Brilon. Das Wasser im Teich des Kurparks Brilon ist eine muffige Masse. Woran es liegt, weiß die Stadt. Doch ändern wird sie am Zustand erstmal nichts.
Es ist alles andere als ein schöner Anblick: Ein quabbeliges gelb-grünes Band umsäumt weite Teile des Briloner Kurpark-Teiches. Abhilfe ist nicht in Sicht. „Da kommt einiges zusammen“, sagt Markus Bange, Leiter des Bau- und Liegenschaftsmanagements bei der Stadt Brilon. In der Tat.
Wegen der seit Jahren auftretenden Wasserverluste können die Umwälzpumpen nicht in Betrieb genommen: Der Wasser stand ist zu niedrig. Folge: Die Sonne wärmt das Wasser auf, der Sauerstoffgehalt sinkt, und die Brotbrösel, mit denen immer noch Kurparkbesucher guten Glaubens die Enten füttern, reichern das Wasser mit Nährstoffen an und geben im letztlich den Rest.
810.000 Euro hat die Neugestaltung der Teichanlage im Briloner Kurpark vor fünf Jahren gekostet, jetzt stehen - vorerst - weitere 100.000 Euro für die Schadensbeseitigung im Raum. Wer dafür aufzukommen hat, muss das Landgericht Arnsberg klären. Das hatte bereits im April vergangenen Jahres einen Sachverständigen hinzugezogen. Dessen Gutachten liegt den Parteien seit Mitte Juli vor. Bis 30. September können sie dazu Stellung nehmen.
Auch mangelhafte Bauüberwachung
Das Gutachten, so Beigeordneter Reinhold Huxoll zur WP, komme zu dem Schluss, dass die Wasserverluste auf Mängel bei der Bauausführung und der Bauüberwachung zurückzuführen seien.
Die zentrale Schwachstelle befindet sich an der sogenannten Bastion, der Pergola am Ende der Treppenanlage. Dort befindet sich laut Gutachter zwischen dem Ton und den stählernen Wandelementen eine nicht ausreichend dichte Fuge. Die sollte im Randbereich ursprünglich 35 Zentimeter hoch an den aufgerauten Beton angearbeitet sein, hat aber laut Gutachter stellenweise direkten Kontakt zu der Schottertragschicht unterhalb der Bastion.
Allmähliche Ausschwämmungen
Mit gravierenden Folgen. Durch kleine Undichtigkeiten, zum Beispiel Schrumpfrisse, drang Wasser durch die Tonfuge in die Schotterschicht, spülte diese im Lauf der Zeit mehr und mehr aus und bildete, so der Gutachter, einen „röhrenartigen Hohlraum“; zudem weichte der Ton auf, was den Erosionsprozess weiter begünstigte.
Schäden auch an Ufertreppe
Auch an der seitlichen am Teich entlangführenden Treppenanlage gibt es Probleme.
Dort haben sich im Lauf der Zeit einige Stufen verschoben.
Das liegt laut Gutachten daran, dass die Stufen nicht wie geplant auf Mörtelstreifen verlegt worden sind, sondern auf Mörtelsäckchen.
Die bieten weniger Reibwiderstand gegen den temperaturbedingten Erdbewegungen.
Auch hier bildeten sich zunächst kleine Risse, über die im Lauf der Zeit mehr und mehr Material abgeschwemmt wurde.
Auch hier geht der Gutachter von einem Ausführungs- und Bauüberwachungsfehler aus.
Bereits 2016, also im Jahr nach der Fertigstellung, waren die hohen Wasserverluste aufgefallen. Mit gefärbtem Wasser versuchte die Stadt der Leckage auf den Grund zu gehen. Was eindeutig war: Die Schwaden zogen zur Bastion. Im vergangenen Jahr wurden dann Teile des Teiches freigelegt, es wurden Kernbohrungen und Schürfungen vorgenommen, um den Weg des Wasser nachzuvollziehen. Auch diese Untersuchung wies auf die Wand an der Bastion hin.
Mit neuer Teichfolie auskleiden
Um die Wasserverluste ein für allemal zu stoppen, empfiehlt der Gutachter eine neue, zusätzliche Abdichtung mit einer UV-beständigen, dauerelastischen Teichfolie.
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Die Kosten für die Sanierung sind - Stand jetzt - auf rund 65.000 Euro veranschlagt. An Gutachterhonoraren sind bisher 35.000 Euro angefallen. Um etwaige Gewährleistungsansprüche durchzusetzen, hatte die Stadt im Herbst 2018 ein selbständiges Beweissicherungsverfahren beantragt, mit dem die Schäden im Vorfeld eines Zivilprozesses dokumentiert werden.