Hochsauerlandkreis/Brilon. Corona bremst das Leben in vielen Bereichen aus. Was ist mit Hochzeiten? Ist die Lust am Heiraten verloren gegangen. Eine Bilanz mit Überraschung

Corona hat im vergangenen halben Jahr so ziemlich alle und alles ausgebremst. Aber eines ließen sich die Menschen trotzdem nicht vermiesen: das Heiraten.

Ohne Theater, Tüll und Tamtam

Natürlich gab es kein großes Theater mit Tüll, Tamtam, Ringelpiez und Anpacken. Aber das Ja-Wort vor dem Standesamt haben sich durchweg – bis auf Brilon – sogar mehr Paare gegeben als vor Corona. Und noch etwas zeigt der Blick in die Familienchronik. Der Wonnemonat Mai ist längst vom August abgelöst worden, wenn es um die Hit-Liste der beliebtesten Heirats-Monate geht.

Corona-Auflagen

Welche Corona-Auflagen bei geselligen Veranstaltungen wie Hochzeiten einzuhalten sind, hat das Land festgelegt: Unverändert gilt die Grenze von 150 Personen. Für Personal (Kellner, Techiker) gilt die Maskenpflicht aus Schutzgründen drinnen wie draußen, sie zählen aber nicht zu den 150 Personen.

13 Paare tauschten von Januar bis Mitte August beim Standesamt in Hallenberg die Ringe. Im Vorjahreszeitraum waren es 12 Brautpaare. „Nach derzeitigem Stand gibt es keine Tendenz, dass zur zweiten Jahreshälfte mehr Trauungen anstehen als in 2019. Der Wonnemonat Mai wurde abgelöst. Die Brautpaare geben sich mittlerweile öfter das Ja-Wort im August als im Mai“, weiß Standesbeamtin Brigitte Peter.

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Mehr Hochzeitspaare

Ähnlich fällt die Bilanz für Marsberg aus. 39 Paare waren es bis Mitte August 2020; im gleichen Zeitraum 2019 trauten sich an der Diemel nur 36 Paare – jeweils fünf im Mai. Bürgermeister Klaus Hülsenbeck: „Es ist schon seit längerem zu beobachten, dass der Mai nicht mehr d e r Hochzeitsmonat ist. Die meisten Trauungen finden im August, September und Oktober statt.“ Im Dezember, so die Erfahrung, komme es häufig kurzfristig zu Hochzeiten. Vielleicht hat das weniger romantische, aber dafür steuerliche Gründe.

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Voll im Trend

Voll im Corona-Heirats-Trend liegt auch Medebach. Vor dem Standesamt schlossen von Januar bis Mitte August 31 Paare den Bund fürs Leben. Im selben Zeitraum 2019 waren es nur 24. Bürgermeister Thomas Grosche: „In diesem Jahr war der Mai allerdings mit drei Trauungen im Vergleich zu acht im Vorjahr nicht der Hochzeitsmonat. Allerdings hatte einige Paare in diesem Monat ihre Hochzeit geplant, sie aber coronabedingt verschoben.“ Nun könnte man ja meinen, dass viele Brautpaare darauf gehofft haben, dass die Pandemie zum Herbst ausgestanden ist. Aber das scheint nicht der Fall zu sein. „Eine Tendenz, dass in der zweiten Jahreshälfte mehr Trauungen als im Jahr 2019 anstehen, kann im hiesigen Standesamt noch nicht erkannt werden, jedoch gehen auch weiterhin relativ kurzfristige Anfragen zu Hochzeitsterminen ein“, so der Bürgermeister.

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Wonnemonat Mai hat ausgedient

Auch in Winterberg war Corona eher hochzeits-förderlich: „Im gefragten Zeitraum wurden dieses Jahr 46 Trauungen durchgeführt. Da waren es im vergangenen Jahr nur 35“, sagt die Sprecherin der Stadt, Rabea Kappen. Sie geht davon aus, dass es bis zum Jahresende sogar fünf bis zehn Trauungen mehr sein werden als 2019. Auch in der höchstgelegenen Stadt NRWs gilt: Der Monat Mai ist nicht mehr der klassische Heiratsmonat. Kappen: „Die meisten Trauungen verteilen sich auf die Monate von Mai bis Oktober.“

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Brilon tanzt aus der Reihe

Das Standesamt Olsberg meldet: „Alles im Durchschnitt. In 2019 wurden von Januar bis Mitte August 33 Ehen geschlossen; im Jahr 2020 waren es 35 Trauungen. Auch die momentane Anzahl der noch kommenden Eheschließungen für das Jahr 2020 liege im üblichen Rahmen. Der Monat Mai ist schon lange nicht mehr der bevorzugte Heiratsmonat.“

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Bleibt noch Brilon, wo die Bilanz anders ausfällt. 52 Paare wagten in diesem Jahr den Schritt ins gemeinsame Leben – das sind 14 weniger als im selben Vorjahreszeitraum. Es habe einige coronabedingte Verschiebungen gegeben, die man aber nicht weiter beziffern könne, so die Stadt. Und auch im weiteren Jahresverlauf sei kein Boom mehr zu erwarten. Für diese zweite Jahreshälfte liegen bisher noch 32 Anmeldungen vor. Zum Vergleich: In der 2. Jahreshälfte 2019 wurden 54 Eheschließungen vorgenommen. Diese Zahl sei allerdings nicht aussagekräftig, da wöchentlich neue Anmeldungen zur Eheschließung für die 2. Jahreshälfte eingehen, so die Stadt. Mai 2019 und 2020 waren übrigens gleich beliebt: 11 Trauungen.