Brilon. Die Schieferarbeiten an der Briloner Propsteikirche kommen gut voran, allerdings macht die Steinverkleidung des Turms neue Sorgen.

Wie das so ist im Leben: Im Alter geht man etwas auseinander. Das gilt auch für den mächtigen Turm der Propsteikirche. Der nimmt allerdings nicht am „Bauch“ zu, sondern am Kopf. Genauer: am „Helm“. Der ist breiter geworden. Genau sechs Zentimeter. Anders als im Leben fällt das dort oben aber nicht auf. Im Zuge der Verschieferung musste auf die alte Schalung eine neue aufgetragen werden. An manchen Stellen waren die alten Eichenbretter so morsch, dass sie sich mit den Fingern zerbröseln ließen, an anderen so hart, dass man keinen Nagel mehr herein bekam.

Seit einigen Tagen ist der Blick auf den obersten Teil des Kirchturms mit seinen markanten Ecktürmen und den acht Gauben wieder sichtbar.

Klempnermeister Frank Henke vom Bedachungs-Unternehmen Prange zeigt Details der Beschieferung, hier die extrem engen Kehlen.
Klempnermeister Frank Henke vom Bedachungs-Unternehmen Prange zeigt Details der Beschieferung, hier die extrem engen Kehlen. © Jürgen Hendrichs

Die nächsten drei Gerüst-Etagen sind abgebaut. „Jetzt sieht man wieder richtig was“, sagt Klempnermeister Frank Henke von der Fa. Prange. Auch Dr. Bettina Heine-Hippler, beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) für den Hochsauerlandkreis zuständige Denkmalpflegerin, ist begeistert: „Eine Augenweide. Der Stein hat ein wunderbares Farbspiel.“

Vertrauten Anblick beibehalten

Mit „Stein“ meint sie den Schiefer. Der stammt aus den Magog-Grube in Bad Fredeburg. Der ist zwar teurer als Importware aus Spanien oder anderswo, aber er hat eben diese typische graue Färbung, die der Propsteikirche die im Stadtbild vertraute Optik verleiht. Mit der günstigeren Importware, sagt Frank Henke, wäre der Turm „ein schwarzer Klotz“.

Impressionen von der Sanierung der Propsteikirche Brilon

Das Unternehmen, das die Propsteikirche eingerüstet hat, stellt auch das Innenleben des riesigen Weihnachtsbaums auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt auf. Was sagte der Bauleiter noch? „Dieser Turm ist ein Monster.“
Das Unternehmen, das die Propsteikirche eingerüstet hat, stellt auch das Innenleben des riesigen Weihnachtsbaums auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt auf. Was sagte der Bauleiter noch? „Dieser Turm ist ein Monster.“ © Jürgen Hendrichs
Drei weitere Etagen sind abgerüstet, der Blick auf die Turmspitze der Briloner Propsteikirche ist wieder frei
Drei weitere Etagen sind abgerüstet, der Blick auf die Turmspitze der Briloner Propsteikirche ist wieder frei © Jürgen Hendrichs
Die neue Bekrönung des Turms der Briloner Propsteikirche. Der Wetterhahn und die Kugel aus dem 18. Jahrhundert wurden neu vergoldet, das Kreuz neu geschmiedet
Die neue Bekrönung des Turms der Briloner Propsteikirche. Der Wetterhahn und die Kugel aus dem 18. Jahrhundert wurden neu vergoldet, das Kreuz neu geschmiedet © Jürgen Hendrichs
Das Unternehmen, das die Propsteikirche eingerüstet hat, stellt auch das Innenleben des riesigen Weihnachtsbaums auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt auf. Was sagte der Bauleiter noch? „Dieser Turm ist ein Monster.“
Das Unternehmen, das die Propsteikirche eingerüstet hat, stellt auch das Innenleben des riesigen Weihnachtsbaums auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt auf. Was sagte der Bauleiter noch? „Dieser Turm ist ein Monster.“ © Jürgen Hendrichs
Die neue Bekrönung des Turms der Briloner Propsteikirche. Der Wetterhahn und die Kugel aus dem 18. Jahrhundert wurden neu vergoldet, das Kreuz neu geschmiedet
Die neue Bekrönung des Turms der Briloner Propsteikirche. Der Wetterhahn und die Kugel aus dem 18. Jahrhundert wurden neu vergoldet, das Kreuz neu geschmiedet © Jürgen Hendrichs
Vom Turm der Propsteikirche bietet sich ein toller Blick über die Stadt Brilon und die Hochebene
Vom Turm der Propsteikirche bietet sich ein toller Blick über die Stadt Brilon und die Hochebene © Jürgen Hendrichs
Die acht Gauben ganz oben auf dem Turm der Briloner Propsteikirche haben neue Fenster aus Eiche bekommen.
Die acht Gauben ganz oben auf dem Turm der Briloner Propsteikirche haben neue Fenster aus Eiche bekommen. © Jürgen Hendrichs
Frank Henke vom Bedachungs-Unternehmen Prange zeigt Details der Beschieferung wie die extrem engen Wangenkehlen oder die Doppeldeckung.
Frank Henke vom Bedachungs-Unternehmen Prange zeigt Details der Beschieferung wie die extrem engen Wangenkehlen oder die Doppeldeckung. © Jürgen Hendrichs
Die acht Gauben ganz oben auf dem Turm der Briloner Propsteikirche haben neue Fenster aus Eiche bekommen.
Die acht Gauben ganz oben auf dem Turm der Briloner Propsteikirche haben neue Fenster aus Eiche bekommen. © Jürgen Hendrichs
Frank Henke vom Bedachungs-Unternehmen Prange zeigt Details der Beschieferung wie die extrem engen Wangenkehlen oder die Doppeldeckung.
Frank Henke vom Bedachungs-Unternehmen Prange zeigt Details der Beschieferung wie die extrem engen Wangenkehlen oder die Doppeldeckung. © Jürgen Hendrichs
Die acht Gauben ganz oben auf dem Turm der Briloner Propsteikirche haben neue Fenster aus Eiche bekommen.
Die acht Gauben ganz oben auf dem Turm der Briloner Propsteikirche haben neue Fenster aus Eiche bekommen. © Jürgen Hendrichs
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht.
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht. © Jürgen Hendrichs
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht.
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht. © Jürgen Hendrichs
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht.
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht. © Jürgen Hendrichs
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht.
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht. © Jürgen Hendrichs
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht.
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht. © Jürgen Hendrichs
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht.
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht. © Jürgen Hendrichs
Dachdeckermeister Heinrich Prange und Propst Dr. Reinhard Richter begutachten den Hahn des Kirchturms. Er stammt möglicherweise wohl von 1726.
Dachdeckermeister Heinrich Prange und Propst Dr. Reinhard Richter begutachten den Hahn des Kirchturms. Er stammt möglicherweise wohl von 1726. © Jürgen Hendrichs
Der frisch vergoldete Wetterhahn der Briloner Propsteikirche weist zahlreiche Handwerkergravuren aus. Die beiden von Kunstschmied Rafael Jürgens und der Bedachungsfirma Prange sind frisch dazugekommen
Der frisch vergoldete Wetterhahn der Briloner Propsteikirche weist zahlreiche Handwerkergravuren aus. Die beiden von Kunstschmied Rafael Jürgens und der Bedachungsfirma Prange sind frisch dazugekommen © Jürgen Hendrichs
Das Unternehmen, das die Propsteikirche eingerüstet hat, stellt auch das Innenleben des riesigen Weihnachtsbaums auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt auf. Was sagte der Bauleiter noch? „Dieser Turm ist ein Monster.“
Das Unternehmen, das die Propsteikirche eingerüstet hat, stellt auch das Innenleben des riesigen Weihnachtsbaums auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt auf. Was sagte der Bauleiter noch? „Dieser Turm ist ein Monster.“ © Jürgen Hendrichs
Auch das Geläut der Propsteikirche wird derzeit überholt. Die Glocken Nr. 3, 4, 5 und 6 werden mit einem 70-Tonnen-Kran aus dem Glockentrum geholt.
Auch das Geläut der Propsteikirche wird derzeit überholt. Die Glocken Nr. 3, 4, 5 und 6 werden mit einem 70-Tonnen-Kran aus dem Glockentrum geholt. © Laura Baer
Über eine Treppe in der 3,5 m dicken Turmmauer kommt man in die sog. Ratsstube und von dort geht es über die Wendeltreppe hinauf aufs Dach der Propsteikirche.
Über eine Treppe in der 3,5 m dicken Turmmauer kommt man in die sog. Ratsstube und von dort geht es über die Wendeltreppe hinauf aufs Dach der Propsteikirche. © Jürgen Hendrichs
Propst Dr. Reinhard Richter vor Beginn der Sanierungsarbeiten auf dem Dachstuhl der Propsteikirche.
Propst Dr. Reinhard Richter vor Beginn der Sanierungsarbeiten auf dem Dachstuhl der Propsteikirche. © Jürgen Hendrichs
Großbaustelle: Auf dieser Seite muss das Dach der Propsteikirche erneuert werden. Und der Turm braucht eine umfassende Sanierung
Großbaustelle: Auf dieser Seite muss das Dach der Propsteikirche erneuert werden. Und der Turm braucht eine umfassende Sanierung © Jürgen Hendrichs
Vom Turm der Propsteikirche bietet sich ein toller Blick über die Stadt Brilon und die Hochebene
Vom Turm der Propsteikirche bietet sich ein toller Blick über die Stadt Brilon und die Hochebene © Jürgen Hendrichs
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Rund 1100 qm Schiefer auf dem Turm

Rund 1100 qm Schiefer wurden allein für den Turm verlegt. Das liegt an der sogenannten Doppeldeckung. Die einzelnen Schieferplatten sind rund 40 mal 40 cm große. Von jedem Stein ist allerdings gerade einmal etwa 16 cm zu sehen. Jeder ist mit drei Nägeln befestigt. Die Überlappung ist nötig für den Fall, dass mit der Zeit einmal ein Stein herausrutschen sollte. Dann bleibt das Dach trotzdem dicht. Klar: Bei einem Einfamilienhaus lässt sich ein derartiger Schaden einfacher beheben als in rund 60 m Höhe.

Auf historische Bauwerke spezialisiert

Das Briloner Dachdeckerunternehmen Prange hat sich auf die Restaurierung historischer Schieferdächer spezialisiert und ist bundesweit tätig.

Die Sauerländer haben u.a. die frühere Gästeresidenz der Bundesrepublik, das Grand Hotel Petersberg bei Königswinter neu gedeckt, das Hamburger Schauspielhaus, das Schloss Moyland in Bedburg-Hau und jüngst den Hohen Dom zu Paderborn.

An der Briloner Propsteikirche sind mit Alex Stöhr, Klaus Balkenhol und Thomas Schnupf „100 Jahre Berufserfahrung bei der Arbeit“, sagt Frank Henke, denn: „Da kann man keinen jungen Gesellen alleine dran lassen.“ Die sorgfältige Arbeit fängt mit der Prüfung mit einem leichten Hammerschlag an.

Qualität des Steins am Klang erkennen

Am Klang erkennt der Fachmann dessen Zustand. Henke: „Ist der Stein in Ordnung, klingt das wie Glas.“ Ein dumpfer Ton verrät jedoch einen Riss. Erfahrung ist auch nötig, um etwa im Bereich der Gauben die Wangenkehlen mit ihrem extrem kleinen Radius zu decken - „eine Meisterleistung“, sagt Frank Henke. Wer genau hinguckt, dem fällt ein kleiner Unterschied auf: Es gibt eine rechte und eine linke Deckung - je nach Wetterseite. So wird der Regen jeweils an die Tropfkante abgeleitet.

Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht.
Die jahrhundertealte Eichenschalung unter dem Schiefer war teilweise morsch, teilweise aber auch so hart, dass sich kein Nagel mehr hereinschlagen ließ. Deshalb wurde eine neue Schalung aus Fichte aufgebracht. © Jürgen Hendrichs

Das Wetter hat dem Turm im Laufe der Jahrhunderte in der Tat zugesetzt. Auch bei der Sanierung tauchten an der Fassade der Westseite, also in Richtung Altenbüren, „ein paar Überraschungen“ auf, wie Dr. Heine-Hippler sagt.. Näheres soll alsbald bei einer Ortsbesichtigung in Augenschein genommen werden.

Es handelt sich dabei um Hohlräume hinter den Steinplatten, die auf die Turmwand aufgemörtelt sind, und die jetzt beim Ausfugen ans Tageslicht kamen. Propst Dr. Reinhard Richter sagt, dass es es „ja kein Geheimnis“ sei, dass die früheren Sanierungsarbeiten „oberflächlich oder eben nach den Gegebenheiten der Zeit“ erfolgt seien. Architekt Gunter Rohrberg, der die Sanierung leitet, hat zu den in den

Sanierungskosten steigen

60er Jahren erfolgten Arbeiten eine klare Meinung: „Da ist nicht sauber gearbeitet worden.“

Die Dachfläche der Kirche sei bereits zu rund 75 Prozent hergestellt, sagt Firmenchef Heinrich Prange. Es fehlt noch die zum Rathaus hin gelegene Nordseite. Für das Unternehmen steht jetzt eine spannende Phases an: die Aufnahme des alten Schiefers, denn: „Erst dann können wir die Schäden genau beurteilen.“ Auf der gegenüberliegenden Dachseite mussten die Zimmerleute ein gutes halbes Jahr erst alles in Ordnung bringen, ehe die Dachdecker loslegen konnten. Heinrich Prange: „Wir hoffen, dass es auf der Nordseite nicht so schlimm wird.“

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Was dem Propst Sorgen bereitet: die Kosten. Die steigen im Laufe eines derartigen Großprojektes. Bei Beginn der Arbeiten war ein Budget von rund 2,85 Millionen Euro angesetzt worden. Dazu steuerten das Erzbistum 930.000 Euro und der Bund 133.000 Euro bei; den Rest muss die Propsteigemeinde aufbringen. Dr. Richter angesichts der Kostenentwicklung: „Wenn das Geld nicht mehr verfügbar ist, dann muss eben wieder gespart und gewartet werden.“ Deshalb sei er „für jede Spende dankbar, sei sie noch so klein wie im Gleichnis des Evangeliums“.