Brilon. Der SkF Brilon ist Anlaufstelle für Menschen in schwierigen Lagen. Durch die Coronakrise kommen auch Menschen, die vorher keine Hilfe brauchten.

Der Sozialdienst katholischer Frauen in Brilon ist eine wichtige Anlaufstelle für Menschen, die Hilfe brauchen, um ihren Alltag zu bewältigen oder in schwierigen sozialen Verhältnissen leben. Für manch einen verschärfte sich mit der Corona-Krise die ohnehin nicht einfache Lebenssituation. Iris Mund, SkF-Geschäftsführerin, und Schuldnerberaterin Anna Tuss berichten, welche Folgen Lockdown, Isolation und Kurzarbeit für ihre Klienten haben.

Schuldnerberatung: Mehr Beratungsbedarf

Das Verfahren für eine Privatinsolvenz ist kompliziert und sehr komplex. Deshalb werden Menschen, die überschuldet sind, durch die SkF-Schuldnerberatung zum Beispiel bei Verhandlungen mit Gläubigern, bei der Antragstellung und Erstellung eines Haushaltsplans oder einer Gläubigerübersicht unterstützt. Normalerweise steht sie Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin Anna Tuss Hilfesuchenden dabei persönlich zur Seite. In Beratungsgesprächen wird die Situation des Schuldners genau analysiert und gemeinsam nach Wegen aus der privaten Finanzkrise gesucht.

Doch mit dem Lockdown gab es keine offene Sprechstunde, keine persönlichen Beratungstermine mehr. Alles musste von einem Tag auf den anderen über das Telefon oder per Mail geregelt werden, berichtet Anna Tuss. Erst im Mai war es wieder möglich – unter Einhaltung der Hygieneauflagen – persönliche Termine zu vereinbaren. Ihre Einschätzung: „Der persönliche Kontakt ist bei einer Beratung nicht zu ersetzen.“ Die SkF-Mitarbeiterin hat festgestellt, dass der Beratungsbedarf durch die Corona-Krise deutlich steigt: „Wir haben sehr viele Neuanfragen von Menschen, die vor Corona noch nicht in einer Schieflage waren“, so die Erfahrung der Schuldnerberaterin. Sie nennt auch die Gründe dafür: „Viele Menschen, die zu uns kommen, sind zum Beispiel aufgrund von Kurzarbeit nicht in der Lage, ihre Verbindlichkeiten zu bedienen.“

Finanzielle Folgen der Corona-Krise

Manch einer bekommt auch jetzt Probleme, weil er aufgrund von Einnahme-Einbußen seine Mietzahlungen für einige Zeit ausgesetzt hat. Die Schuldnerberaterin erklärt: „Irgendwann kommt die Forderung dann natürlich doch. Das war den Betroffenen auch bewusst, aber wovon soll man Miete zahlen, wenn kein Geld da ist?“ Besonders hart habe es viele Menschen getroffen, die in der Gastronomie arbeiten und zu 100 Prozent in Kurzarbeit waren. Anna Tuss: „Die Spätfolgen zeigen sich jetzt.“ Oder wahrscheinlich noch später: „Ich denke, dass der große Ansturm auf die Schuldnerberatungen erst im Herbst kommen wird, wenn die Probleme richtig durchschlagen.“

Zur Schuldnerberatung kommen, so die Beraterin, Menschen ganz unterschiedlichen Alters und aus ganz verschiedenen Lebenssituationen. Sie hat festgestellt: „Durch Corona sind auch Menschen in Not geraten, die vorher keine Hilfe brauchten.“ Solo-Selbstständige zum Beispiel. Für sie ist die SkF-Schuldnerberatung eigentlich nicht zuständig. Doch angesichts der aktuellen Situation werden sie nicht weggeschickt, denn es habe bereits einige Anfrage gegeben und keine richtige Anlaufstelle, an die man sie verweisen könne, erklärt Anna Tuss.

Leben der Klienten komplett auf den Kopf gestellt

Die Menschen, die bei Dipl.-Sozialpädagogin Iris Mund beraten werden, befinden sich in einem rechtlichen Betreuungsverhältnis, weil sie nicht in der Lage sind, ihre Angelegenheiten selbstständig zu regeln. Es sind Menschen, die zum Beispiel unter einer psychischen Erkrankung leiden, eine körperliche, geistige oder seelische Behinderung haben oder unter eine Demenzerkrankung haben. Auch für diese Klienten ist die persönliche Beratung mit Beginn der Corona-Krise zunächst komplett weggefallen. Gerade aber für sie sei es natürlich besonders schwierig gewesen, mit dem Kontaktverbot klarzukommen, zumal ja auch die Arbeit in den Werkstätten eingestellt wurde. Zudem gab es keine Treffs, keine Freizeitangebote, keine feste Tagesstruktur und manch einer fühlte sich in dieser Zeit sehr einsam und allein, war verunsichert und auch in Sorge um die eigene Gesundheit.

Skf bietet Hilfe und Beratung an

Beim Sozialdienst katholischer Frauen SkF in Brilon gibt es verschiedene Fachdienste.

Angeboten werden Betreuungen nach dem Betreuungsgesetz, das 1992 in Kraft getreten ist. Seitdem kann niemand mehr entmündigt werden. An die Stelle der durch Fremdbestimmung geprägten Vormundschaften für Volljährige ist die Betreuung getreten.

Der Allgemeine Soziale Dienst ist eine Anlauf- und Vermittlungsstelle bei sozialen Problemen und Fragestellungen. Angeboten werden Hilfestellung bei Sozialhilfe- und Behördenangelegenheiten und die Vermittlung zu anderen Fachdiensten.

Die Schuldner- und Insolvenzberatung bietet kostenlose Beratung für verschuldete Einzelpersonen und Familien.

Übernommen werden außerdem Vormundschaften/Pflegschaften für Minderjährige.

Doch Iris Mund hat auch festgestellt: „Obwohl das Leben unserer Klienten komplett auf den Kopf gestellt war, sind viele besser damit besser klar gekommen als wir befürchtet haben. Wir haben gemerkt, dass man nicht alles, aber viele Dinge auch auf anderen Wegen lösen kann. Aber es gab bei unseren Klienten natürlich sehr viel mehr Informationsbedarf und viel mehr Telefonate.“ Doch mit Blick auf einen möglichen zweiten Lockdown im Herbst sieht sie die Sache kritischer: „Gerade in der dunklen Jahreszeit wäre das für viele Menschen, die unter Depressionen leiden, sicher viel schlimmer als beim ersten Mal.“

Damit in der Schule keiner abgehängt wird

Iris Mund sieht aber zumindest auch einen positiven Aspekt in der Corona-Krise: „Jetzt ist offenbar endlich angekommen, dass Kinder von Hart-IV-Empfängern einen Computer beziehungsweise ein Tablet brauchen.“ Deshalb begrüßt sie es sehr, dass betroffene Familien einen Antrag auf Übernahme der Kosten stellen können. „Wie gut das am Ende tatsächlich umgesetzt wird, wird sich dann zeigen“, so Iris Mund. Sie ist sicher: „Wenn es künftig vermehrt zu Homeschooling kommen sollte, werden die Kinder, die die nötige technische Ausrüstung nicht haben, abgehängt. Das haben wir auch schon früher gemerkt, wenn Schüler in höheren Klassen keinen Computer oder Internetzugang hatten, weil in der Familie das Geld dafür einfach nicht da war.“

Der Sozialdienst katholischer Frauen befindet sich Steinweg 10 in Brilon. Email: info@skf-brilon.de 02961 9606-0. Weitere Infos: www.skf-brilon.dehttp://Hier_gibt_es_mehr_Artikel_und_Bilder_aus_dem_Altkreis_Brilon{esc#225910615}[teaser]