Brilon. Die Reaktiven auf die Facebook-Foto-Challenge sind überwältigend. Zwei Briloner Frauen machen sich für die Verschiebung der Schnade stark.

Und wieder einmal halten die Briloner an ihrem althergebrachten Vorsatz fest: „Lot bröggen, bat brögget, vey wahret use Schnade“. Wenn auch corona-bedingt nicht in diesem, so doch im nächsten Jahr. Einen entsprechenden Vorschlag will Bürgermeister Dr. Christof Bartsch in Abstimmung mit dem Vorstand der St. Hubertus-Schützenbruderschaft zur nächsten Ratssitzung einbringen. Grund für den außerplanmäßigen Grenzgang: Die überwältigende Reaktion auf die „Use Schnade 2021“-Facebook-Foto-Challenge.

Ziel: Schnade 2021 nachholen

Auch wenn er zweifellos zur Covid 19-Risikogruppe gehört: Isenbergs Theo dürfte selten so geherzt worden sein wie in diesen Tagen. Und auch seine Huberta erhält ordentlich Streicheleinheiten. Die beiden in der Königstraße in Bronze verewigten Briloner Originale stehen für eine gerade auf Facebook steil gehende Schnade-Aktion. Sage und schreibe 631 Mitglieder - Stand 14 Uhr am Montag - haben sich innerhalb von nur vier Tagen in der Gruppe versammelt. Ihr Anliegen: die im Juni corona-bedingt ausfallende Schnade im kommenden Jahr nachzuholen.

Den Anstoß gaben zwei, denen das bekanntlich nur dem männlichen Teil der Briloner Bevölkerung eigene S-Chromosom fehlen müsste: Anja Isenberg und Karin Bange, Cousinen und Arbeitskolleginnen und beide trotz des genetischen Mankos mit dem Schnade-Virus infiziert. „Wir alle brauchen Ereignisse, auf die wir uns freuen können, und die Schnade ist für viele Briloner ein solches Highlight“ - so stellten sie es Donnerstagabend zur Eröffnung ihrer Facebook-Gruppe ins Internet.

Alle zwei Jahre machen sich in Brilon mehrere tausend Männer auf zur Schnade. Das Stutzäsen gehört zu den Ritualen.
Alle zwei Jahre machen sich in Brilon mehrere tausend Männer auf zur Schnade. Das Stutzäsen gehört zu den Ritualen. © WP | Joachim Aue

Die Fan-Gemeinde wächst

„Mehr haben wir nicht gemacht“, erzählt Karin Bange: „Wir wollten einfach mal abwarten und sehen, was passiert.“ Die aus dem Fernsehen bekannten Virologen wären angesichts dieses R-Faktors wohl verzweifelt. Die Fan-Gemeinde schnellte von Stunde zu Stunde exponentiell in die Höhe, zu den über 600 bereits registrierten Fällen kommen rund 1700 weitere Namen auf der Einladungsliste, wissen die beiden Administratorinen.

Rund 160 Fotos haben die Schnade-Fans bis Montagmittag hochgeladen: Schnappschüsse von Frühstücks- und Lagerplätzen, von eindrucksvollen Grenzgängerkolonnen und quälenden Anstiegen, vom Stutzäsen, einige historische Fotos - als ältestes eine Aufnahme aus dem Jahr 1896 - sind darunter, manches Döneken wird aufgewärmt, und schließlich gibt es erfrischende Kommentare und Dialoge untereinander. Die Resonanz, da sind sich Stadträtin Karin Bange und Bürgermeister Dr. Bartsch einig - unterstreiche die hohe emotionale Verbundenheit der Briloner mit ihrer Schnade - wo auch immer sie leben.

Schnade-Informationen

Die Briloner Schnade ist seit 1388 aktenkundig.

Die Schnade ist traditionell eine Männersache; Frauen stoßen erst nachmittags auf dem Lagerplatz hinzu.

Die Grenzbegänge finden im geraden Zwei-Jahres-Rhythmus statt.

Insgesamt gibt es fünf zwischen 23 und 37 Kilometer lange Abschnitte.

Termin-Verschiebung

Wie berichtet, haben die Stadt als Veranstalter der Schnade und die St. Hubertus-Schützen bisher in Erwägung gezogen, am Schnadetag, dem 22. Juni, mit einem symbolischen Akt in kleinem Kreis an einer markanten Stelle wie etwa der Dingbuche der mittlerweile 632-jährigen Tradition Rechnung zu tragen. Der in diesem Jahr anstehende Gang zu den Nachbarn im Norden sollte auf 2022 verlegt werden. Das hätte jedoch den den eingespielten Rhythmus der insgesamt fünf Schnade-Abschnitte verschoben. Mit dem Nachholen im nächsten Jahr, so Karin Bange, könnten die gewohnten Jahresendzahlen beibehalten werden. Und überhaupt: „Wir können unsere Grenzen doch auch nicht volle vier Jahre unkontrolliert lassen!“

Auch interessant

Abhängig von weiterer Entwicklung

Bei aller überwältigenden Reaktion auf die Schnade-Challenge verlieren jedoch weder die Initiatorinnen noch der Bürgermeister den Ernst des Anlasses aus den Augen: Auch im nächsten Jahr werde die Schnade nur möglich sein, wenn das Corona-Virus es zulässt.

Alle aktuellen Entwicklung zum Thema Corona im Altkreis Brilon gibt es in unserem Newsblog