Olsberg. Der Philippstollen in Olsberg bietet Einblick in die harte Arbeit der Bergleute. Heute ist der Ort ein Anziehungspunkt.

„Glückauf der Arbeitskreis kommt!“ So heißt es jeden Freitagnachmittag wieder nach der Lockerung der Corona-Maßnahmen am Philippstollen, wenn sich der Arbeitskreis Bergbau des Olsberger Heimatbundes regelmäßig zum Arbeitseinsatz trifft. Denn dank des unermüdlichen Engagements der ehrenamtlichen Mitglieder wurde der Stollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Sonst würde heute wohl kaum noch etwas daran erinnern, dass die Bevölkerung von Olsberg, Brilon und den umliegenden Dörfern ihren Lebensunterhalt im Bergbau und den daraus resultierenden Handwerken und Industrien verdiente.

Stollenführungen

Seit 2002 sind Stollenführungen mit einem der erfahrenen Bergwerksführer, die gegen kleines Entgelt regelmäßig durchgeführt werden, möglich. Insbesondere die Olsberg-Touristik weiß das Angebot zu schätzen und hat die Führung durch den 700 Meter langen Stollen in ihr Programm aufgenommen, zumal diese auch nach Vereinbarung möglich sind. So kommen immerhin jährlich 500 und mehr Einheimische und Gäste, die wissen wollen, wo einst in Olsberg Eisenerz abgebaut wurde.

Wissenswertes rund um den Stollen

Die Stollen: Kirschbaumstollen 1716 (nicht begehbar), Allerheiligenstollen 1732 (nicht begehbar), Philippstollen 1749, Maxstollen 1780 (Neuerschließung 1994 eingestellt)

Die letzte Schicht am Eisenberg war im Jahr 1916.

Der Philippstollen ist der am tiefsten gelegene und mit tausend Metern (davon 700 Meter begehbar) längste Stollen des 660 Meter hohen Eisenbergs. Ausgestattet mit Grubenhelm und rotem Kittel bekommen die Besucher in dem engen, immer zugigen Gang, einen Eindruck davon, unter welchen schwierigen Bedingungen die Bergleute ihr Geld verdienen mussten. Um an die begehrten Erzvorkommen im Berg zu gelangen, trieben sie laut alten Unterlagen von 1749 bis 1754 ohne heute übliche technische Hilfsmittel einen Stollen in das Felsgestein. Bergführer Klaus Driller: „Manchmal schafften sie trotz Sprengung nur einen halben Meter am Tag“.

Maxstollen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich

Die Verhüttung des Eisens fand anfangs an Ort und Stelle statt, später in den Eisenhütten in der Umgebung. Einflussreiche Olsberger und Briloner Familien wie die Eigentümer der „Olsberger Hütte“ betrieben das Bergwerk und verarbeiteten einen Teil des Eisen anschließend. Der Rest wurde zur Weiterverarbeitung ins Ruhrgebiet transportiert. Erst 1916 wurde das Bergwerk „Briloner Eisenberg“ aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt.

.Blick in den Stollen.
.Blick in den Stollen. © Joachim Aue | Joachim Aue

1992 ergriff der Olsberger Heimatbund die Initiative, um die Bergwerkstradition am Eisenberg erlebbar zu machen und der Nachwelt zu erhalten. Als damals (1993) die fleißigen Helfer den 500 Meter vom Philippstollen entfernten Maxstollen für die Öffentlichkeit begehbar machen wollten, dürften sie wohl kaum geahnt haben, welches riesiges Projekt vor ihnen lag. Hier wurde 1994 auch das 200-jährige Jubiläum des Maxstollens mit einem großen Bergwerksfest gefeiert. Das war’s dann aber schon, denn Umweltschützer hatten jede Menge Fledermäuse in den Gewölben, entdeckt. Alle Aktivitäten mussten sofort eingestellt und das Mundloch mit einem Eisengitter verschlossen werden. Heute erinnern vor Ort Informationstafeln an das Vorhaben.

Gang freigelegt

Doch so schnell wollte der Arbeitskreis doch nicht aufgeben und man wandte sich dem Philippstollen zu. Hier begann die Arbeit von Neuem. In tausenden von Arbeitsstunden wurden 660 Meter Gang bis zum Tiefengesenk freigelegt - oft in gebückter Haltung, denn nur selten war der Stollen höher 1,80 Meter. Und alles in Handarbeit. Während bei den Außenarbeiten zumindest ein kleiner Bagger zur Verfügung stand, war Handarbeit mit Hacke und Schüppe und einer schmalen Schubkarre angesagt. Außerdem wurde eine Lichtleitung verlegt. Da wurde jede Hand gebraucht, zumal der Kreis der aktiven Mitglieder (derzeit 13) überschaubar war.

Mit finanziellen Mitteln der Stadt Olsberg, einiger Bankinstitute und Betriebe sowie Privatspenden konnten die notwendigsten Arbeiten gestemmt werden. Ziel des Heimatbundes war es nicht, ein kommerziell betriebenes Bergwerk einzurichten, sondern ein ehrenamtlich geführtes Grubengebäude für Interessierte zu präsentieren und für die Nachwelt zu erhalten.

Hochzeiten im neuen Steigerhaus

Da ein Steigerhaus nicht fehlen durfte – das alte war in den 50er Jahren abgerissen worden – plante der Arbeitskreis einen Neubau. Noch einmal war Eigenleistung gefragt, denn die Leadermittel reichten lediglich für den Rohbau und die sanitären Anlagen. Heute ist in dem Gebäude alles für die Führungen untergebracht. Es ist nur wenig Meter von dem Ort entfernt, an dem einst das Steigerhaus stand. Im geräumigen Versammlungsraum nebenan finden regelmäßig Trauungen statt. Zudem lädt das Gelände im Wald als einer der 43 Seelenorte zur Einkehr ein. Das, was am Fuße des Eisenbergs geschaffen wurde, war nur dank des großen Engagements des Arbeitskreises möglich. Das weiß auch die Stadt zu schätzen, die die Mitglieder beim Neujahrsempfang 2018 auszeichnete.

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