Brilon/Hallenberg. Alte Menschen warten im Seniorenheim auf Besuch. Immer wieder muss die Caritas Brilon in Zeiten von Corona die Sicherheitsaspekte abwägen.

Vieles läuft aktuell zeitgleich: Während in den Seniorenzentren St. Engelbert in Brilon und St. Josef in Hallenberg der Soziale Dienst mit den Bewohnern bei der allmorgendlichen Zeitungslesestunde die Nachrichten diskutiert, nehmen die Einrichtungsleiterinnen in ihren Büros an einer Videokonferenz mit den Behörden teil. Die beiden unterschiedlichen Gruppen verbindet ein Thema: Die Besuchs- und Kontaktregelungen in Zeiten von Corona.

Freude und Furcht eng beieinander

„Ein Thema, das Ambivalenz erzeugt“, weiß Heinz-Georg Eirund, Vorstand des Caritasverbandes Brilon: „Freude und Furcht liegen heutzutage eng beieinander. Das ist schwer zu ertragen. Die einen freuen sich über Öffnungen und Berührungen. Die anderen fürchten sich, dass dadurch Krankheit, vielleicht auch der Tod, ins Haus kommt. Viele Menschen befinden sich im Wechselbad der Gefühle, was kaum auszuhalten ist.“

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Was also soll man machen in einer Krisensituation, die von steter Veränderung geprägt ist, alle Bürger betrifft und an deren Ende nicht die Rückkehr zum Altgewohnten steht? „Zuhören und sprechen mit allen Beteiligten, dann mit Blick auf gesetzliche Vorgaben die Bedürfnisse abwägen, erst ganz zuletzt fällt die Entscheidung“, sagt Eirund. Entscheidungen, die nicht für die Ewigkeit in Stein geschlagen stehen. Gespräche, Abwägungen, Entscheidungen laufen permanent, und zwar für alle Bereiche: stationäre Einrichtungen, ambulante Bereiche wie z.B. die Werkstätte, Beratungs- und Betreuungsangebote.

Interessen vertreten

Demokratisch gewählt, vertreten die Bewohnerräte der Seniorenzentren die Interessen ihrer Mitbewohner. „Wir sitzen mit am Tisch, wenn es um Entscheidungen geht“, sagt Gisela Sarius, Bewohnerrätin im St. Josefshaus in Hallenberg: „Schließlich geht es letztendlich um uns.“ Ihre Unterschrift steht mit auf den Aushängen, welche die jeweils gültige Besuchsordnung im Haus regelt. „Bevor es neue Regeln gibt, halten wir eine Beiratssitzung ab. Vor einer solchen Sitzung höre ich mich auf meinem Wohnbereich um, was die anderen denken“, erklärt Marita Schwermer, Amtskollegin aus dem St. Engelbert. Es wird die Meinung der Bewohner gehört. Darüber hinaus haben auch die Stimmen des Teams in Form der gewählten Mitarbeitervertretung Gewicht. Die Angehörigen haben in den Einrichtungsleitungen mit Annette Thamm für St. Engelbert und Beate Heimbach-Schäfer für St. Josef feste Ansprechpartnerinnen. Bewohner, Mitarbeitende, Angehörige: Sie spüren direkt die Auswirkungen von Neuregelungen.

Eigene Steuerungsgruppe

Zu Beginn der Pandemie wurde Mitte März die sechsköpfige „Steuerungsgruppe Corona“ im Caritasverband Brilon gegründet. Dort werden unter anderem strategische Fragen und Regelungen getroffen, die sich in Verantwortung auf die 54 Dienste und Einrichtungen mit den 1.150 Mitarbeitenden der Caritas Brilon auswirken – und auch auf die rund 5.000 Menschen, die als Bewohner, Klienten, Ratsuchende täglich Kontakt zu der Caritas haben. Als Bindeglied zu den Einrichtungen geben die Fachbereichsleitungen in Tagesprotokollen und wöchentlichen Risikoanalysen Rückmeldung. Die Steuerungsgruppe tagte bis dato über 50 Mal. „Es sind sehr komplexe Fragestellungen, auf die aus unterschiedlichen Perspektiven geschaut werden muss“, sagt Vorstand Eirund. Oft geht es um den Spagat zwischen der Sehnsucht nach Sicherheit und der Sehnsucht nach Umarmung. „Und diesen Spagat können wir nur gemeinsam meistern“, schließt Eirund.

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Auch in den Wohnhäusern für Menschen mit Behinderung werden Entscheidungen im Dialog und im gesetzlichen Rahmen der aktuellen Corona-Erlasse und Verordnungen getroffen. In den Caritas-Seniorenzentren in Brilon und Hallenberg leben 107 Bewohner und 176 Menschen mit Behinderung leben in den sechs Wohnhäusern in Brilon und Winterberg.