Marsberg. Zum ersten Mal in der 53-jährigen Städtepartnerschaft treffen sich Lilleraner und Marsberger virtuell und tauschen sich aus.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Deutsch-Französischen Gesprächsrunde Marsberg (DFG) gab es ein virtuelles Treffen mit den Freunde aus Lillers. Wie berichtet, lud die Vorsitzende der DFG, Susanne Fobbe, zu einem “Apéro Virtuel” – einem „Virtuellen Aperitif“ ein. Dieser fand jetzt in den privaten Wohnzimmern der Mitglieder in Marsberg und Lillers statt. Wegen Corona ist das Freundschaftstreffen über Pfingsten in Lillers abgesagt worden. Die WESTFALENPOST sprach mit Susanne Fobbe über diesen ganz anderen Städtepartnerschaftsaustausch.
Frau Fobbe, hätten Sie sich jemals vorstellen können, auf ein solch virtuelles Treffen ausweichen zu müssen?
Susanne Fobbe: Nein, wirklich nicht.
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Bei der Gründung der Städtepartnerschaft zwischen Marsberg und Lillers im Jahre 1967 konnten sich die Gründungsväter sicherlich auch nicht vorstellen, dass 53 Jahre später eine Begegnung und ein Gespräch möglich sein kann, ohne Hunderte von Kilometern fahren zu müssen: alle Teilnehmer saßen vor ihrem PC, Laptop, Tablet oder Handy, die Medien waren Mithilfe einer Video-Konferenzschaltung verbunden. Und ein jeder trank – so nah und doch so weit entfernt - in seinem privaten Reich einen Aperitif mit Freunden.
Und wie lief das virtuelle Treffen ab?
Nach einem ersten Tohuwabohu, das der Wiedersehensfreude geschuldet war, begrüßte ich die Anwesenden zunächst recht herzlich, informierte kurz über den Ablauf und gab noch einige Infos zum Procedere , wie: Bitte nicht durcheinanderreden, die Hand heben, wenn Ihr was sagen wollt oder das jeder Wort kommt.
Virtuelle Treffen
Normalerweise sind die virtuellen Treffen seitens des Anbieters auf 40 Minuten beschränkt
Den Anwesenden sei später erst bewusst geworden, dass bei diesem ersten „Virtuellen Aperitif“ insgesamt „mehr als 70 Minuten vergnüglich und konstruktiv zwischen Freunden geplaudert wurde – ein kurzweiliger Abend“, so Susanne Fobbe.
Alle Meeting-Teilnehmer waren sich einig, dass dies nicht der letzte gemeinsame Aperitif in der langen Geschichte der deutsch-französischen Städtepartnerschaft war – vorerst sicherlich noch virtuell und dann auch gerne wieder real.
Eingeladen waren ja auch die beiden Bürgermeister der Partnerstädte. Haben sie teilgenommen?
Marsbergs Bürgermeister Klaus Hülsenbeck richtete im virtuellen Konferenzraum seine Grußworte an die Freunde und freute sich, gemeinsam mit Lillerois und Marsbergern das „Glas der Freundschaft“, bzw. den „Pot d’amitié“ heben zu können, aber erst nachdem mit einer Schweigeminute des verstorbenen Mitglieds der DFG, Bernd Dinkelmann, gedacht wurde. Der französische Bürgermeister, hatte leider aufgrund bestehender Termine keine Zeit, sich dem Treffen anzuschließen. In diesem Zusammenhang wurde auf die kommende Bürgermeisterwahl verwiesen. Ein Mitglied des französischen „Comité d’échanges Internationaux du Lillérois“ äußerte die Hoffnung, dass beide dann neu gewählten Bürgermeister sich ebenfalls mit großem Engagement der Städtepartnerschaft widmen mögen. Die französischen Beiträge hat der langjährige Vorsitzende der DFG, Karl-Heinz Berger, ins Deutsche übersetzt.
Die Mitglieder kamen doch sicherlich auch zu Wort?
Jeder hatte die Möglichkeit, den anderen das zu erzählen, was gerade auf dem Herzen lag.
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Dabei standen die persönlichen Erfahrungen während der Corona-Krise wohl an erster Stelle, denn in beiden Ländern gab es für jeden Einzelnen besondere private und berufliche Herausforderungen. Auch Grüße von nicht anwesenden Mitgliedern wurden ausgesprochen.
Wie viele nahmen denn insgesamt teil?
Ich bin sehr froh, dass insgesamt 15 Personen aktiv bei dem Meeting dabei waren. Zuvor waren es vier Personen mehr, diese haben das Treffen aufgrund bestehender Probleme mit dem Video und/oder dem Ton verlassen, so auch der französische Vorsitzende des „Comité d’échanges Internationaux du Lillérois“ Serge Vahé. Dieser wurde bereits wenige Stunden nach dem Treffen über die Gesprächsinhalte dieser Runde informiert.
Im Oktober wollte ja das französischen Komitees nach Marsberg kommen. Bleibt es dabei?
Wir haben mögliche Szenarien angesprochen und diskutiert.
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Wir haben überlegt, ob man die Fahrt ausfallen lässt, die Lillerois nur mit wenigen Mitgliedern des französischen Komitees nach Marsberg kommen, oder ob wir bei noch möglichen bestehenden Restriktionen überhaupt ein „coronakonformes“ Wochenende im Oktober garantieren können, ob der Besuch auf nächstes Jahr verschoben werden sollte, oder ob das Arbeitsgespräch wieder virtuell abgehalten werden sollte. Hier bleibt vorerst die aktuelle Entwicklung abzuwarten, bevor eine Entscheidung seitens der beiden Partnerschaftsvereinigungen getroffen werden kann.
Was ist mit dem ausgefallenen Treffen über Pfingsten in Lillers?
Konsens bestand darin, dass das Treffen an Pfingsten in 2021 in Lillers nachgeholt werden soll. Immer vorausgesetzt, es ist unter den gegebenen Umständen durchführbar ist.
Der „Deutsch-Französische Bürgerfonds“, der von beiden Regierungen Budgets für interkulturelle Projekte zur Verfügung stellt, liegt ihnen ja besonders am Herzen. Haben Sie auch darüber gesprochen?
Ich rief beide Seiten auf, sich über mögliche Projekte, die gemeinsam von beiden Städten initiiert, umgesetzt und beantragt werden könnten, Gedanken zu machen. Diese können dann in einem der nächsten Treffen vorgeschlagen und gegebenenfalls auch schon konkretisiert werden.
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