Brilon. Als es mit der Kneipe in dem prächtigen Briloner Fachwerkhaus nichts wurde, sollte das Gebäude abgerissen werden.

Immer, wenn in Brilon ein besonderes stadtbildprägendes Fachwerkhaus der Spitzhacke zum Opfer fällt, gibt es in der Stadt einen Aufschrei. Das zum Beispiel war im vergangenen Jahr am Beispiel des stadtbildprägenden Haus Wigge am Mistemarkt so. Wer kann helfen, dass so etwas nicht geschieht? Die Frage stellte sich rund um das Jahr 1960, als das kulturhistorisch bedeutsame Schultenhaus am Steinweg weichen sollte.

Als im Jahre 1955 die Familie Schulte ausgesiedelt war, verkaufte die Stadt Brilon das Haus für 10.000 D-Mark an einen Briloner, der dort nach den landeskonservatorischen Anforderungen eine Gaststätte einrichten wollte. Das gelang nicht. Dem Haus drohte mit dem Abriss die letzte Stunde. Eduard Bufé, der damalige Kunsterzieher des Gymnasiums Petrinum, scharte Mitstreiter um sich, um das Haus zu retten. So ergab es sich, dass die Stadt Brilon 1964 das Haus zurückkaufte und sanierte.

Zusammenarbeit

Die Stadt Brilon, der Briloner Heimatbund – Semper Idem, der Kneipp-Verein und die Landfrauen sorgen gemeinsam für das Schultenhaus.

Das stilvolle Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert gewährt noch heute einen Einblick in das Wohnen in einem Ackerbürgerhaus, als noch Vieh und Menschen unter einem Dach lebten. Der massive Steinbau auf der Rückseite des Fachwerkhauses beherbergt den sogenannten Saal. Der Saal ist der letzte erhaltene seiner Art. Hier trafen sich die Bauern des Quartals zu Schmaus und Trank und um wichtige Absprachen zu treffen.

Lange Zeit Sitz des Verkehrsvereins

Da es noch keine Feldwege gab, mussten die Bauern die Termine von Aussaat und Ernte absprechen, weil sie über fremde Felder fahren mussten. Hinter den dicken Steinmauern wurde aber auch das Saatgut vor Bränden geschützt gelagert.

Das Haus wurde 1767 von Jo(h)annes Krüper und Elisabeth(a) Tilli erbaut. Wenn die Balken und Steine erzählen könnten, würden sie von den zahlreichen Familien, die mit dem Haus verbunden sind, berichten. Dazu zählen Kemper, Sommer, Varnhagen, Hovestadt, Fastabend, Lange, Köhne, Steinhoff, Stratmann, Gercke, Lohne und Brandenburg. Seit dem Jahre 1881 befand sich das Haus im Besitz der Familie Schulte und zum Schluss der Familie Brandenburg.

Von 1962 bis 2006 beherbergte es das Verkehrsamt der Stadt Brilon. Heute wird das Obergeschoss des Hauses von dem Briloner Heimatbund – Semper Idem, der Volkshochschule und den Landfrauen der Stadt genutzt. Im Untergeschoss ist der Kneippverein beheimatet.

Landfrauen werden um ihren Treffpunkt beneidet

Die Inschrift auf dem Deelenbalken „Deo ope Dei Joannes Krüper Elisabetha Tilli conjuges nas erigebant ae des 22 Junii 1767 (Mit Gott und Gottes Hilfe errichteten die Eheleute Jo(h)annes Krüper und Elisabeth(a) Tilli dieses Haus am 22. Juni 1767)“ berichtet von der Hausgeschichte. Vor einiger Zeit hat die Stadt Brilon das geschichtsträchtige Haus mit frischem Anstrich versehen. Auch im Inneren sollte es eine Auffrischung geben. Der Briloner Heimatbund – Semper Idem bezahlte den Stoff für die Gardinen und die Landfrauen setzten sich an die Nähmaschinen.

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Mit besonderem, Stolz führen die Mitglieder der Stadtführergilde des Briloner Heimatbundes – Semper Idem die Gäste Brilons zu dem Haus und erklären hier beispielhaft die Stadtgeschichte. Die Landfrauen werden bei überregionalen Veranstaltungen beneidet, dass sie in solch einem Bauernhaus tagen dürfen.