Altkreis. Briloner Friseure öffnen wieder. Nicole Bunse erklärt, wie der Besuch abläuft und welche Schutzmaßnahmen greifen. Welches Risiko bleibt.

„Ach, wenn doch nur der Friseur bald wieder aufmachte!“ Es ist ein Stoßseufzer, der durch die ganze Nation geht. Dauerwellen sind halt auch nur von begrenzter Dauer. Aus dem schicken „Bob“ ist nach sechs Wochen mehr ein Mop geworden und bei den Herren wuchert das Gewölle im Nacken wie beim Löwen die Mähne. Durch Corona mussten die Friseurbetriebe schließen. Ab dem 4. Mai dürfen sie wieder öffnen. „Ich freue mich auf die Arbeit, auf mein Team, auf meine Kunden. Aber ich tue das mit großem Respekt vor der Situation.“ Das sagt Nicole Bunse. Sie ist stellvertretende Obermeisterin der Friseurinnung Meschede/Brilon und betreibt in Brilon in der Gebrüder-Rüther-Straße den Salon „Cut’n More Nicole Bunse“.

Telefone in den Salons stehen seit Tagen nicht mehr still

Die Telefone in den Friseursalons stehen seit Tagen nicht still. Seit klar ist, dass es eine Zeit nach Wildwuchs und Matte geben wird, wollen alle einen Termin haben.

Nicole Bunse, stellv. Obermeisterin Friseurinnung Meschede/Brilon.
Nicole Bunse, stellv. Obermeisterin Friseurinnung Meschede/Brilon. © WP | Privat

„Ich kann das gut nachvollziehen. Eine gepflegte Frisur hat auch etwas mit Wohlbefinden zu tun. Die Leute sind ohnehin verunsichert durch die allgemeine Situation und fühlen sich jetzt obendrein in ihrer Haut nicht mehr wohl“, bringt es die Friseurmeisterin auf den Punkt. Sie und ihr Team in Brilon werden ab dem 4. Mai in mehreren Schichten und mit erweiterten Öffnungszeiten arbeiten. „Sonst kämen wir gar nicht durch.“

Behördliche Vorgaben vollständig umsetzen

Dem dringlichen Wunsch nach einer endlich wieder salonfähigen Frisur stehen aber auch die behördlichen Vorgaben gegenüber. Denn um den Sicherheitsabstand zwischen ihren Kunden wahren zu können, kann Nicole Bunse in ihrem Betrieb in Brilon längst nicht alle elf Frisierstühle parallel nutzen. „Höchstens die Hälfte – und damit haben wir im Vergleich zu vielen kleineren Betrieben noch verhältnismäßig viel Platz. Die große Nachfrage stellt mich und alle Kollegen vor ein logistisches Problem. Natürlich wollen alle jetzt endlich wieder zum Friseur und natürlich freuen wir uns über jeden Kunden und wollen jedem helfen.

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Aber wir hoffen auch auf Verständnis, dass wir Termine nicht in unserer üblichen Kapazität anbieten können und nicht alles gleich sofort geht.“

Ganz nah am Kunden – auch körperlich

Waschen, Schneiden, Legen, Kämmen, Föhnen – die Friseure und Friseurinnen arbeiten ganz nah am Kunden, körperlich nah. Deshalb gibt es auch sehr enge Auflagen, die die Wieder-Öffnung begleiten. „Sie sind umfangreich und auch durchdacht und wir müssen sie in vollem Umfang in unserem Salonablauf umsetzen“, sagt die 43-jährige Friseurmeisterin. Färben und Zupfen von Augenbrauen oder Wimpern sind zum Beispiel bis auf Weiteres untersagt, dasselbe gilt für Rasur und Bartpflege. Auch sollen laut Verordnung keine Zeitschriften ausliegen, Kaffee darf nicht gereicht werden und die Kunden dürfen sich nicht zu nahe kommen – der Wartebereich ist abgesperrt, da die Personenzahl innerhalb des Salons so gering wie möglich gehalten werden muss.

Mundschutz für alle Mitarbeiter und den Kunden

Die Meister der Schere und Wickler tragen einen Mundschutz; Gleiches wird von den Kunden erwartet, deren Haare nun generell gewaschen werden müssen.

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Viele Betriebe haben das vorher auch schon so gemacht; jetzt ist es aus hygienischen Gründen Pflicht. „Ich gehe davon aus, dass die meisten mit Mundschutz kommen werden. Aber in meinem Betrieb haben wir auch Masken zur Verfügung, die der Kunde bei uns kaufen kann. Die Nachfrage nach dem Schutz hat den Preis in unverschämte Höhe schnellen lassen. Das ist nicht in Ordnung, aber was will man machen?“, sagt Nicole Bunse. Bei Haarspray und föhngeschwängerter Luft wird das stundenlange Arbeiten unter einer Schutzmaske für die Haar-Profis kein Zuckerschlecken. „Das kennen wir alle so noch nicht. Da ist auch für uns Neuland.“ Nach jedem Kundenbesuch muss desinfiziert werden, neue Handschuhe sind fällig, im Kassenbereich wurde Plexiglas zum Schutz aufgestellt.

Schneiden mit Gummibändern hinter dem Ohr

Aber wie schneidet man an den Seiten und im Nacken vernünftig die Haare, wenn da immer so ein Bändchen vom Mundschutz im Wege ist? Wie soll man damit trotzdem Haare aufdrehen oder gar färben? „Da werden wir kreativ sein müssen“, sagt Nicole Bunse. Auch sie und ihre Kolleginnen seien sich des Risikos bewusst: Frisieren kann man nun mal nicht aus 1,50 Meter Sicherheitsabstand und zu den Kunden zählen junge Leute wie Senioren.

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„Es ist die Zeit der gegenseitigen Rücksichtnahme und des Verständnisses – auf diese Art müssen wir alle diese Zeit gemeinsam überstehen – das wünsche ich mir und darauf hoffe ich.“

Nachfrage so groß wie an Weihnachten

Die Nachfrage nach Friseurterminen zur ersten Maiwoche sei so groß wie sonst nur zu Weihnachten oder zur Schützenfestzeit.

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Aber die Nachfrage kommt jetzt schlagartig nach sechs Wochen Scherenabstinenz und wird sich dann auch wieder einpendeln. „Die Verluste, die unsere Branche durch die vergangenen sechs Wochen hatte und die wir durch den Ausfall der Schützenfeste und zahlreicher Hochzeiten haben werden, lassen sich durch diesen einmaligen Boom nicht kompensieren“, sagt die stellv. Obermeisterin der Innung Meschede-Brilon mit rund 60 Mitgliedsbetrieben. Nicht alle Salons seien Mitglied der Innung. „Aber ich denke gerade jetzt in dieser Zeit hat sich das ausgezahlt, um jederzeit einen Ansprechpartner für Fragen und Probleme zu haben und auch um die nötigen Informationen zeitig zu bekommen.“

Also: Goodbye Löwe, Mop und schlappe Wellen – ab nächste Woche geht es wieder gut frisiert durchs Leben.

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