Brilon-Wald. In Brilon-Wald ist die Sorge groß wegen einer Großbaustelle der Bahn - unter anderem wegen Sprengungen. Die Bahn schweigt. Das sagen die Bürger.
Auf zwei Bürgerversammlungen wollten sich am Donnerstagabend etwa 40 Einwohner aus Brilon-Wald und den Nachbarorten über das Projekt „Waldbahnhof“ sowie die Sanierung des fast 150 Jahre alten Elleringhauser Tunnels informieren. Gerade das zweite Thema Thema sorgte in der letzten Zeit für reichlich Gesprächsstoff, da man in den kommenden Jahren so manche Unannehmlichkeit im dörflichen Leben befürchtet.
Projekt Hotel Waldbahnhof
Zum Auftakt stellten Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Rahmen der vorgeschriebenen Öffentlichkeitsbeteiligung zunächst das Konzept der Investoren des „Hotel Waldbahnhof“ vor, über das die Westfalenpost schon mehrfach berichtet hatte. Die Brilon-Walder sahen darin eine echte Bereicherung für ihren Ort, wie einigen Wortmeldungen zu entnehmen war.
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Das Thema rund um die Deutsche Bahn wurde kontroverser diskutiert. In einer kurzen Einführung bedauerte Bürgermeister Dr. Christof Bartsch, dass es mit dem Informationsfluss der Deutschen Bahn AG zum Thema „Tunnelsanierung“ hapere. Gerne hätte er auch einen Vertreter der Bahn an diesem Abend begrüßt, so Dr. Bartsch, aber leider habe diese auf eine Teilnahme verzichtet. Aber nur offiziell, denn im Publikum verfolgten zwei Mitarbeiter der Bahn die Diskussion. Marcus Bange, Bauverwaltung der Stadt Brilon, prognostizierte die Dauer der gesamten Tunnelsanierung auf 49 Monate und bezifferte die Kosten mit rund 120 Millionen Euro. Bange: „Die Sanierung des 1872 erbauten Tunnels zwischen Brilon und Elleringhausen ist dringend erforderlich. Der Zustand ist grenzwertig“.
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Das ist im und am Tunnel geplant
Nachdem das Planfeststellungsverfahren, quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit, abgeschlossen ist, sollen die Arbeiten am 1373 langen Tunnels voraussichtlich im Herbst 2021 beginnen. Dann wird in dem alten Tunnel, der dann nur noch eingleisig befahr ist, einem besonderen Verfahren eine Art Innenschale (Tunnel im Tunnel) eingezogen und Reparaturen am Gewölbe vorgenommen. Außerdem muss, gemäß der heutigen Vorschrift, von Brilon-Walder Seite aus parallel ein 474 langer Rettungsstollen in den Berg getrieben, sowie ein 125,5 Meter tiefer und drei Meter Lüftungsschacht angelegt werden.
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Nach Auskunft von Marcus Bange soll während der geplanten Bauzeit bis Ende 2025 rund um die Uhr, auch am Wochenende, gearbeitet werden. Der Reiseverkehr ist bis auf eine zeitweise Vollsperrung für etwa 11 bis 12 Monate nicht beeinträchtigt. In Zuge der Sanierungsmaßnahme möchte die Deutsche Bahn AG während der Bauzeit zur Lagerung von Materialien und Aushub das gesamte Gelände rund den Waldbahnhof in Beschlag nehmen.
Sprengung: Furcht vor Schäden
Damit hat sie sich bei den Investoren des neuen Hotels sowie auch der Geschäftsleitung der Firma Condensator Dominit, die kürzlich ihr Werk auf dem Gelände der Chemviron in Betrieb genommen hat, wahrlich keine Freunde gemacht. Dagegen dürfte kaum etwas zu machen sein, denn die Bahn, so Bürgermeister Dr. Bartsch, besitzt für alle externe Flächen ein Nutzungsrecht. Auch wurden die privaten Investoren, geschweige die Anlieger, von den Belästigungen, die in den nächsten vier Jahren auf sie zukommen, niemand in Kenntnis gesetzt. „Die sitzen auf einem hohen Ross“, so ein Brilon-Walder nach der Veranstaltung.
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Dominit-Chef Dr. Christian Dresel war überhaupt nicht davon begeistert, dass das ganze Areal seiner Firma über Jahre hinaus zweckentfremdet wird und das Werk in dieser Zeit keine Möglichkeit habe, weiter zu expandieren. Auch sei der Informationsfluss seitens der Bahn sehr spärlich gewesen und man sei bei Nachfragen an die Stadt Brilon verwiesen worden. Zudem habe er versucht, ein angrenzendes Grundstück vom Land NRW vorübergehend zu pachten, um ein etwaige Ausweichmöglichkeit in der Hinterhand zu haben. Aber das habe sich zerschlagen, denn das Land NRW verkauft nur und verpachtet nicht, so Dr. Dresel.
Schäden durch Sprengungen befürchtet
Bei einem solchen Projekt lassen sich natürlich Sprengungen, die Schäden an den Häusern verursachen könnten, nicht vermeiden, fürchtet Gerta Spettmann, die ein Haus an der Korbacher Straße besitzt, befürchtet. Sie will alles in ihrem Haus im Vorfeld dokumentieren, um später eventuelle Regressansprüche stellen zu können. Gerta Spettmann: „Dann ziehe ich die Bahn lang“. Ortsvorsteherin Ariane Drilling berichtete über lange Gespräche mit der Bahn um die Belästigungen in Grenzen zu halten und war sich sicher: „Wir haben das Beste für Brilon-Wald herausgeholt.
Die Baudaten im Überblick
Die Bauzeit beträgt nach Angaben der DB AG rund 49 Monate. Geplant ist der Baubeginn für den Herbst 2021. Es gibt eine Vollsperrung der Bahnstrecke zwischen Brilon-Wald und Olsberg von insgesamt 11 bis 12 Monaten – unterteilt in mehreren Zeitabschnitten.