Brilon. „Niemand darf durch eine Messe krank werden“, sagt der Briloner Propst Dr. Reinhard Richter. Am Wochenende werden wieder Gottesdienste gefeiert.
„Gott reicht uns die Hände", verkündet das Bild am Stand mit den bunten Trost- und Kraftsteinen, die die Mädchen und Jungen des St. Elisabeth-Kindergartens bemalt und in der Propsteikirche zum Mitnehmen ausgelegt haben. Er darf das. Alle anderen haben aber auf Abstand zu achten, wenn dort am Wochenende nach Wochen des Corona-Lockdowns erstmals wieder eine öffentliche Messfeier gefeiert wird. Dafür sorgen rotweißes Flatterband und rote Punkte.
Wege und Bänke abgesperrt
Damit hat Küster Willi Steffen Wege und Bänke abgesperrt und die Plätze für die Gottesdienstbesucher markiert. Zwei pro Reihe im Mittelschiff, jeweils nur einer in den beiden Seitenschiffen. Und jede zweite Reihe hat leer zu bleiben. Zwei Ordner sorgen dafür, dass das alles auch eingehalten wird. Sie öffnen das Portal, damit nicht jeder den Griff anfasst, und sie führen die Gottesdienstbesucher sogar zu ihren Plätzen. Für eine Handvoll Familien sind vorne links und rechts Gruppenbänke reserviert. Ehepaare, die gemeinsam die Messe besuchen, können zusammen bleiben.
Zeiten werden der aktuellen Entwicklung angepasst
Für die Messfeiern im Pastoralverbund Brilon-Thülen stehen neben Propst Dr. Reinhard Richter noch Pastor Ansgar Drees, Pastor Manfred Müller, Pfarrer Bernd Götze und Stadtkaplan Tobias Kiene zur Verfügung.
Bereits morgen, Samstag, finden um 8 Uhr Messen in Alme, Altenbüren und Thülen statt.
Die Vorabendmessen in Rösenbeck und Thülen fallen morgen aus, es gibt lediglich eine um 18.30 Uhr in Madfeld.
Am Sonntag um 9.30 Uhr folgen Alme und Scharfenberg, um 11 Uhr Brilon (Propsteikirche), Altenbüren und Thülen sowie um 15 Uhr Messinghausen.
Diese Gottesdienstzeiten sind vorläufig und werden der weiteren Entwicklung angepasst.
Propst Dr. Reinhard Richter betrachtet die Corona-Lockerungen „noch sehr skeptisch". Er will die durch den Lockdown erzielten Erfolge bei der Eindämmung der Pandemie „nicht leichtfertig aufs Spiel setzen“. Da ist Dr. Richter konsequent: „Sind die verfügbaren Plätze belegt, ist der Ordnungsdienst angewiesen, den Gottesdienstbesuchern den Zutritt zu verwehren.“ Und falls sich in den einzelnen Orten niemand für diese Aufsicht findet, könne kein Gottesdienst stattfinden. Dr. Richter: „Die Sorge um die Gesundheit hat Vorrang. Niemand darf durch eine Messe krank werden.“ Deshalb haben die Bischöfe Priester jenseits des 60. Lebensjahres von der Pflicht zur Messfeier freigestellt und das Sonntagsgebot, die verpflichtende Teilnahme der Gläubigen an der Sonntagsmesse, vorübergehend aufgehoben.
Keine Mundkommunion
Wegen der strengen Hygienebedingungen gibt es bis auf Weiteres keine Mundkommunion. Der zelebrierende Priester geht, wie sonst der Küster bei der Kollekte, an den Bänken entlang und bietet die Hostien an. „Die Heilige Kommunion muss nicht in jeder Messe empfangen werden", sagt Dr. Richter und verweist auf die Möglichkeit der „geistigen Kommunion". Das ist eine von Thomas von Aquin im Mittelalter entwickelte Form der Andacht, bei der die Kommunion nicht durch die Aufnahme der Hostie erfolgt, sondern schon durch den innigen Wunsch danach.
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Die Messfeier wird zwar durch die Orgel begleitet, allerdings werden die Besucher gebeten, wegen der durch Aerosole möglichen Ansteckungsgefahr auf lautes Mitsingen zu verzichten. Und auch den Friedensgruß der Gläubigen untereinander gibt es vorerst nicht mehr. Der Propst: „Die Liturgie wird angepasst. Wir müssen alle Berührungen vermeiden.“ Propst Dr. Richter appelliert zur „eher vorsichtigen Zurückhaltung“ beim Wunsch, am Sonntag die erste Messe seit längerer Zeit vor Ort in der Kirche mitzufeiern. Stattdessen weist er auf die Möglichkeit hin, sie live im Internet (www.brilon-totallokal.dewww.brilon-totallokal.de ) zu verfolgen.
Werktagsmessen wie gewohnt
Die Werktagsmessen finden ab Montag wieder wie gewohnt statt. Da, so der Propst, sei „erfahrungsgemäß mit weniger Besuchern zu rechnen“. Letztlich gelte: „Die Entwicklung wird beobachtet und die Heiligen Messen gegebenenfalls entsprechend angepasst.“
Und das sind die Eckpunkte:
Die öffentlichen Messen werden in Brilon, Alme, Altenbüren, Madfeld, Messinghausen, Scharfenberg und Thülen wieder aufgenommen, nicht jedoch im Maria Hilf-Krankenhaus und im St. Engelbert-Seniorenzentrum.
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Minderjährige Messdiener dürfen den Dienst am Altar nur mit schriftlicher Genehmigung ihrer Eltern ausüben. Beichtgelegenheit ist samstags um 16 Uhr im Pfarrzentrum.Beisetzungen sind weiterhin nur in kleinstem Kreis möglich.
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Das gilt auch für Taufen und Trauungen, wobei das Erzbischöfliche Generalvikariat darum bittet, die Termine zu verschieben.
Bis Ende Juni können auch die ausgefallenen Erstkommunion-Termine nicht nachgeholt werden, für die Firmung wird an einer dekanatweiten Lösung gearbeitet.
Das Gotteslob wird nicht ausgelegt. Die Küster sind für die Einhaltung der diözesanen Sicherheitsbestimmungen verantwortlich; dazu gehört das gründliche Lüften der Kirchen nach den Gottesdiensten ebenso wie die gründliche Reinigung der liturgischen Requisiten und das Hinweisen der Messdiener und Zelebranten auf die Hygienebestimmungen.