Brilon. Wahlkampf ohne Veranstaltungen: Corona wirbelt Politik durcheinander. Wie der Bürgermeister und der Herausforderer in Brilon ums Rathaus kämpfen.

Wolfgang Kleineberg hat es in einer der letzten Ratssitzungen treffend formuliert: „Es geht auf den Wahlkampf zu, das wird sehr deutlich.“ Mittlerweile scheint der Wahlkampf in Brilon vor der Kommunalwahl im September in vollem Gange zu sein – und zwar vor allem in den Sozialen Medien. Im Gespräch mit den Konkurrenten um das Bürgermeister-Amt wird klar – Wahlkampf während Corona ist für alle Parteien neu.

Der Herausforderer: Niklas Frigger

Niklas Frigger sagt selbst, dass er in eine, wenn auch kurze, Schockstarre gefallen ist, als Corona im Hochsauerlandkreis ankam.

Unter niklasfrigger postet Niklas Frigger, Kandidat der CDU, auf Instagram.
Unter niklasfrigger postet Niklas Frigger, Kandidat der CDU, auf Instagram. © WP | Jana Naima Schopper

„Und dann hat es Klick gemacht“, sagt er. Klick – der Beginn einer Social-Media-Kampagne, die zu Beginn ganz auf das Corona-Geschehen fokussiert war und jetzt Themen rund um die Kommunalwahl aufgreift. Über Instagram, Facebook und seine Website hat der Bürgermeisterkandidat der CDU sich zum Ansprechpartner in der Corona-Krise machen wollen. „An den Zugriffszahlen der Posts sieht man, dass die Menschen Bedarf hatten“, sagt er. Die genauen Zahlen bleiben ein Geheimnis. Er grinst. Wirkt zufrieden. Er sei in Aufbruchstimmung. Freue sich auf die kommenden Wochen. „Die Krise hat mich und mein Team zusammengeschweißt“, sagt er. Der Corona-Wahlkampf wird nicht leicht für ihn. „Gerade als Herausforderer muss ich mich ja etablieren und am besten geht das eigentlich über Face-to-Face-Kontakte.“ Große Veranstaltungen wie das Schützenfest oder die Schnade – wichtige Ereignisse auch für Politiker – fallen Corona-bedingt aus.

Der Bürgermeisterkandidat sieht neue Chancen in der Krise

Ein Schlag für Niklas Frigger? „Wir nehmen die Situation an, wie sie eben ist. Und sehen auch Chancen und großen Gewinn darin“, sagt Niklas Frigger. Er erreiche derzeit über die Sozialen Medien jüngere Zielgruppen. Menschen, die von Politik enttäuscht seien, würden ihn anschreiben. „Die Anonymität im Netz sorgt dafür, dass sich mehr Leute interessieren und nachfragen, die sonst nicht an einen Infostand kommen würden.“

573 Abonnenten für Niklas Frigger

Auf seiner Instagram-Seite niklasfrigger hat der Herausforderer 573 Abonnenten. Bisher hat er 34 Beiträge gepostet. Er ist ebenso bei Facebook unterwegs und hat eine Website: www.niklas-frigger.de

Er hofft, so mehr Menschen an die Wahlurnen zu bekommen. Manchmal säße er zwei Stunden daheim, beantworte Nachrichten. Und die ältere Generation? Diejenigen, die nicht bei Facebook und Co. unterwegs sind? „Wir werden den guten alten Flyer und den Kandidatenbrief verteilen. Ich werde coronakonform an Infoständen Präsenz zeigen – und von Haus zu Haus gehen. Schon für Matthias Kerkhoff war das die gewinnbringendste Strategie.“ Rat vom Landtagsabgeordneten. Niklas Frigger scheint sich auf einen langen und vielleicht anderen Wahlkampf als sonst vorzubereiten. „Selbst an Infoständen sorgt die Maske dafür, dass man nicht immer die Reaktionen der Menschen ordentlich sehen und einschätzen kann. Ein wenig Persönlichkeit fällt dabei einfach weg.“

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Corona soll aber nicht vorherrschendes Thema sein. „Es gibt so viele andere Themen. Die MINT-Räume, die Radwege, der Umgang mit dem Wald. Es ist entscheidender, diese Dinge nach vorne zu bringen.“ Manchmal bekommt er Nachrichten von seiner Klasse, die er als Lehrer in Bad Wünnenberg unterrichtet. „Wie läuft’s mit dem Wahlkampf?“, schreiben sie. „Ist schön, wenn man merkt, dass man mit seinen Inhalten auch Menschen über Brilons Grenzen hinweg erreicht.“

Der Bürgermeister: Christof Bartsch

Bürgermeister Christof Bartsch stellt am Beginn des Gesprächs eines klar: Wahlkampfveranstaltungen sind laut Corona-Schutzverordnung erlaubt. Unter Beachtung der Hygienemaßnahmen. Am Ende bleibt trotzdem die Unsicherheit.

Bürgermeister Christof Bartsch ist unter chbartsch auf Instagram.
Bürgermeister Christof Bartsch ist unter chbartsch auf Instagram. © WP | Jana Naima Schopper

„Man will ja nicht eine Infektionsgefahr heraufbeschwören.“ Corona, das hat der Bürgermeister schnell sehr ernst genommen. Hat sich wöchentlich mit einem Statement in den Sozialen Netzwerken gemeldet. Hat sich als Ansprechpartner etablieren wollen. Als Sicherheitsanker für Brilon.
„Ich war auch vorher schon in den Sozialen Medien aktiv, aber seit Corona hat das natürlich nochmal zugenommen“, sagt er. Seine Beiträge haben Zugriffszahlen von 1800 bis 3000 Menschen, sie erreichen 4000 bis 5000. Das gibt Christof Bartsch an. „Ich habe es als Versuch gesehen, funktionieren regelmäßige Videos oder nicht. das Feedback war sehr gut.“ Die Intensität werde noch erhöht, sagt er. Gerade Wahlkampf finde immer mehr digital statt – mehr als früher. „Vor sechs Jahren war Instagram nicht präsent für die Menschen. Facebook hatten nur wenige. Das hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert und Corona hat uns speziell noch einmal Rückenwind gegeben. Das Internet erlaubt uns, kontaktfrei Menschen anzusprechen und zu erreichen“, resümiert Christof Bartsch. Er betont aber, dass es ihm wichtig sei, Inhalte rüberzubringen. Keine Selbstinszenierung zu betreiben. Eine richtige Kampagne mit Team und allem drum und dran stecke nicht hinter seinem Auftritt. Er überlegt sich selbst, was er postet, wie er es postet oder wann. „Spontan und flexibel“, sagt er.

Der Bürgermeister bevorzugt Face-to-Face

Am Ende bevorzugt er aber die klassischen Wege. Bei allen Vorteilen, die das Internet biete. „Face-to-Face-Gespräche finde ich immer noch am besten. Die Reaktionsgeschwindigkeit in einem direkten Gespräch ist höher“, sagt er in einem ernsthaften Ton.

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So richtig stecke er aber noch nicht im Wahlkampf – auch, wenn es in der ein oder anderen Ratssitzung schon dynamischer geworden sei, wie er sagt. Er habe derzeit viele andere Themen – der Wald oder Bauthemen in der Stadt – die ihm lange Arbeitstage bescheren würden. „Ich hoffe also, dass sich ehrliche und stetige Arbeit auch im Wahlkampf niederschlagen wird“, schließt er. Corona selbst sei kein Wahlkampfthema, das sagt Christof Bartsch mit aller Entschiedenheit.

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„Das ist eine Begleiterscheinung. Eine große Aufgabe, die wir gemeinsam lösen müssen und über die wir nicht streiten können. Aus der wir Ideen entwickeln und Lehren ziehen müssen – also vielleicht doch ein Wahlkampfthema.“

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