Brilon. . In Brilon steigt das Schnade-Fieber: Alle zwei Jahre findet im Rahmen des Schützenfestes dieser Grenzbegang statt. Nur Männer dürfen mit.

Die Briloner Schnade liefert in diesem Jahr gleich mehrere runden Jahrestage:

1388 Vor 630 Jahren gingen die Briloner erstmals ihre Grenzen ab,

1878 Vor 140 Jahren endete das Gekäbbele zwischen Brilon und Altenbüren um den Oberwald mit der Aufteilung des Forstes auf die beiden Orte.

1948 Vor 70 Jahren luden Bürgermeister Stuhldreher und Stadtdirektor Schieferecke namens der Stadt „ergebenst“ - so heißt es auch heute noch in der schmucken, formellen Einladung, von der dieses Jahr rund 1000 in alle Welt geschickt worden sind - zur ersten Schnade nach dem Zweiten Weltkrieg ein.

1958 Vor 60 Jahren lösten zwei Briloner Originale jener Zeit, der Apotheker Heinrich Holthaus und Dr. med Günther Kretzschmar, eine Wette ein und absolvierten den Schnadeausmarsch auf stattlichen Ochsen.

Eine Pause tut gut: Ein Schnappschuss von der Altenbürener Schnade von 2008.
Eine Pause tut gut: Ein Schnappschuss von der Altenbürener Schnade von 2008. © Dünnebacke

2008 Vor 10 Jahren zog die Schnade erstmals durch die im Jahr zuvor von Kyrill so heimgesuchten Wälder.

Exakt 26,2 Kilometer lang ist der Grenzbegang am kommenden Montag. Davon führt allerdings nur der Abschnitt von Kilometer 5 bis Kilometer 19 tatsächlich an der früheren Gemarkungsgrenze zwischen Brilon und Altenbüren bzw. im Norden an der Grenze zu Rüthen statt. Drei Rezesse werden auf dieser Strecke verlesen: an den Hauptgrenzsteinen am Windsberg, an den Schneebäumen, am Frühstücksplatz an den Pöten und an der Glockenbuche.

mpressionen vom Schnadezug 2008.Bis zum Lagerplatz sind traditionell die Männer unter sich, dann können Frauen zum Feiern dazustoßen.
mpressionen vom Schnadezug 2008.Bis zum Lagerplatz sind traditionell die Männer unter sich, dann können Frauen zum Feiern dazustoßen. © Dünnebacke

Ab 6.30 Uhr füllt sich Montagmorgen allmählich der Briloner Marktplatz. Um 7.30 Uhr brechen die „Mannsluie“ zu ihrem ganz besonderen Tag auf. Der geographische Höhepunkt der Tour wird zum Glück für die Wanderer bereits gegen 9 Uhr angegangen: der 584 m hohe Windsberg bei Altenbüren. Immerhin 15 Prozent beträgt dort auf den letzten 350 m die Steigung.

Bauhof und Forstamt haben die Wege freigeschnitten und, wo nötig, ausgebessert. Kurz vor dem Frühstücksdamm sorgt ein eigens angelegter Knüppeldamm für die sichere Passage durch ein Sumpfstück.

Sonderbusse zu Frühstücks- und Lagerplatz

Ab 10 Uhr fahren am Montag ab Marktplatz Sonderbusse zum Frühstücksplatz und ab 12.30 Uhr zum Lagerplatz; 3 Euro pro Fahrt.

Schnade-Flyer gibt es im Rathaus, Amtshaus, bei Voba Brilon-Büren-Salzkotten und BWT.

Die Stadt hat die Bäume entlang der Strecke und auch auf dem Frühstücks- und Lagerplatz auf ihre Standsicherheit hin geprüft und den einen und anderen auch vorsichtshalber entfernt. Denn die in den vergangenen Jahren nach Kyrill immer wieder aufgetretenen schweren Stürme haben Spuren hinterlassen. Am deutlichsten, sagt Revierförster Franz-Josef Schenuit, wird das beim Rezess an der Glockenbuche zu sehen sein. Nachdem die Stadt Rüthen dort einen größeren Einschlag vorgenommen hatte, richtete Friederike im Januar dort massive Windwurfschäden an.

Impressionen vom Schnadezug 2008: Das Stutzäsen gehört dazu -auf dass kein Briloner mehr vergesse, wohin er gehört und dass „alles use“ ist.
Impressionen vom Schnadezug 2008: Das Stutzäsen gehört dazu -auf dass kein Briloner mehr vergesse, wohin er gehört und dass „alles use“ ist. © Dünnebacke

10 Planwagen waren bis Mitte der Woche angemeldet - „Das ist in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen“, hat Marc Reermann von der Stadtverwaltung festgestellt. Grund: Die Zahl der Planwagen-Anbieter ist rückläufig.

Für Bürgermeister Dr. Bartsch vermittelt die Schnade und das „Ich bin einmal rum“ nach 10 Jahren einem Briloner „das endgültige Gefühl, dazu zu gehören und Teil des auf Tradition beruhenden und für Gegenwart und Zukunft so wichtigen Geschehens zu sein.

Vor 50 Jahren Schnadekönig in Brilon: Franz Becker
Vor 50 Jahren Schnadekönig in Brilon: Franz Becker © Verein

In dem „Briloner Schnadebuch“ von Alfons Bruns finden sich „Aphoristische Bemerkungen“ über die Schnade von 1838. Darin heißt es:

Kein Biedermann bleibe daheim

Von Enkeln zu Enkeln sei’s nachgesagt: Das ist Brilons wilde verwegene Jagd.

Folgen Sie der Westfalenpost im Altkreis Brilon auch auf Facebook