Paderborn/Lippstadt/Hochsauerlandkreis. Die Corona-Krise sorgt für eine Erschütterung am Flughafen Paderborn: Pro Monat fallen 700.000 Euro Verluste an. Die Folgen sind drastisch.

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht: Die Gute zuerst: Ab 1. September startet die Fluggesellschaft Eurowings wieder vom Paderborn-Lippstadt Airport nach Palma de Mallorca. Die Schlechte: Dem Flughafen Paderborn-Lippstadt geht es finanziell sehr schlecht. Von zahlreichen Kündigungen im Zuge der Corona-Krise ist die Rede und ein straffes Sanierungskonzept, das den Flughafen insgesamt verkleinert, soll zum Tragen kommen. Und für das müssen die Gesellschafter wohl tief in die Tasche greifen.

Corona trifft Airport mit voller Wucht

Die Corona-Krise hat den Heimat-Flughafen mit voller Wucht getroffen. Nur 43 Passagiere starteten zum Beispiel im Mai von Paderborn-Lippstadt aus - ein Rückgang um 99,6 Prozent. Nur langsam läuft der Betrieb wieder an. Das hat die ohnehin angespannte wirtschaftliche Situation am Flughafen so sehr verschärft, dass der Airport innerhalb des nächsten halben Jahres komplett neu aufgestellt werden muss. „Von Land und Bund haben wir bisher keine Zusagen erhalten. Alle Gesellschafter müssen jetzt zusammenstehen und diese Sanierungsphase durchstehen und finanzieren“, betont Paderborns Landrat Manfred Müller. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Paderborn/Lippstadt GmbH.

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Kapazitäten herunterfahren

Fest stand bereits Ende Juni, dass der Flughafen seine Kapazitäten zunächst deutlich herunterfahren und seine Kosten an die zu erwartenden Erlöse anpassen muss, um dann in besseren Zeiten wieder hoch fahren zu können. Denn wegen Corona fallen trotz hoher Kurzarbeitsquote monatliche Verluste in Höhe von rund 700.000 Euro an. Deshalb war umgehend ein Sanierungsmodell und Fortführungskonzept gefordert worden, das diese Zielsetzung dauerhaft und krisenbeständig sicherstellt.

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Von der Geschäftsführung wurde daher ein Konzept entwickelt, das von einem Hamburger Sachverständigen überprüft und für wirtschaftlich sinnvoll und notwendig befunden wurde. Es wurde in den Gremien des Flughafens vorgestellt. Ziel sei es, so der Kreis Paderborn in einer Pressemitteilung, den Flughafen als Verkehrsflughafen weiterzuführen. Das bedeutet: auch künftig sollen dort Großflugzeuge starten und landen können.

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Ein wichtiger Hebel, so der Kreis weiter, sei „die Dimensionierung der vorhandenen, eigenen Abfertigungskapazitäten bis hin zu einer Größenordnung von 300.000 Flugpassagieren pro Jahr in Linien- und touristischen Verkehren“. Dies soll die Krisenbeständigkeit des Flughafens erhöhen, da dadurch auch bei einem starken Rückgang der Passagierzahlen und damit der Erlöse die Liquidität aufrechterhalten werden könne. Zum Vergleich: 2018 schätzten jährlich 736.200 Passagiere bei 38.000 Starts und Landungen den Flughafen vor der Haustür als Tor zur Welt für Geschäfts- und Urlaubsreisen gleichermaßen. Das wäre mehr als eine Halbierung der Fluggastzahlen.

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Zuschuss auf 2,5 Millionen Euro begrenzen

Das Konzept, so der Kreis weiter, beinhalte drei mögliche Szenarien für die Entwicklung des Jahresergebnisses (positiv, realistisch, negativ) nach einer Sanierung. In allen drei Fällen könnte der Zuschuss der Gesellschafter auf 2,5 Millionen Euro pro Jahr begrenzt werden.

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Gleichzeitig könnte der Flughafen in besseren Zeiten, bei steigender Nachfrage, durch den befristeten Zukauf von Personalressourcen seine eigene Abfertigungskapazität bis zum infrastrukturellen Limit des Flughafens erhöhen. Die Sanierung und Fortführung erfordert jedoch, dass der Flughafen sich von einem erheblichen Teil seiner Mitarbeitenden trennen muss. Landrat Manfred Müller bezeichnet diesen Schritt als „extrem bitter und schmerzlich“.

Kreis geht von maximal 100.000 Euro aus

Nach der aktuellen Vertragslage beteiligt sich der Hochsauerlandkreis entsprechend seinem Gesellschafteranteil jährlich mit bis zu 100.000 Euro an den Betriebskosten. Während der Phase der Restrukturierung gilt eine bis zum Jahr 2022 befristete höhere Zahlung von bis zu jährlich 200.000 Euro.

Dazu der HSK auf Anfrage unserer Zeitung: „Die Restrukturierung verfolgt das Ziel, die betrieblichen Abläufe kurzfristig so zu gestalten, dass der unverändert als Verkehrsflughafen agierende Airport den von den Gesellschaftern aufzubringenden Finanzierungsbedarf danach dauerhaft so begrenzt, das der vom Hochsauerlandkreis zu tragende Anteil maximal 100.000 Euro pro Jahr beträgt.

In einem Schreiben bat er bereits die Anteilseigner, mitzuhelfen, möglichst vielen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben andere Arbeitsplätze anzubieten. Er kündigte eine Arbeitsgruppe in Kooperation mit der Arbeitsagentur an, um diese Beschäftigte wieder in Arbeit zu vermitteln.

Landrat Manfred Müller: „Die zukunftsfähige Neuausrichtung des Flughafens gelingt nur, wenn alle Gesellschafter in ost- und südwestfälischer Solidarität zusammenstehen“. Gesellschafter des Paderborn Lippstadt Airports sind die Kreise Paderborn (56,38 %), Soest (12,26 %), Gütersloh und Lippe mit je 7,84 %, Hochsauerlandkreis und Höxter mit je 3,92 %, Stadt Bielefeld (5,88 %) sowie die IHK Bielefeld (1,57 %) und IHK Detmold (0,39 %). Die Finanzierungsmittel für das jetzt beschlossene Sanierungsmodell und Fortführungskonzept müssen die Kreistage der kommunalen Gesellschafter im Herbst beschließen. Im HSK kommt das Thema am 4. September aufs Tapet.

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Kreis zahlt 100.000 Euro

Nach der aktuellen Vertragslage beteiligt sich der Hochsauerlandkreis entsprechend seinem Gesellschafteranteil jährlich mit bis zu 100.000 Euro an den Betriebskosten. Während der Phase der Restrukturierung gilt eine bis zum Jahr 2022 befristete höhere Zahlung von bis zu jährlich 200.000 Euro.

Ein „weiter so“ ist undenkbar

Die Insolvenzen der Fluggesellschaften, Air Berlin, Germania, Small Planet, dann die Insolvenz des Thomas-Cook-Konzerns im Herbst vergangenen Jahres, die Konzentration weiterer Fluggesellschaften auf die größeren Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn, Hannover, hatten in Paderborn bereits zu Rückgängen geführt. Dann kam Corona und machte nicht nur dem Heimathafen einen dicken Strich durch die Rechnung.

Der Paderborner Kreistag hatte sich im Juni einstimmig für die Fortführung des Airports auf „Basis einer wirtschaftlich fundierten Umstrukturierung“ ausgesprochen und mit einer Finanzspritze von bis zu 2,7 Millionen Euro unterstützt, um die Liquidität vorerst sicherzustellen. Dies geschieht durch Umwidmung von sowieso für die Verlustabdeckung bzw. Investitionen am Flughafen vorgesehene Mittel. Doch das wird nicht lange reichen. Bereits auf der Sitzung von Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung Ende Juni war deutlich geworden: Ein „weiter so“ kann es nicht geben. Ohne ein Sanierungs- und Fortführungskonzept, dessen Umsetzung von den Gesellschaftern finanziert wird, kann der Flughafen diese schwere Corona-Krise nicht überstehen.

Dazu der HSK auf Anfrage unserer Zeitung: „Die Restrukturierung verfolgt das Ziel, die betrieblichen Abläufe kurzfristig so zu gestalten, dass der unverändert als Verkehrsflughafen agierende Airport den von den Gesellschaftern aufzubringenden Finanzierungsbedarf danach dauerhaft so begrenzt, das der vom Hochsauerlandkreis zu tragende Anteil maximal 100.000 Euro pro Jahr beträgt.