Brilon. Die Hansetage sollten eine große Feier werden. Corona zwang Brilon zur Absage. Mit den Virtuellen Hansetagen schafft Brilon etwas Einzigartiges.

Die Blicke der Menschen in 194 Hansestädten in 16 europäischen Ländern waren an diesem Wochenende wohl mit großem Respekt auf Brilon gerichtet. Anstatt durch die Pandemie-bedingte Absage die 40. Internationalen Hansetage einfach fallen zu lassen, disponierte die Stadt, Hanseleiterin Ute Hachmann und die Bürger in wenigen Wochen einfach um und sorgten mit den „1. Virtuellen Hansetagen“ für ein historisches Ereignis in der 660-jährigen Geschichte der Hanse, über das man womöglich – so die Hoffnung – noch Jahrzehnte sprechen wird.

Die Absage der Hansetage wird immer weh tun, aber es gab viel Lob von anderen Hansestädten, dass Brilon die virtuellen Hansetage gewagt und mit Bravour ausgerichtet hat. „Wir haben zahlreiche Geschenke als Trostpflaster von verschiedenen Städten wie Nowgorod bekommen“, freute sich Bürgermeister Dr. Christof Bartsch. „Es war ein herzlicher Zuspruch, er hat auch das Herz erfreut.“

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Video-Delegiertenversammlung

99 Hansestädte nahmen insgesamt an der „1. Video-Delegiertenversammlung“ des Hansebundes teil Das Hanseteam staunte, als plötzlich vier Gäste in Mittelalterkostüm vor der Rathaustür standen: Darunter war Hans (78), der Hanseradler aus Lübeck mit dem Schlapphut voller Stadtzeichen. Er radelt seit 1987 zu allen Internationalen Hansetagen und strampelte dabei schon 60.000 Kilometer ab. Trotz Corona-Absage wollte er auch in Brilon dabei sein. Diesmal kam er zusammen mit Heinrich Schuster aus Hamburg im Oldtimer-Scania-Truck. Damit transportiert dieser seit 35 Jahren die Hanseausrüstung.

Zelte der Begegnung – eine der wenigen sichtbaren Elemente der Hansetage in Brilon.
Zelte der Begegnung – eine der wenigen sichtbaren Elemente der Hansetage in Brilon. © Monika Wiegelmann

Heinrich Schuster meinte: „Die Absage von Brilon hat mich tief getroffen, weil ich weiß, wie lange die Stadt das vorbereitet hat. Wir wären mit Heringen auf offenem Feuer gekommen.“ Mit Baumkuchen kamen außerdem die Stadtwächter Enrico Dannies und Michael Klingbeil aus Salzwedel nach Brilon,– und zwar: „weil wir hier so viele Freundschaften aufgebaut haben“.

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Am Freitagabend kam auch ein Team der Lokalzeit nach Brilon. Aufnahmeleiter Horst-Joachim Kupka war „Auf der Suche nach dem Hanse-Gefühl“ und das urige Quartett passte perfekt in Bild der Fernsehleute. Kurzfristig wurden noch 40 Statisten und Musikanten gefunden und beim Dreh am „Zelt der Europäischen Verbindung“ an der Marienschule wurde es lustig.

Neun Stunden auf Sendung

„Hanse-Hans“ schob sein Fahrrad mit dem Plüschaffen im Korb und die Stadtwache riss alle mit ihrem dreifachen „Jubel“ruf mit. „Was wir jetzt hier erleben, kann nicht wahr sein“, lachte auch Hanse-Vormann Jan Lindenau. „Das ist zwar das Skurrilste der Hansetage, aber man wird in 20 Jahren noch darüber reden.“

Alle Hansestädte in Europa konnten das virtuelle Programm in Brilon über die Internetseite www.hansetagebrilon.de und über die Sozialen Medien verfolgen. Jeden Tag war Brilon neun Stunden auf Sendung und vermittelte den Menschen in den Hanseländern Impressionen von der Stadt und – zumindest ansatzweise – von dem, was sie bei einem persönlichen Besuch erleben hätten können.

Bei einer Live-Kochshow konnten alle Teilnehmer ein Sauerländer Menü zubereiten, die Zutaten standen vorher auf der Seite. Die Briloner freuten sich über die Hansefanfare mit dem Europalied, die acht Mal von verschiedenen Ensembles vor dem Rathaus gespielt und jeweils zwei Hanseländern gewidmet wurde und über drei bunte Tipis in der Stadt.

Hanse Drive-in am Nachmittag

Schüler, Lehrer und Eltern beteiligten sich Live an einem einzigartigen Hanse-Run der Sekundarschule und die YouthHansa grub eine Zeitkapsel aus am Schnadeweg aus. Viele Menschen fuhren beim „Drive-in - Hansetag to go“ am Rathaus vorbei, um bei einem kleinen Hansemarkt an drei Ständen Hanse-Wuntertüten und Handgemachtes zu kaufen mitzunehmen. Der Initiator dieser Aktion für die Bürger, Michael Kahrig, fand, „dass bemerkenswert viel Herz von den Menschen vor Ort herüber gekommen ist. Es war einmalig, das erfahren zu können.“

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Mit der letzten Hansefanfare und virtueller Übergabe der Hanse-Flagge von Brilon an Riga klingen die 1. Virtuellen Hansetage in Brilon aus. Dabei sorgen 45 Sängerinnen und Sänger des Hansechores für ein virtuelles und die Briloner Bürgerinnen und Bürger für ein unvergessliches Live-Gesangserlebnis mit der Europahymne aus vielen Kehlen. Die Fenster im Rathaus und benachbartem Museum und viele andere werden geöffnet und gemeinsam das Europalied gesungen.