Altkreis Brilon. Urlaub im Ausland, Ferien ohne Abstand, Auflehnen gegen die Corona-Maßnahmen. Eine Pfarrerin im HSK appelliert an die Bürger.

Heute beginnt die letzte volle Ferienwoche. Kinder, Jugendliche und Erwachsene wollen diese freien Tage nochmal richtig ausnutzen: rausgehen, allein oder mit Eltern und Geschwistern an Aktionen teilnehmen, die die Stadt oder die Vereine anbieten. Wann man dann so zusammensitzt, steht oder spielt, wirkt es fast so, als wäre das ein ganz normaler Sommer. Als könnten wir uns auf einander zu und miteinander bewegen, als wäre alles wie immer.


Phantasiedaten im Restaurant

Die Masken in den Hosentaschen, an den Handgelenken und auf den Gesichtern der Erwachsenen jedoch erinnern uns schmerzhaft: Normal ist anders. immer noch gelten die drei Buchstaben A-H-A für Abstand, Hygiene und Atemschutz.

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Sie tauchen im Restaurant, in Geschäften und in der Kirche auf und auf den Namenslisten, die wir immer wieder ausfüllen müssen. Manche denken, das Listenschreiben beim Kaffeetrinken nach der Beerdigung wäre eine unnütze Belastung. „Ich kenne Leute, die schreiben Phantasiedaten auf“, sagte mir einer, „und ich kenne welche, die drücken sich ums Aufschreiben rum“, eine andere. Sie wollen frei sein von solchen Verpflichtungen.

  Kathrin Koppe-Bäumer schreibt für die WP „Auf ein Wort“
  Kathrin Koppe-Bäumer schreibt für die WP „Auf ein Wort“ © WP | WP

Auch mir ist meine persönliche Freiheit wichtig, gerade auch, wenn es um meine Daten geht. Aber ich möchte nicht meine Freiheit auf Kosten anderer ausleben. Mir ist wichtig, was der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat: Alles ist euch erlaubt, aber nicht alles, was ihr tun könnt, tut eurem Zusammenleben gut.

Freiheit ist wichtig – Zusammenleben auch

Wie frei ich bin, das hängt von den anderen ab. Wenn ich möchte, dass ältere und gesundheitlich gefährdete Menschen sich in Geschäften frei fühlen, dann ziehe ich dort meinen Mundschutz an. Wenn mir wichtig ist, dass die anderen in meiner Klasse ab nächsten Dienstag ohne Angst um kranke und alte Familienmitglieder im Unterricht mitmachen können, dann werde ich im Treppenhaus Abstand halten und nicht die auslachen, die eine Maske tragen.

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Wenn ich weiß, dass Ältere gerne in den Gottesdienst gehen würden, sich aber nicht trauen, weil sie Angst vor Ansteckung haben, dann bin ich bereit, in der Kirche mit Abstand von anderen zu sitzen und auf das Singen der Kirchenlieder zu verzichten. Wenn ich möchte, dass Infektionsketten unterbrochen werden, dann schreibe ich meine Daten auf die ausgelegten Listen und hoffe, dass mit ihnen verantwortungsvoll umgegangen wird. Wie schön, dass noch Ferien sind. Wie angenehm, die Zeit frei gestalten zu können. Allen, die frei haben, wünsche ich, dass sie die Zeit genießen können. Ich hoffe, dass sie dabei auch das Freiheitsbedürfnis ihrer Mitmenschen im Blick haben und immer, wenn’s nötig ist, an die drei Buchstaben A - H - A denken und danach handeln.

Herzliche Grüße von
Kathrin Koppe-Bäumer