Brilon-Wald. Rund fünf Millionen Euro steckt ein Investor aus Brilon in ein ganz besonderes Hotel-Projekt im Bahnhof Brilon-Wald.

Auf dem Papier ist das Projekt ein richtiger Hingucker: Auf dem Bahnhofsgelände in Brilon-Wald soll ein ganz spezielles Hotel entstehen - fast 90 Meter lang, zwei Etagen hoch, aufgeständert über einem Erdgeschoss aus Glas, in dem drei Eisenbahnwaggons nicht nur als Blickfang dienen, sondern auch authentisches Bahnsteig-Flair bieten. Die Investoren stehen bereit, jetzt gilt es, baubehördlich die Signale auf „Freie Fahrt“ zu stellen.

Hinter dem Projekt stehen zwei Investoren-Gruppen: die Waldbahnhof Sauerland Brilon-Willingen GmbH & Co KG, die den alten Bahnhof Brilon-Wald saniert hat, und die Quartier Springstraße GmbH & Co. KG - und der Name lässt aufhorchen. Denn das ist ein Engagement des Briloner Unternehmers Bernhard Penno, Gründer und Seniorchef der Fa. Rembe. Gemeinsam mit seiner Gattin Marita Penno wollte er in der Springstraße das „Stadthotel“ errichten und für eine Belebung des Oberen Quartals und der Innenstadt sorgen. Die Stadtverwaltung und die Politik hatten diese Pläne abgesegnet. Zwei Anliegern allerdings war es gelungen, die Baugenehmigung verwaltungsgerichtlich zu kippen. Was den Unternehmen aber nicht davon abhält, auch weiterhin im Stadtkern etwas bewegen zu wollen.

Stellten das WBS-Hotelprojekt am Bahnhof Brilon Wald vor: (von links) Eckhard Lohmann, Marita Penno, Paul Witteler, Bernhard Penno und Denis Andre Pfister.
Stellten das WBS-Hotelprojekt am Bahnhof Brilon Wald vor: (von links) Eckhard Lohmann, Marita Penno, Paul Witteler, Bernhard Penno und Denis Andre Pfister. © Jürgen Hendrichs

Sein Engagement in Brilon-Wald sieht er deshalb keineswegs als Ersatz. Rund fünf Millionen Euro steckt der in den Hotelbau an der Bahnlinie.

Ganz frisches Konzept

Den fertigen Komplex verpachtet die Quartier Springstraße GmbH & Co. KG dann an die Waldbahnhof Sauerland Brilon-Willingen GmbH & Co. KG, zu deren Initiatoren und Gesellschaftern Bernhard Penno selbst auch gehört.

Die Idee zu dem neuen Hotel-Konzept ist ganz frisch. Sie stammt von dem künftigen Betreiber des im ehemaligen Bahnhof seiner Vollendung entgegen gehenden Hotels, Denis Andre Pfister.

Der 54--jährige gebürtige Franzose ist ein Hotelfachmann mit langjähriger Berufserfahrung und Branchenkenntnis im In- und Ausland. „So etwas gibt es in ganz Deutschland nicht“, sagt er im WP-Gespräch. Gemeinsam mit dem Architekten Eckhard Lohmann, selbst einer der Waldbahnhof-Initiatoren und -Gesellschafter, hat er das Projekt entwickelt.

Neues Klientel, neue Möglichkeiten

Der Hotelbereich erstreckt sich über zwei identische Etagen. Auf jeder gibt es 20 Doppelzimmer. Deren Anordnung spiegelt das Thema Eisenbahn wider. Die Zimmer sind alle einseitig entlang eines durchgehenden Flures angelegt - so ratterte früher der gute alte „D-Zug“ mit seinen geschlossenen Abteilen über Land. Der schlicht gehaltene Hotelkubus steht auf den insgesamt 39 Stahlbetonstützen.

40 Doppelzimmer und Bahnsteig-Flair

Es gibt auf jeder Etage 18 etwa 16,5 Quadratmeter große Standardzimmer mit einem 3,6 Quadratmeter großen Bad.

An den Kopfenden jeder Etage befindet sich eine rund 27,5 Quadratmeter große Suite mit einem knapp 6 Quadratmeter großen Bad.

Die Erschließung erfolg über einen Aufzug sowie über zwei Treppenhäuser, die im Erdgeschoss Terminalcharakter haben und das optisch unterstreichen.

Die beiden roten ehemaligen Liegewagen der Bundesbahn werden komplett entkernt und zu typischen Speisewagen umgerüstet; in dem mittleren grünen Waggon wird das Buffet und eine Theke eingerichtet.

Neben den beiden Frühstück-Waggons gibt es im eingeglasten Erdgeschoss auch Außentische auf dem angedeuteten Bahnsteig.

Im ehemaligen Bahnhofsgebäude stehen im Erdgeschoss den Gästen in verschieden großen Räumen insgesamt 162 Sitzplätze zur Verfügung; der größte Saal fasst 78 Personen, der kleinste Raum acht.

Kernzone der Gastronomie ist die ehemalige Schalterhalle. Dort gibt es eine lange Theke, aus dem Hahn kommt „Krombacher“.

Mit der zusätzlichen Kapazität von 40 Zimmern und 80 Betten ergeben sich für Denis Andre Pfister ganz andere Vermarktungsmöglichkeiten für das Waldbahnhofs-Hotel.

Im alten Bahnhof selbst besteht das Kontingent aus elf Zimmern mit 56 Betten. Mit den jetzt hinzukommenden Räumlichkeiten lasse sich eine ganz andere Gäste-Klientel ansprechen, zum Beispiel Reisegruppen oder Veranstalter von Seminaren, sagt der Hotelfachmann. Von der ursprünglich von den Bahnhofs-Initiatoren angedachten Nutzung der ehemaligen Bundesbahn-Liegewagen als Hotel für besonders bahnaffine Gäste hält Pfister nichts. Nicht nur, dass die Waggons mangels ausreichender Wärmedämmung witterungsbedingt im Hochsauerland ein halbes Jahr nicht nutzbar wären. Nein, auch die wenigen vergleichbaren Eisenbahnhotels haben auf den einschlägigen Bewertungsportalen bauartbedingt nicht unbedingt die besten Eindrücke hinterlassen.

Gesamte Location für Arrangements nutzen

Mit dem Hotelbetrieb und der Gastronomie im ehemaligen Bahnhofsgebäude, dem Neubau und dem alten Güterschuppen erhält das Bahn-Ensemble eine völlig neue Qualität als Location mit dem besonderen Etwas. Alle Räumlichkeiten können für besondere Events und Feiern gebucht werden. Die geplanten Arrangements zielen, so Eckhard Lohmann, „auf Eisenbahnaffine, Radfahrer, Wanderer, kulturhistorische Interessierte sowie Gäste und Partner unserer Industrie“.

Bekanntlich bereitet auch die Deutsche Bahn im Rahmen ihrer Modernisierungsoffensive die Rundumerneuerung ihrer Anlagen vor. Die Unterführung wird durch eine Brücke ersetzt, die beiden Mittelbahnsteige werden erneuert. Zu den anstehenden Hansetagen gibt es eine Extra-Auffrischung.

Planungsverfahren läuft an

Jetzt, sagen die Initiatoren und Investoren, seien die Politik und die Verwaltung am Zuge: „Alles kommt nun darauf an, wie schnell die rechtssichere Genehmigung für den Neubau erteilt wird.“ Mit der Stadt Brilon und der Oberen Bauaufsicht beim Hochsauerlandkreis sei bereits „der Weg eines rechtssicheren Genehmigungsverfahrens besprochen“ worden. Wie Brilons Beigeordneter Reinhold Huxoll auf Anfrage der WP sagte, sei das übliche Procedere abzuarbeiten. Das läuft über einen Vorhabenbezogenen Bebauungsplan mitsamt den erforderlichen Gutachten, der Bürgerbeteiligung und der Offenlegung der Planung. Das Konzept, sagt Huxoll, führe sicherlich zu einer weiteren Aufwertung des gesamten Bahnareals.

Ortsvorsteherin: Gute Sache für den Ort und den Tourismus

Ariane Drilling, Ortsvorsteherin von Brilon-Wald und Mitglied des Rates der Stadt Brilon, geht sogar noch einen Schritt weiter. Das sei eine „runde und für den ganzen Ort und den Tourismus positive Sache“. Sie erwarte, dass das Projekt „von der Verwaltung unterstützt und zügig vorangetrieben“ werde.

http://funke-cms.abendblatt.de:8080/esc-pub-tools/methode/search.jsp?publication=nrw-multiconfig#Donnerstag, 13. Februar, soll das Projekt im Bau- und Planungsausschuss vorgestellt werden. Die Sitzung beginnt um 17.30 Uhr im Bürgersaal des Rathauses.