Winterberg. Anja Licher-Stahlschmidt tritt als SPD-Bürgermeisterkandidatin in Winterberg an. In der Stadt laufe manches falsch, sagt sie und hat Visionen.

Anja Licher-Stahlschmidt möchte „die nächste und erste Bürgermeisterin in Winterberg werden“. Mit ihr tritt zur Kommunalwahl am 13. September eine Frau als SPD-Bürgermeisterkandidatin an, die nach eigene Aussage „politisch eher ein unbeschriebenes Blatt ist“, aber auf ihrer Homepage verspricht: „Was meine Erfahrung angeht, kommt das ganze schon eher einem kleinen Buch nahe.“ Wir haben nachgefragt, warum sie Bürgermeisterin werden will und was sie in ihrem Heimatort bewegen möchte.

Wichtiges Thema: Soziale Gerechtigkeit

Beim Gespräch am Küchentisch im ruhig gelegenen Eigenheim in Winterberg, macht sie deutlich, welche Themen ihr für die Zukunft Winterbergs wichtig sind: Soziale Gerechtigkeit, Wirtschaftsförderung, Transparenz und ein Lebensumfeld, in dem sich die Menschen wohlfühlen. Am Kühlschrank und an den Wänden hängen Kinderbilder, Kater Theo schleicht durchs Haus, verzieht sich in den Garten, in dem Anja Licher-Stahlschmidt gerne bei der Gartenarbeit abschaltet: „Ich bin sehr gerne dort. Das erdet mich“, erzählt die 45-Jährige. Die Winterbergerin ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und arbeitet als Dipl.-Sachverständige für Immobilienbewertungen.

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Anja Licher-Stahlschmidt stammt gebürtig aus Winterberg. Nach ihrer Ausbildung in einer Steuerkanzlei in Medebach, zog sie nach Köln und später nach Düsseldorf und sammelte in kleinen und großen Unternehmen der Immobilienbranche Berufserfahrung. Es folgte ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der FH Aachen und einige Jahre in Düsseldorf bei einer Tochter der Deutschen Bank. Dort war sie bis zur Geburt der Zwillinge beschäftigt, die inzwischen zehn Jahre alt sind.

Kandidatin mit langjähriger Berufserfahrung

Alter: 45 Jahre

Familienstand: verheiratet, drei Kinder (zwei 10-jährige Mädchen, ein 8-jähriger Sohn)

Wohnort: Winterberg

Hobbies: Lesen, Tennis spielen, Garten

Beruflicher Werdegang:
1993-1996:
Fachgehilfin in Steuer- und Wirtschaftsberatenden Berufen Medebach.
1996-2000: Objektbearbeiterin und Steuerfachgehilfin in verschiedenen Unternehmen in Köln; 2000-2003: Gewerbe-Maklerin Köln; 2003-2007: Studium Wirtschaftswissenschaften FH Aachen. Abschluss: Diplom-Kauffrau; 2007-2015: Fachbetreuerin Portfoliomanagement Düsseldorf; 2015- 2017 Qualifikation Sachverständigenwesen (Deutsche Immobilien-Akademie an der Universität Freiburg GmbH mit dem Abschluss: Diplom-Sachverständige (DIA) für die Bewertung von bebauten und unbebauten Grundstücken, Mieten und Pachten; seit 2016: Sachverständige Immobilienbewertung Winterberg

Rückkehr ins Sauerland

Mit den Kindern kam auch der Wunsch, wieder ins Sauerland zurück zu gehen. „Mein Mann kommt aus Grönebach und mit Kindern in der Großstadt leben, dass wollten wir beide nicht“, erzählt Anja Licher-Stahlschmidt, die seit 2017 Diplom-Sachverständige (DIA) für die Bewertung von bebauten und unbebauten Grundstücken, Mieten und Pachten ist.

Politisch interessiert sei sie schon lange, erklärt die 45-Jährige, doch SPD-Mitglied ist sie erst seit drei Jahren. Sie erzählt, wie es dazu kam: „Nach der Bundeswahl bin ich in die Partei eingetreten, weil mich das Abschneiden der AfD sehr geärgert hat“ -zumal ihr das Schicksal von Flüchtlingen sehr am Herzen liegt. Deshalb engagiert sie sich auch in der Flüchtlingsarbeit und im Winterberger Verein Kipepeo.

Wirtschaftsförderung stärken

„Mir ist es wichtig, das Thema soziale Gerechtigkeit mehr in den Vordergrund zu stellen. Bei dem Thema haben wir definitiv Nachholbedarf“, so die Winterbergerin. Seit 2019 ist sie Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Winterberg, in dem alle Ortsvereine aufgegangen sind.

Doch auch das Thema Wirtschaftsförderung möchte sie in Winterberg gerne mehr in den Fokus rücken. Ihre Einschätzung: „Da könnte man mehr draus machen. Da sind mehr Kapazitäten notwendig“. Winterberg als Wirtschaftsstandort mit Blick auf Handwerk, Handel, Dienstleister und Tourismus zu stärken sei ihr sehr wichtig. Sie macht aber auch klar: „Für Skigebietserweiterungen bin ich nicht. Infrastruktur muss nachwachsen.“ Mit Blick auf den Wintersport schlägt sie vor, ein Skibuskonzept für das gesamte Stadtgebiet zu entwickeln. Außerdem tritt sie dafür ein, dass keine weiteren Ferienparks in der Kernstadt zugelassen werden sollten. Wichtig sei es, so die SPD-Kandidatin, günstigen Wohnraum für die Menschen in der Kernstadt und in den Ortschaften zu schaffen.

Kurz und knapp ...

Winterberg ist für mich…Gemeinschaft - Verantwortung - Zukunft. Hier bin ich zu Hause. Winterberg verbindet für mich Freizeitangebot und Infrastruktur mit gleichzeitiger Naturnähe.

Wenn ich als Bürgermeisterin gewählt werde, … werde ich mich als Ihre Vertreterin aktiv für ein zukunftsfähiges Winterberg einsetzen.

Ich mag es gar nicht, wenn … manche Menschen nicht gehört werden.

Ganz wichtig ist mir persönlich…die Schaffung von gleichen Voraussetzungen.

„Bewährtes erhalten und Neues gestalten“

Soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit - das sind weitere Themen, die sie in Winterberg stärker in den Vordergrund stellen möchte. Sie möchte sich deshalb für den Einsatz eines Streetworkers stark machen und ein Forum für Jugendliche, Senioren und Vereine schaffen. Außerdem befürwortet sie die Einrichtung eines Sozialausschusses.

„Mir ist es wichtig, die Menschen da abzuholen, wo sie stehen, sie und ihre Arbeit wert zu schätzen.“ Sie nennt einige weitere Bereiche, in denen sie sich für mehr soziale Gerechtigkeit engagieren möchte: Ein günstiges Busticket für alle zwischen 6 und 18, faire Kita-Beiträge, ein gutes Radwegenetz. Anja Licher-Stahlschmidt formuliert auf ihrer Internet-Seite ein klares Ziel: „Ich will Winterberg verändern. Winterberg muss sozialer werden. Menschlicher. Durch ein verantwortungsvolles Miteinander und einen starken Wirtschaftsstandort.“

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Und warum sollte künftig eine Frau als Stadtoberhaupt die Fäden in den Hand halten? Anja Licher-Stahlschmidt ist sicher: „Frauen treffen ganz anders ihre Entscheidungen als Männer. Sie haben mehr den Blick auf alle Seiten und finden oft besser Kompromisse, mit denen alle leben können.“

In ihrem Wahlkampf-Flyer heißt es: „Durch meine Ausbildung und Berufserfahrung habe ich einen völlig neuen Blick auf die Verwaltung und bin die Richtige, um Bewährtes zu erhalten und Neues zu gestalten.“

Weitere Infos zur Person gibt es unter: www.spd-licher.de

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Anja Licher-Stahlschmidt zum WP-Heimatcheck

Die WP hat bei ihrem großen Heimatcheck die Leser in allen sechs Altkreis-Kommunen gebeten, ihre jeweilige Stadt zu bewerten. Winterberg hat beim WP-Heimatcheck mit der Note 2,09 abgeschnitten. Rechnet man die Zusatzfrage zur Zufriedenheit mit dem Stand der Digitalisierung (2,86) dazu, kommt man auf die Gesamtnote 2,51.

Befriedigende Note für ÖPNV

Die besten Ergebnisse werden in den Bereichen Gastronomie (1,77) und Freizeitangebote (1,95) erreicht. So gut schneidet im Altkreis Brilon bei diesen beiden Fragestellungen keine andere Stadt im Altkreis Brilon ab. Dabei macht sich sicher die touristische Ausrichtung Winterbergs bezahlt. Gut bewertet werden auch die Einkaufsmöglichkeiten (2,08). Auch hier hat Winterberg im Vergleich mit den Nachbarstädten die Nase vorn. Lediglich befriedigende Noten haben unsere Leser für den Nahverkehr (3,12) und die Parkplatzsituation (3,42) vergeben.

Vorschlag: Sammeltaxis

Wir haben die SPD-Bürgermeisterkandidatin Anja Licher-Stahlschmidt gefragt, wie sie die Bewertung ihrer Heimatstadt durch die Leser einschätzt. Sie erklärt dazu: „Die Noten spiegeln sicherlich unsere Stärken und Schwächen in Winterberg wider und zeigen uns, wo wir uns in Zukunft verbessern können.“

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Auf die Frage, ob sie Möglichkeiten sieht, im Fall ihrer Wahl als Bürgermeisterin für Verbesserungen zu sorgen, teilte sie mit: „Für die Zukunft ist es wichtig, dass wir das ÖPNV-Angebot in Winterberg verbessern. Dazugehört für mich ein größeres Bus-Angebot oder auch der Einsatz von Sammeltaxen mit Fahrtzeiten, die auch noch einen Kinobesuch ermöglichen und uns alle morgens schon früh zur Arbeit bringen.“

Ziel: Skibusse im ganzen Stadtgebiet

Auch mit Blick auf die Parkplätze sieht sie Handlungsmöglichkeiten in Winterberg: „Meine Lösungen zur Verbesserung der Parksituation sehen unter anderem für den Winter den Einsatz von Ski-Bussen in dem gesamten Stadtgebiet sowie Anwohnerparkausweise vor. Genauso sollten wir über Digitalisierung in der Parkraumbewirtschaftung sprechen. Wichtig dabei ist, dass wir gemeinsam ein Konzept für das gesamte Stadtgebiet entwickeln.“