Winterberg. In Winterberg kehrt der Tourismus mitten im Corona-Sommer zurück. Es gibt aber erhebliche Probleme: Pöbeleien und Gewalt – auch wegen Corona.
Es ist eine schwierige Situation für die Touristenstadt Winterberg: Einerseits ist die Freude über die große Zahl an Urlaubern und Tagesgästen im Hochsauerlandkreis groß. Andererseits fühlen sich viele unbehaglich angesichts der Nachlässigkeit bei der Einhaltung der Corona-Schutzbestimmungen – und wegen zunehmender Aggressivität.
Im persönlichen Gespräch und in den sozialen Medien regen sich Bürger auf – zum Beispiel über Kunden, die massenweise ihre Mund-Nasen-Maske „vergessen“, oder Badegäste, die trotz Verbots im Hillebachsee schwimmen.
Aufhorchen lässt der neueste Newsletter der Touristik- und Wirtschaft-GmbH (WTW). Darin heißt es: „Beleidigungen an der Rezeption, Pöbeleien, körperliche Übergriffe gegenüber den Mitarbeitenden in Handel und Gastronomie sind absolut inakzeptabel.“ Über Beleidigungen und Pöbeleien gab es konkrete Beschwerden.
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Bei Polizei liegen keine Anzeigen vor
Aber bedeutet die Formulierung, dass es auch zu körperlichen Übergriffen gekommen ist? Eine Nachfrage bei der Polizei über einschlägige Vorkommnisse in den vergangenen Wochen zumindest ergibt darauf keinen Hinweis. „Es liegen keine Anzeigen aus diesem Zeitraum vor“, sagt Polizei-Pressesprecherin Laura Burmann. WTW-Chef Michael Beckmann antwortete am Montag (10.8.) bisher nicht auf die Nachfrage, wo es solche Vorkommnisse möglicherweise gegeben habe.
Vergangene Woche hatte sich der Kellner Nico von Kölln auf Facebook Luft gemacht, nachdem ihn niederländische Gäste als „Sch…-Deutschen“ bezeichnet hatten. Für seinen Post bekam er viel Zustimmung. Er ist kein Einzelfall.
Am Kaffeehaus in der Marktstraße hängen neben der Eingangstür nicht nur drei laminierte Zettel mit Hinweis auf die Regeln. Sondern in der Tür selbst ist auch auf Augenhöhe ein viertes Papier angebracht, das zu denken gibt. „Ich bin sehr traurig und erschrocken“, beginnt der Text. Inhaberin Danica Wahle schildert, dass sie und ihre Angestellten „immer häufiger von Kunden angegangen, beschimpft und persönlich beleidigt werden.“
Jeder Fünfte benimmt sich daneben
Etwa 20 Prozent der Gäste zeigten solches Verhalten, schätzt sie am Telefon. „Das betrifft Deutsche und ausländische Gäste, Alte, Junge… querbeet.“ Manchen passt die Maskenpflicht auf dem Weg zum Sitzplatz nicht; Hinweise der Bedienung darauf würden absichtlich überhört. Oder Gäste regen sich wegen der Absperrseile auf, die Wahle gespannt hat, damit das Betreten des Cafés nur aus einer Richtung möglich ist. „Da laufen manche einfach drunter durch.“ Am Sonntag habe ein Mann des Cafés verwiesen werden müssen. Viele Kollegen schilderten ähnliche Probleme.
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Gut sichtbar zumindest sind die Regeln: Im Kurpark, am Bahnhof und am Hillebachsee sind an Bauzäunen mehrere Quadratmeter große Banner aufgehängt worden, auf der Videowand am Bahnhof werden Hinweise eingespielt. In drei Sprachen wird an die Regeln erinnert, die seit Monaten bekannt sind.
Auch wenn derzeit noch sommerliche Hitze herrscht: Die Gedanken der Touristiker beschäftigen sich längst auch mit der Wintersaison. Wie wird es funktionieren, wenn in den ohnehin langen Schlangen vor den Liften anderthalb Meter Abstand gehalten werden müssen und die Lifte zudem weniger Personen befördern dürfen als sonst?
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Beckmann verweist in dem Newsletter darauf, dass man die kommenden Monate noch nicht einschätzen könne. Man befinde sich aber in regem Austausch mit Wintersport-Verbänden und beobachte die Situation auf der Südhalbkugel, wo gerade Winter ist.
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Zunächst werde wohl mit den Sommerferien auch der massive Andrang enden. Um die Zeit zwischen Sommer- und Herbstferien zu beleben, wird in derselben E-Mail für ein Gewinnspiel geworben, das mehr Gäste in die Ferienregion locken soll.