Brilon-Wald. Besucher konnten am Tag des offenen Denkmals einen Blick in den alten „Essigturm“ in Brilon Wald werfen. Dort ändert sich im kommenden Jahr viel.
Am „Tag des offenen Denkmals“ nutzten am Sonntag viele Interessenten die Gelegenheit einen Blick in den alten „Essigturm“ der Degussa zu werfen.
Weitere Besichtigungen
Im Altkreis Brilon luden weitere historische Stätten zur Besichtigung ein: Kropff Federath’sche Stiftung in Olsberg, das Kloster Bredelar sowie das ehemalige Stiftsgebäude des Benediktiner Klosters in Obermarsberg.
Auch wenn im Werk bereits nach 115 Jahren, 1995, die letzte Schicht gefahren wurde, so ist der „Essigturm“ irgendwie untrennbar mit der Geschichte Brilon-Walds verbunden und gilt bei der Bevölkerung heute immer noch als Wahrzeichen des Ortsteils. Nachdem das Gelände mehr als zwei Jahrzehnte ein trostloses Dasein fristete, ist die Industriebrache bald Vergangenheit. Gleich neben dem „Essigturm“ baut die Firma „Condensator Dominit“ eine hochmoderne Werkhalle und einen Bürotrakt. Die Aufnahme der Produktion sei für Anfang 2020 geplant, sagt Dr. Christian Dresel von der Geschäftsleitung des Unternehmens, das bisher noch im „Bremeketal“ ansässig ist. Ganz Brilon-Wald ist stolz darauf, in Kürze einen Weltmarktführer eine neue Heimat gegeben zu haben.
Ehemalige Mitarbeiter zu Besuch
Am „Tag der offenen Tür“ rund um den „Essigturm“ kehrten auch viele ehemaligen Mitarbeiter an ihre alte Wirkungsstätte zurück, vor allem um die alten Kollegen wieder zu treffen. Der älteste noch lebende Mitarbeiter, der 95-jährige Otto Lüdemann, war über 40 Jahre im Werk tätig und berichtet über das gute Betriebsklima: „Wir waren wie eine große Familie“.
Zu Spitzenzeiten waren damals bis zu 300 Mitarbeiter beschäftigt, die sich damals nicht nur mit der Herstellung von Holzkohle beschäftigten, sondern auch mit Aktivkohle. Sie produzierten außerdem auch Holzteer und andere chemische Produkte sowie Holzessig. Daher auch der Name Essigturm. Ältere Bewohner aus Brilon-Walder erinnern sich, dass früher immer ein gewisser Geruch von Essig über dem Dorf gelegen habe.
Besondere Architektur
Wie den Informationstafeln zu entnehmen war, wurde das dreistöckige Destillationsgebäude 1903/04 errichtet und vor rund hundert Jahren erweitert. Auch wird die ganz besondere Architektur des Gebäudes mit dem zweigeschossigen Turmaufsatz erwähnt.
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Im Gegensatz zu Industriedenkmälern der damaligen Zeit, sei der Baustil unglaublich konservativ. Nebenbei wartete ein kleines Rahmenprogramm auf die Besucher. Es wurden Kartoffeln gebraten und Holzkohle von einem ehemaligen Schwesterwerk aus Bodenfelde verkauft. Das Fazit von Ortsvorsteherin Ariane Drilling: „Das Interesse hat meine kühnsten Erwartungen übertroffen.“