält jedes Kind für sich fest, was es bereits über die Kinderrechte weiß und wie sich die eigene Wahrnehmung geändert hat am Ende eines jeden Tages des viertägigen Projektes.
In einem persönlichen Blog hält jedes Kind für sich fest, was es bereits über die Kinderrechte weiß und wie sich die eigene Wahrnehmung geändert hat am Ende eines jeden Tages des viertägigen Projektes. © WP | Kevin Kretzler
Josephine, Leon, Luka, Sonja und Lenn (von links) befassten sich mit den anderen Kindern zusammen mit dem Thema Kinderrechte und erarbeiteten zunächst eine kleine Skizze, um festzulegen, wie ihre
Josephine, Leon, Luka, Sonja und Lenn (von links) befassten sich mit den anderen Kindern zusammen mit dem Thema Kinderrechte und erarbeiteten zunächst eine kleine Skizze, um festzulegen, wie ihre "Wall of Rights" aussehen soll. © WP | Kevin Kretzler
Circa 50 Dosen haben die Kinder im Alfred Delp Haus zur Verfügung für ihr Kunstwerk.
Circa 50 Dosen haben die Kinder im Alfred Delp Haus zur Verfügung für ihr Kunstwerk. © WP | Kevin Kretzler
Die Teilnehmer malten Zuhause Kinder und bringen diese nun vergrößert am Globus an. Zunächst mit Edding, anschließend mit der Spraydose.
Die Teilnehmer malten Zuhause Kinder und bringen diese nun vergrößert am Globus an. Zunächst mit Edding, anschließend mit der Spraydose. © WP | Kevin Kretzler
Unter den kritischen Augen von Henning Marten Feil malen die Kinder Symbole auf ihrer Graffiti-Wand aus. Luca verteilt stellenweise zu viel Farbe auf der kleinen Fläche. Auf die Technik kommt es also an.
Unter den kritischen Augen von Henning Marten Feil malen die Kinder Symbole auf ihrer Graffiti-Wand aus. Luca verteilt stellenweise zu viel Farbe auf der kleinen Fläche. Auf die Technik kommt es also an. © WP | Kevin Kretzler
Wichtig beim Graffiti ist das Tragen von Handschuhen und einer Atemmaske. 
Wichtig beim Graffiti ist das Tragen von Handschuhen und einer Atemmaske.  © WP | Kevin Kretzler
Nach wenigen Minuten Arbeit steht bereits die erste hälfte des Titels fertig an der Wand.
Nach wenigen Minuten Arbeit steht bereits die erste hälfte des Titels fertig an der Wand. © WP | Kevin Kretzler
Jannis begutachtet den Zwischenstand, während Henning Feil die Buchstaben ausmalt. Je nach Winkel des Handgelenks lassen sich Effekte mit den Spraydosen erzielen. 
Jannis begutachtet den Zwischenstand, während Henning Feil die Buchstaben ausmalt. Je nach Winkel des Handgelenks lassen sich Effekte mit den Spraydosen erzielen.  © WP | Kevin Kretzler
Sonja zeichnet mit Edding ein Haus vor. Es symbolisiert, dass jedes Kind ein Recht auf ein Dach über dem Kopf hat.
Sonja zeichnet mit Edding ein Haus vor. Es symbolisiert, dass jedes Kind ein Recht auf ein Dach über dem Kopf hat. © WP | Kevin Kretzler
Sonja zeichnet ein Haus auf die Wand, denn jedes Kind hat ein Recht auf ein Dach über dem Kopf.
Sonja zeichnet ein Haus auf die Wand, denn jedes Kind hat ein Recht auf ein Dach über dem Kopf. © WP | Kevin Kretzler
15 Kinder verschönern das Alfred Delp Haus unter der Leitung von Kathrin Wicik (rechts) und der helfenden Hand von Henning Marten Feil (links).Zusammen machen sie auf die Rechte von Kindern aufmerksam. Der Zwischenstand nach zwei Tagen.
15 Kinder verschönern das Alfred Delp Haus unter der Leitung von Kathrin Wicik (rechts) und der helfenden Hand von Henning Marten Feil (links).Zusammen machen sie auf die Rechte von Kindern aufmerksam. Der Zwischenstand nach zwei Tagen. © WP | Kevin Kretzler
Stolz zeigen sich die Kinder mit ihrem fertigen Werk.
Stolz zeigen sich die Kinder mit ihrem fertigen Werk. © WP | Kevin Kretzler
Die Wall of Rights zeigt neben dem Recht auf Meinungsfreiheit auch das Recht auf Freizeit. 
Die Wall of Rights zeigt neben dem Recht auf Meinungsfreiheit auch das Recht auf Freizeit.  © WP | Kevin Kretzler
Auch das Recht auf Privatsphäre und das Recht auf Bildung sind symbolisch und mit Worten verewigt.
Auch das Recht auf Privatsphäre und das Recht auf Bildung sind symbolisch und mit Worten verewigt. © WP | Kevin Kretzler
1/18

Mit dabei sind dann natürlich auch die Betreuer aus dem Adh. Und das aus zweierlei Gründen: „Die Kinder legen Wert darauf, dass wir mitspielen, wenn sie hier sind. Daher machen wir das online auch. Außerdem möchten wir aber auch den Chat, den es auf der Plattform gibt, moderieren, damit auch alles reibungslos funktioniert“, erklärt Wicik.

Lieferservice von Spielen, Zeitschriften und mehr

Damit es Zuhause nicht langweilig wird, können Kinder einen Lieferservice des Alfred Delp Hauses in Brilon in Anspruch nehmen. Zeitschriften, Gesellschaftsspiele und mehr können dann ganz einfach nach Hause bestellt werden.
Damit es Zuhause nicht langweilig wird, können Kinder einen Lieferservice des Alfred Delp Hauses in Brilon in Anspruch nehmen. Zeitschriften, Gesellschaftsspiele und mehr können dann ganz einfach nach Hause bestellt werden. © dpa-tmn | AMIGO Spiel und Freizeit GmbH

Aber auch außerhalb des Internets stehen die Betreuer mit Ideen bereit. So können beispielsweise Gesellschaftsspiele oder auch Zeitschriften ausgeliehen werden. Die Mitarbeiter des Adh legen die gewünschten Sachen dann zu einer vereinbarten Zeit einfach vor die Wohnungstüre. Per Telefon oder Mail können die Wünsche ganz einfach an die Mitarbeiter geschickt werden. Vor Lieferung und nach der Abholung werden alle Gegenstände desinfiziert. „Außer die Zeitschriften. Die können die Kinder behalten, denn das Reinigen fällt da etwas schwer“, sagt Wicik und beginnt zu lachen. Die Mitglieder der Zirkusgruppe nutzen dieses Angebot, um weiter an den eigenen Fähigkeiten arbeiten zu können und nicht einzurosten. Spiele und Zeitschriften sind bisher noch nicht so stark nachgefragt.

Auch interessant

Weitere Arbeit findet im Adh am Telefon statt, wo die Mitarbeiter weiterhin Montag bis Freitag von 10.30 bis 12.30 Uhr zu erreichen sind. Für Fragen, Kritik oder einen Plausch sind sie immer offen. Obwohl persönlicher Kontakt weggefallen ist und die Damen und Herren bei Sorgen und Problemen nicht mehr in den Räumlichkeiten in Brilon ansprechbar sind, nutzen die Kinder und Jugendlichen dieses Angebot bisher nicht vermehrt aus. Auch über das Internet wird von den Kleinen jetzt nicht der Kontakt in größerem Maße gesucht.

Herzerwärmende Nachrichten aus Brilon

Dennoch gibt es Nachrichten, denn das Interesse an beidseitigem Kontakt ist weiterhin vorhanden. „Wir bekommen Anfragen, wann wir wieder aufmachen und die Kinder schreiben, dass sie uns vermissen. So kommen wir in einen Dialog und erklären, wieso die Situation gerade eben so aussieht“, beschreibt die 32-jährige Katharina Wicik die Interaktion.

Auch interessant

Sie hofft, dass bald wieder die üblichen Zustände im Adh vorherrschen, denn auch für die Betreuer ist es derzeit eine ungewöhnliche Situation, immerhin besteht ihre Hauptaufgabe aus persönlichem Kontakt zu den Kindern. Wicik: „Ich vermisse es schon. Das Miteinander, das bunte Treiben, die Hektik, die Lautstärke. Das möchte ich nicht auf Dauer missen.“

Dynamic Dance Academy Brilon zieht ins Internet um

Seit mittlerweile zehn Jahren trainiert Samson Drini in der Dynamic Dance Academy Brilon Kinder und Jugendliche in der Sporthalle des Alfred Delp Hauses. Wegen Corona verlegt er seine Übungsstunden, die sonst zwei Mal in der Woche stattfinden würden, ins Internet und zeigt in Videos und Livestreams seinen Schülern neue Choreographien aus der Welt des Hip Hop.

Auch interessant

Für den 34-Jährigen eine ungewohnte Situation. „Es ist schon komisch alleine vor dem Laptop zu tanzen und nicht bei den Kindern zu sein. Die Selbstgespräche sind seltsam, aber wir machen das Beste draus.“ Wenn er über Instagram live seine Stunden abhält, bekommt er freudige Rückmeldungen von seinen Schülern, die sich freuen, dass der Unterricht wieder stattfinden kann, obwohl die Turnhalle dem Wohn- oder Kinderzimmer weicht.

Übungsstunden vor dem Bildschirm

Das bringt natürlich ganz eigene Herausforderungen mit sich, wenn die Schüler Streetdance, Locking, Popping und mehr üben. Denn Drini sieht nicht, wenn die Kleinen Probleme bei einer Bewegung haben. „Ich frage dann zwischendurch immer wieder, ob alles in Ordnung ist. Die Schüler schreiben dann entweder ja oder, dass sie etwas nochmal sehen möchten und dann zeige ich es nochmal“, sagt der Trainer.

Zusammen Choreografien erarbeiten wie im vergangenen Jahr ist wegen Corona nicht  möglich. Samson Drini (Mitte) verlegt seine Trainingsstunden ins Internet.
Zusammen Choreografien erarbeiten wie im vergangenen Jahr ist wegen Corona nicht möglich. Samson Drini (Mitte) verlegt seine Trainingsstunden ins Internet. © Nadine Przystow

Er sagt auch, es sei so eine kompliziertere Übungsstunde, aber er versucht auch die Bewegungen langsam zu machen, damit jeder möglichst problemlos mitkommt. Drini möchte seinen Unterricht Dienstags und Freitags um 14 Uhr im Internet abhalten und lädt Interessierte dazu ein unter instagram.com/adynamicdance mitzumachen.