Medebach. Familienvater Fred Fosu wird in Medebach Opfer von rassistischen Beleidigungen. Pfarrer Uwe Steinmann ist erschüttert. Er will nicht schweigen.
Ein Mann aus Ghana und seine zweijährige Tochter sind in Medebach im Hochsauerlandkreis Opfer von rassistischen Beleidigungen geworden. Ein fremder Mann habe sogar versucht, sie mit dem Fahrrad anzufahren. Pfarrer Uwe Steinmann ist Zeuge des Vorfalls geworden – und will nicht schweigen, wenn er Ausländerfeindlichkeit und Rassismus auf offener Straße im Sauerland beobachtet.
Uwe Steinmann beobachtet Vorfall
Uwe Steinmann ist in Medebach unterwegs. Er läuft die Bachstraße entlang, am Edeka vorbei. Ihm kommt ein Mann entgegen, seine Tochter läuft neben ihm. Beide sind People of Colour. Das Mädchen höchstens zwei, schätzt Uwe Steinmann.
„Der Bürgersteig hier ist sehr eng und häufig zugeparkt. Manchmal müssen die Fußgänger hier auf der Straße gehen. Weil ohnehin nicht viel Verkehr hier her läuft, ist das schon mal okay“, erklärt Uwe Steinmann. Plötzlich wechselt ein junger Mann auf seinem Fahrrad die Straßenseite, fährt rasend schnell auf den Familienvater zu. Beschimpft ihn. „In rüdester Weise“, sagt Uwe Steinmann. „Er hat gerufen, dass wir hier nicht in Afrika seien.
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Er soll gefälligst auf dem Bürgersteig laufen.“ Das Gesicht des Pfarrers verzieht sich ärgerlich. „Das passierte so schnell, dass sich nicht mal Gelegenheit fand, dem etwas entgegenzusetzen und der Radfahrer weggebraust war, bevor ihn jemand zur Rechenschaft ziehen konnte.“
Pfarrer will nicht schweigen
Uwe Steinmann steht in der Bachstraße, nur wenige Tage später. Zeigt auf den Ort des Geschehens. Er hat sich direkt mit einer Nachricht an die WESTFALENPOST gewandt. Alltagsrassismus soll in Medebach nicht herrschen. „Es ist schon ironisch, dass der Fahrradfahrer selbst verkehrswidrig gefahren und zudem das kleine Kind durch sein Manöver verstört und in Gefahr gebracht hat, um sich selbst zum Ordnungshüter aufzuspielen. Und ich bin ziemlich sicher, dass der Auslöser dieser Tat die dunkle Hautfarbe des Passanten war“, sagt er. Dabei zeigt er auf eine Bank an der Straßenecke. „Das ist er. Mit seiner Tochter.“
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Fred Fosu sitzt in der Sonne. Auf der Nase eine Sonnenbrille mit gelben Gläsern. Auf dem Schoß seine kleine Tochter, Felicity. Er hält sie fest, schlingt manchmal den Arm um sie und drückt sie an sich. Spricht immer wieder leise in ihr Ohr. Als Pfarrer Uwe Steinmann ihn anspricht, diskutieren sie eine Weile. Dann erzählt Fred Fosu seine Geschichte.
Mit zweijähriger Tochter unterwegs
Er kommt aus Ghana, lebte schon in Italien. Seit knapp einem Jahr ist er in Deutschland, noch nicht lange in Medebach. Er wohnt in einem kleinen Häuschen Innenstadt, zusammen mit seiner Frau und den beiden Töchtern. Felicity und Abigail. Es ist Abigail gewesen, gerade zwei Jahre alt, die mit ihm auf der Straße unterwegs war. „Kinder in dem Alter sind manchmal nicht zu kontrollieren. Sie ist losgelaufen, auf die Straße. Ich bin hinterher um ihre Hand zu nehmen“, erzählt er. Dann rast der Fahrradfahrer auf sie zu. Fred Fosu hört die Beleidigungen, versteht nicht alles – aber doch das Wesentliche. „Ich war wütend, ich würde doch nicht einfach so auf die Straße gehen.“
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Fred Fosu geht nach Hause. Weint. Seine Frau ist erschrocken, fragt was passiert ist. „Er hat kein Recht, mich so zu beleidigend. Ich verstehe nicht, wieso manche Menschen uns Afrikaner wie Tiere behandeln“, sagt Fred Fosu. Wütend, fassungslos – selbst Tage nach dem Vorfall. Es ist bisher der einzige Vorfall, den er erlebt hat. „Ich liebe Deutschland, ich liebe es hier zu leben. Ich wurde wunderbar hier in Medebach empfangen. Ich war aufgeregt, als ich hier herkam. Ich halte mich hier doch an die Regeln“, sagt er.
Medebach eigentlich offener Ort
Uwe Steinmann nickt, während Fred Fosu spricht. Er kennt seine Heimat, Medebach, als einen offenen Ort. Als ein Ort, der in der Flüchtlingskrise 2015 zusammengehalten hat, offen war. Er hält den Vorfall für einen Zwischenfall. Etwas einmaliges. Trotzdem will er aufmerksam machen auf das Verhalten des Mannes. „Diese Form von offensichtlichem Rassismus dürfen wir in unserer Stadt nicht widerspruchslos hinnehmen. Wehret den Anfängen!“
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