Brilon. Unternehmen müssen mit Corona-Maßnahmen für die Sicherheit der Mitarbeiter sorgen. Aufwand und Veränderungen sind enorm. Ein Beispiel aus Brilon.
Ein wichtiger Wirtschaftsmotor für die Stadt sind die größeren Industrie- und Produktionsunternehmen. Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen wurde die Arbeit in Produktionsstätten aufgrund des Virus SARS-CoV-2 nicht ausgesetzt. Für konkrete Anforderungen an den Arbeitsschutz in Produktionsbetrieben zu Corona-Zeiten, hat das Bundesministerium und die Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung den Arbeitsschutzstandard Covid-19 festgelegt. Wir haben bei der Industrie- und Handelskammer Arnsberg, Hellweg-Sauerland und dem Unternehmen NP Germany Brilon (Verarbeitung von Polymeren, Verbundstoffen und Präzisionsmetallteilen) nachgefragt, wie die Anforderungen aussehen und wie sie im Betrieb umgesetzt werden.
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„Im Gegensatz zu vielen Dienstleistungsbranchen gibt es zum Beispiel für Industrieunternehmen keine direkten Vorgaben. Die Verordnungen und Maßnahmen orientieren sich an denen des öffentlichen Raums“, erklärt Thomas Frye, IHK-Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik, Innovation und Umwelt. Heißt, dass ähnliche Maßnahmen wie Abstand halten, Hygiene und Vermeidung von Kontakten im Fokus stehen. Bei NP Germany in Brilon gilt zum Beispiel ein Pandemieplan mit über 40 Einzelmaßnahmen und Verhaltensregeln, der direkt nach Bekanntwerden der ersten Infektionen konzipiert und stetig erweitert wurde. Für Büromitarbeiter ist mit Home-Office eine sichere und unkomplizierte Lösung gefunden, doch was ist mit denen, die in der Produktion arbeiten?
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Abstand halten durch „Einbahnstraßenwege“
Hier sehen die Anforderungen für den Arbeitsschutz das 1,5 Meter Abstand halten vor, was vor allem durch Markierungen und Absperrungen umgesetzt wird. „Wir haben z.B. alle Küchen geschlossen, die Pausenräume dürfen nur mit zwei Mitarbeitern gleichzeitig benutzt werden und es gibt einige „Einbahnstraßenwege“, um den Abstand der Mitarbeiter zu vergrößern. Falls es doch mal notwendig ist, dass zwei Mitarbeiter eng zusammenarbeiten müssen, werden natürlich Masken getragen. Zusätzlich haben wir auch Visualisierungen und Sperrzonen eingerichtet. Besonders vor der Stempeluhr oder im Lager müssen Menschenansammlungen vermieden werden“, erklärt Mario von der Heyde, Plant Manager NP Germany die dort geltenden Maßnahmen.
Kontakte im Arbeitsalltag reduzieren
Die Abläufe sollen so organisiert sein, dass möglichst wenig direkter Kontakt zwischen vielen Mitarbeitern besteht. „Der Schichtwechsel geht oft nicht mehr Hand in Hand“, sagt auch Thomas Frye. Bei NP Germany wird beim Schichtwechsel eine Maske getragen. Möglich ist auch das Einplanen von mehr Zeit für den Schichtwechsel. Damit im Falle einer Infektion nicht eine gesamte Abteilung in Quarantäne muss, werden in einigen Unternehmen, so bekam Thomas Frye mit, die Abteilungen gemischt. Dies sei jedoch eher im Büro der Fall.
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Gänzlich lassen sich die Kontakte nicht einschränken, weiß der Geschäftsbereichsleiter der IHK Arnsberg, doch viele Betriebe finden individuelle Lösungen dafür: „Die Produktionen werden meist nicht mehr von Mitarbeitern besucht, generell gibt es weniger Besuche vor Ort und beim Kunden oder Besuchsverbote, Meetings werden virtuell abgehalten und Qualitätsprüfungen in der Produktion fallen aus.“ So auch bei NP Germany, wie Mario von der Heyde berichtet: „Jeglicher Besuch von Lieferanten und Kunden wird nur bei absoluter Notwendigkeit beantragt und dann von mir persönlich im Detail geprüft. Es ist erstaunlich, wie viel seitdem per Telefon, Email, oder Videokonferenz besprochen und beschlossen werden kann.“
Kontaktlose Fiebermessstation
Die wohl bedeutendste Maßnahme setzt NP Germany jedoch mit einer kontaktlosen Fiebermessstation um. „Wir verwenden eine Wärmebildkamera gepaart mit einer Videokamera und einem herkömmlichen Bildschirm. Es muss nun vor jedem Einstempeln der „Hotspot“ am Oberkörper und am Kopf geprüft werden. Hätte ein Mitarbeiter einen Hotspot mit mehr als 37,5 Grad Celsius und würde dieses Ergebnis dann von einer Messung mit einem richtigen Fieberthermometer bestätigt werden, dürfte er die Arbeit nicht aufnehmen und muss wieder nach Hause oder zum Arzt fahren“, erklärt von der Heyde.
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Im Normalfall werden die Ergebnisse der Messung also auch nicht gespeichert, sondern dienen nur der Zugangsberechtigung. Fieber, auch unabhängig von Corona, berge ein erhöhtes Infektionsrisiko für Mitarbeiter. Darum soll diese Maßnahme auch nach Covid-19 weiter genutzt werden, so von der Heyde. Die Akzeptanz seitens der Mitarbeiter und die Benutzerfreundlichkeit sei groß, sagt der Manager. Nach Auffassung von Thomas Frye seien solche Fiebermessanlagen jedoch nur Einzelfälle und ihm sonst im HSK noch nicht bekannt.
NP Germany und Clayens NP Group
NP Germany ist ein Unternehmen der französischen Clayens NP Group, die 1931 (ursprünglich als NIEF) gegründet wurde.
Clayens NP ist auf die Verarbeitung von Polymeren, Verbundstoffen und Präzisionsmetallteilen spezialisiert und bietet Produkte unter anderem für die Automobil-, Luftfahrt- und Elektronikbranche.
Am Standort Brilon arbeiten 106 Mitarbeiter, davon etwa 80 in der Produktion.
Hygiene ist verschärft
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Hygiene, die durch zusätzliche und regelmäßige Reinigung aller Kontaktflächen verstärkt wird. Desinfektionsspender am Arbeitsplatz und die Reinigung der Geräte sind dabei das A und O. Alle Präventions und Arbeitsschutzmaßnahmen müssen außerdem in Form einer Unterweisung klar mit jeden Beschäftigten kommuniziert werden.