Madfeld/Brilon. Das OVG-Urteil vom Januar wirkt nach: Trotz klarer Rechtslage verweigert die Stadt Brilon einem Repowering das Gemeindliche Einvernehmen.
Der Windpark Madfeld-Bleiwäsche wächst weiter - in die Höhe und in die Breite. Nach den fünf neuen Rädern, die die Windfang Planungs-, Betriebs- und Infrastruktur GmbH und Co KG im Zuge des Repowerings im östlichen Teil des Geländes gegen acht alte Anlagen austauschen will, sind nun auch an der westlichen Seite des Parks, zum Gut Almerfeld hin, vier neue Windräder geplant.
Die Westfalenwind Planungs GmbH aus Paderborn will dort vier neue Windräder errichten. Dabei handelt es sich um die gleichen Typen, wie bei dem Repowering-Projekt des Bürgerwindparks. Bei allen beträgt die Nabenhöhe 160 Meter und der Rotorradius 69 Meter; die Nennleistung beträgt 4,2 mW.
Neue Windräder 230 Meter hoch
Mit ihren rund 230 Metern überragen die neuen Anlagen um wenigstens 50 Meter, die ersten, 2002 errichteten Windräder sind sogar nur etwa 100 Meter groß.
Bei dem Windfang-Projekt handelt es sich um ein klassisches Repowering. Die Betreiber wollen ihre acht Altanlagen gegen fünf neue ersetzen. Grund: Ende des Jahres läuft die EEG-garantierte Festvergütung für den Strom aus. Franz Nolte, langjähriger Geschäftsführer, des Windparks: „Für drei Cent kann man die alten Anlagen nicht wirtschaftlich betreiben.“
Windrad-Bestand wird sich verdoppeln
138 Windräder sind im Hochsauerlandkreis in Betrieb.
45 weitere sind genehmigt.
22 haben einen Vorbescheid erhalten.
60 weitere Windkraftanlagen sind derzeit beantragt.
24,2 Millionen DM hatten die Bürgerwindpark-Investoren zur Jahrtausendwende in den Aufbau des Windparks gesteckt. Mittlerweile sind weitere Betreiber hinzugekommen, insgesamt 28 Windräder drehen sich zwischen Madfeld, Bleiwäsche und Gut Almerfeld. Die fünf neuen Räder sollen acht Altanlagen ersetzen.
Allein: Der Bau- und Planungsausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung dem Vorhaben das sogenannte Gemeindliche Einvernehmen verweigert. „Ich hebe für nichts mehr meine Hand, was mit Windkraft zu tun hat“, sagte CDU-Stadträtin Karin Bange. Und SPD-Fraktionssprecher Hubertus Weber meinte: „Wir sollten uns da raushalten.“
Flächennutzungsplan aufgehoben
Noch immer sitzt der Politik und der Verwaltung die Aufhebung des Flächennutzungsplanes in den Knochen. Wie berichtet, hatte das Oberverwaltungsgericht Münster die im Zuge der Ausweisung von Windkraft-Konzentrationszonen festgelegten sogenannten Ausschlussflächen, also jene Bereiche, in denen keine Windräder errichtet werden sollten, für nichtig erklärt.
Drei Windkraft-Betreiber aus Scharfenberg, die hart außerhalb der Konzentrationszonen selbst ein Windrad bauen wollten, hatten gegen die Flächennutzungsplanänderung geklagt und Recht bekommen.
Auch wenn Planungsamtsleiter Gernot Oswald ausdrücklich darauf hinwies, dass die Stadt „keine Wahl“ habe, als das Einvernehmen zu erteilen, denn: „Die Konzentrationszonen sind ja noch da.“ Das OVG habe schließlich nicht die Festlegung der Vorrangzonen bemängelt, sondern die Ausschlussflächen.
Letztlich hat der Beschluss ohnehin nur deklamatorischen Charakter. Denn der Hochsauerlandkreis als Genehmigungsbehörde kann letztlich ein rechtswidrig versagtes Gemeindliches Einvernehmen ersetzen. Karin Bange: „Wenn der Kreis das will, soll er es machen.“ Lediglich BBL-Stadträtin Christiane Kretzschmar votierte für die Erteilung, bei der SPD gab es zwei Enthaltungen.
Beschluss mit Symbolcharakter
Bei dem Vorhaben der Paderborner Windkraft-Investoren handelt es sich nicht um ein klassisches Repowering. Denn im Gegenzug zu den vier neuen Anlagen sollen nur zwei alte zurückgebaut werden. Ab heute liegen die Verfahrensunterlagen für vier Wochen im Briloner Rat- sowie im Kreishaus aus.
Die Westfalenwind-Gruppe um Johannes Lackmann, Michael Flock und Friedhelm Agethen gehört zu den Windkraft-Pionieren der Region und zu den Großen der Branche. Im Raum Borchen, Büren, Bad Wünnenberg und Lichtenau betreibt sie insgesamt 80 Windräder. Die Fach- und Planungskompetenz des Unternehmens zeigt sich zum Beispiel an dem Verzicht auf das sogenannte Scooping.
Auch bei Altenbüren weitere Anlagen
Dabei sollen zum Auftakt eines Genehmigungsverfahrens mit den beteiligten Behörden etwaige Konflikte angesprochen werden. Dass dieser Schritt hier ausfällt, ist für Beigeordneten Reinhold Huxoll ein Zeichen, dass „im Vorfeld gut geplant“ worden sein müsse.
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Die Windräder des Paderborner Unternehmens leisten insgesamt 206 MW und produzieren im Jahr 520 Millionen Kilowattstunden Öko-Strom. Mit dem von einer ihrer Anlagen in zwei Stunden gelieferten Stroms könnte ein Elektro-Auto einmal die Welt umrunden.
Sechs weitere Windräder entstehen westlich der Achse Altenbüren-Esshoff auf Olsberger Stadtgebiet