Brilon. Andreas Piorek installiert ein Zeltdach am Biergarten des Jägerhofs am Marktplatz in Brilon. Jetzt bekommt er deswegen Probleme – und zwar große.

Fünf Ringschrauben sorgen für Redebedarf: Das LWL-Denkmalamt in Münster stößt sich an dem Baldachin, den „Jägerhof“-Inhaber Andreas Piorek an seinem Restaurant in Brilon angebracht hat.

Dafür, so LWL-Sprecher Markus Fischer auf Anfrage der WP, wäre eine denkmalrechtliche Erlaubnis erforderlich gewesen. Doch die, so Fischer, hätte es für diese Konstruktion „nicht gegeben“. Deshalb habe der LWL die Stadt als Untere Denkmalbehörde auf den Faux Pax hingewiesen. Fischer: „Jetzt ist die Stadt am Zug.“

Mitte Juni hatten der Rat Brilon und die Stadt den Gastronomen einen Freifahrtschein erteilt: Damit sie nach dem wochenlangen Corona-Lockdown in der Sommersaison noch retten konnten, was zu retten war, sollten sie ihre Außenbereiche erweitern können, soweit es der öffentliche Platz und die Corona-Schutzverordnung mit ihren Abstandsregeln zulässt. Und das gebührenfrei.

Denkmalamt befürchtet Spätschäden

Um seinen Gästen in den Abendstunden einen kuscheligen Aufenthalt in seinem Biergarten bieten zu können, setzte sich „Jägerhof“-Betreiber Andreas Piorek mit einem Event-Ausstatter in Schmallenberg in Verbindung. Und er sprach bei der Stadtverwaltung vor. Dort, so „Pio“ Piorek zur WP, habe es keine Einwände gegeben, die 75 Quadratmeter große Plane über seinen Biergarten zu spannen.

Altes Fachwerkhaus

Der „Jägerhof“ wurde Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet.

Das Gebäude steht seit 1985 in der Denkmalliste der Stadt Brilon.

Massive Holzpfähle stützen die Überdachung, die - und das ist der Haken - mit fünf fingerdicken Ringschrauben an einem Eichenbalken befestigt ist. Diese Löcher, so der LWL-Sprecher weiter, könnten das alte Holz nachhaltig schädigen, etwa durch Insekten, die „sonst nicht dort reingekommen wären“. Mögliche Folgen würden man „vielleicht erst im Lauf der Zeit bemerken“. Jedenfalls werde es „äußerst aufwändig“, beim Rückbau der Plane diese Bohrlöcher fachgerecht auszubessern.

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Beim LWL angeschwärzt

Der „Jägerhof“-Betreiber und Koch hegt den starken Verdacht, dass ihn jemand ganz bewusst in Münster in die Pfanne gehauen hat. Und das, betont er, seien nicht - wie es in Brilon schon die Runde machte - Marktbeschicker gewesen, denen er angeblich Platz weggenommen habe. Es stimme zwar, dass er seinen Biergarten um eine Tischreihe auf dem Markt erweitert habe und dass dort samstags ein Blumenstand seinen Stammplatz hat. Doch mit dem, sagt „Pio“, habe er sich geeinigt. Für die vormittäglichen Marktstunden entfernt er diese Tischreihe, so dass dort der Blumenhändler seine Tische und Regale aufbauen kann - „Jetzt braucht er nicht einmal seinen eigenen Stand“.

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Kommende Woche klärendes Gespräch

Wie Bürgermeister Dr. Christof Bartsch auf Anfrage der WP über die Pressestelle mitteilen ließ, seien für die kommende Woche klärende Gespräche mit allen Beteiligten geplant. Eine Genehmigungspflicht in baurechtlicher Hinsicht durch die Stadt bestehe nicht. Die denkmalrechtliche Beurteilung stehe noch aus.

Die Stadt Brilon jedenfalls möchte die Gastronomen unterstützen und ihnen helfen, die Corona-bedingten Ausfälle zumindest ein wenig zu kompensieren. „Soweit dies im Widerstreit zu anderweitigen Interessen besteht, bedarf es einer sorgsamen Abwägung“, ließ der Bürgermeister weiter mitteilen.

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In den Fachwerkbalken an der „Jägerhof“-Front gibt es übrigens weitere Bohrlöcher. Die Beleuchtung des Eingangsbereichs ist dort angebracht – und die beiden armlangen schmiedeeisernen Halterungen für die Stadt- und Schützenfahnen.