Brilon Wald. Die Condensator Dominit hat ihren Neubau in Brilon Wald bezogen - und die Erweiterung gestartet. Grund ist ein großes Afrika-Projekt.

Das neue Werk ist gerade erst in Betrieb, da hat der nächste Bauabschnitt bereits begonnen. Die Condensator Dominit braucht schon jetzt die eigentlich nur perspektivisch geplante neue Halle. Grund:

Das Unternehmen benötigt neue Schwerlastkräne, fähig, 60 Tonnen zu bewegen. Denn mit den Energiestationen im Seecontainer-Format aus Beton, die demnächst in Brilon-Wald montiert und dann Richtung Südafrika auf den Weg gebracht werden, stößt das HighTech-Unternehmen aus dem Hochsauerland in neue Dimensionen vor.

Wasserversorgung für Namibia sicherstellen

Die Condensator Dominit soll die Wasserversorgung in Namibia sicherstellen. Das Land, sagt Firmenchef Dr. Dresel, ist das trockenste südlich der Sahara. NamiWater, das staatliche Wasserversorgungsunternehmen, betreibt 17 Stauseen und verteilt das Wasser per Pipelines über das ganze Land Land.

Blick in die neue Montagehalle. HSK-Wirtschaftsförderer Frank Linnekugel und der Wirtschaftsförderer der Stadt Brilon, Oliver Dülme (von links) informierten sich bei Dr. Christian Dresel über den Neubau, rechts Ortsvorsteherin Ariane Drilling.
Blick in die neue Montagehalle. HSK-Wirtschaftsförderer Frank Linnekugel und der Wirtschaftsförderer der Stadt Brilon, Oliver Dülme (von links) informierten sich bei Dr. Christian Dresel über den Neubau, rechts Ortsvorsteherin Ariane Drilling. © Jürgen Hendrichs

Rund 500 Millionen Kubikmeter verbrauchen die 2,6 Millionen Einwohner im Jahr. Die Condensator Dominit soll die für den Betrieb der Pumpen benötigte Stromversorgung sicherstellen. Eine Störung im Netz und ein Ausfall von Pumpen hätte fatale Folgen. Der Firmenchef: „Eine Wassersäule von tausenden Kubikmetern wieder in Bewegung zu setzen, ist nicht einfach. Das haben Pumpen nicht so gerne.“

Formeln als Tür-Dekor

KnowHow aus Brilon-Wald kommt zum Beispiel auch im Hafen von Brunei zum Einsatz, wo es die Kompressoren absichert, die für die zügige Befüllung von Gastankern sorgen. Oder in der Autoindustrie, wo sich Spannungsschwankungen negativ auf die Zuverlässigkeit von Schweißpunkten auswirken. Die Condensator Dominit, sagt Dr. Dresel, habe als einziges Unternehmen am Markt ein ganzheitlich strukturiertes Lösungs- und Produktportfolio, um die Netzqualität sicherzustellen. Mit welchen physikalischen und mathematischen Formeln sich Kommutierungseinbrüche, Resonanzen, Taktfrequenzen, Blindströme, Spannungsschwankungen und -verzerrungen darstellen und berechnen lassen, hat der Firmenchef sinnigerweise als Dekorfolie auf den Glastüren des Neubaus aufziehen lassen.

Vier Millionen Euro in den neuen Standort investiert

Ein technisches Highlight des neuen Standorts verbirgt sich in der separat stehenden, garagenähnlichen Betonbude: ein 1,2-Megawatt-Trafo. Auf den ist der Unternehmer besonders stolz. Er übertrifft den werkseigenen Energiebedarf zwar um den Faktor 20, wird aber dann und wann doch gebraucht - für wenige Augenblicke. Damit, sagt Dr. Dresel, könne er schon bei sich im Werk die Probleme simulieren, die er bei seinen weltweiten Kunden verhindern soll. Bisher konnte er das nur vor Ort prüfen. Im Bremecketal habe er gar nicht soviel Saft aus den Leitungen holen können - „Dann wären in Brilon die Sicherungen rausgesprungen.“

Rund vier Millionen Euro hat sich der Unternehmer den Umzug aus der Enge des Bremecketals auf die Degussa- bzw. Chemviron-Brachfläche kosten lassen. Dass sich die Corona-Pandemie in seinen Auftragsbüchern niederschlagen wird, ist für den 54-jährigen promovierten Quantenphysiker keine Frage. Einzelne Projekte stünden „auf dem Prüfstand“ oder würden später abgerufen, das weiß er schon jetzt.

Mit Courage gegen die Corona-Krise

Bis Ende des Jahres sei das Unternehmen noch ausgelastet. Sollte Kurzarbeit nötig werden, werde sein Unternehmen mit den rund 60 Beschäftigten wohl auf die Vier-Tage-Woche gehen. Mit der Kurzarbeit, sagt der Firmenchef, habe Deutschland „eines der besten Instrumente, um Entlassungen zu vermeiden“. Als „grenzenloser Optimist“ wolle auch er mit dem weiteren Firmenausbau seinen Beitrag zur Überwindung der corona-bedingten Wirtschaftskrise beitragen: „Wenn alle investieren, können wir die Krise bald vergessen. Wenn wir uns aber alle in die Hosen machen, kommen wir nicht wieder hoch.“ Mittelfristig rechnet er mit 30 zusätzlichen Arbeitsplätzen an seinem neuen Standort.

Auszeichnungen

2019 nahm die IHK die Condensator Dominit in die Liste der „Hidden Champions“ auf.

2017 hatte der Deutsche Mittelstand das Unternehmen als „Top 100 Innovator“ ausgezeichnet.

In 2018 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 12 Millionen Euro.

Eines möchte der Unternehmer gar nicht so laut sagen, aber da ist er mit Ortsvorsteherin Ariane Drilling einer Meinung: Dass die Stadt wegen des Borkenkäfers die ganze Hammerkopf-Flanke kahlgeschlagen hat, hat dem Dorf gut getan - das ganze Tal wirkt weiter und heller. Und auch die Condensator Dominit profitiert davon.

Vorbildliche Dorfgemeinschaft vorgefunden

Denn Dr. Dresel hat sein neues Unternehmen komplett CO2-neutral ausgerichtet. 1000 Quadratmeter Sonnenkollektoren befinden sich bereits auf dem Dach, die gleiche Fläche kommt auf der neuen Halle noch hinzu. Während der - bisher allerdings recht wenigen - richtigen Sommertage hat Wasser aus der am Werksgelände vorbeifließenden Hoppecke für angenehmes Raumklima gesorgt. Mit 19 Grad wurde das Wasser in die Fußbodenheizung eingeleitet, mit 22 Grad kam es zurück.

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Übrigens: Bei seinem Neubau gegenüber dem alten Essigturm hat der Unternehmer alle vier in Brilon-Wald ansässigen Betriebe berücksichtigt. Das sei er dem Ort schuldig, sagt Dr. Dresel. Denn der gebürtige Franke findet den Zusammenhalt in Brilon-Wald und das Einsetzen für die Gemeinschaft - vom samstäglichen Mähen der städtischen Böschungen bis zum Kümmern um die Blumenkästen auf dem Geländer entlang der B251 - ganz bemerkenswert, ein funktionierender Mikrokosmos, der zeigt, „wie es überall in der Welt sein könnte, wenn sich alle ein wenig Mühe gäben“.