Winterberg/Medebach. Besuch an zwei Winterberger Schulen nach der Corona-Pause. Schulen fühlen sich jetzt vorbereitet. Doch was ist, wenn alle Schüler zurückkehren?
„Freitag, 13. März 2020“ steht an der Schultafel im Geschwister-Scholl-Gymnasium Winterberg im Hochsauerlandkreis noch angeschrieben. Dieser Freitag, 13. März, war zwar kein Unglückstag. Aber er war definitiv für lange Zeit der letzte Tag an allen Schulen mit den altbekannten Abläufen. Am Donnerstag, 23. April, soll für die Abschlussklassen der weiterführenden Schulen nach fünfeinhalb Wochen Corona-Zwangspause und Ferien der Unterricht wieder starten. Die WP hat das Gymnasium sowie die Sekundarschule mit ihren beiden Standorten Medebach und Winterberg besucht und nachgefragt, wie sich die Schulträger gemeinsam mit den Schulen auf den Unterrichtsbeginn unter Einhaltung der Coronavirus-Richtlinien vorbereitet haben.
Sieben bis neun Schüler im Klassenraum
Am Gymnasium beginnen am Donnerstag Schüler der Biologie-Leistungs- und Grundkurse auf freiwilliger Basis mit dem Unterricht. Insgesamt bereiten sich 80 Gymnasiasten auf s Abitur vor. Alle wurden vorab informiert, wann ihr Unterricht stattfindet und welchen der vier Schuleingänge und welchen Klassenraum sie nutzen sollen.
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Diese Bereiche sind farblich gekennzeichnet, auch die Dreifach-Sporthalle ist entsprechend präpariert. In den Klassenzimmern dürfen je nach Größe sieben bis neun Schüler unterrichtet werden, um die Abstände zu gewährleisten. Bei den Abiturprüfungen werden sogar nur fünf Schüler in einem Raum sein.
Schulleiter Ulrich Cappel erklärt angesichts der getroffenen Vorkehrungen: „Wir können guten Gewissens unsere Schule wieder öffnen.“ Dennoch appelliert Bürgermeister Werner Eickler an Eltern und Schüler: „Als Schulträger haben wir getan, was wir konnten. Der allerbeste Schutz vor Ansteckungen bleibt jedoch Abstand und gründliches Händewaschen!“
Fester Sitzplan wegen Rückverfolgung der Infektionsketten
In der Sekundarschule erscheinen am Donnerstag an den beiden Standorten drei zehnte Real- und zwei Hauptschulklassen sowie zwei Notbetreuungsgruppen. Die Klassenverbände, für die ein komplett neuer Stundenplan erstellt wurde, werden in Kleingruppen zu acht bis neun Schülern getrennt und auf verschiedene Räume verteilt. Dort gibt es einen festen Sitzplan, so dass eventuelle Infektionsketten verfolgt werden könnten. Unterricht wird jeweils nur in diesem Raum und vornehmlich in den Hauptfächern Mathe, Deutsch und Englisch gegeben, in denen ab 12. Mai Abschlussprüfungen anstehen.
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Für die Pausen gibt es vorgeschriebene Schichtzeiten und drei Schulhofbereiche, damit möglichst wenig Schüler aufeinander treffen. Die Türen stehen offen, um Kontakte zu vermeiden. Sportunterricht, das Kiosk und die Handyzone bleiben vorerst tabu.
Reinigungsintervalle aufgestockt
In beiden Schulformen sind Desinfektionsmittelspender aufgestellt.
Weitere Spender sind schon lange bestellt, jedoch noch nicht geliefert. Tastaturen und ähnliches werden regelmäßig desinfiziert. Schon in der Ferienzeit hat neben zahlreichen Besprechungen jeweils eine Begehung mit Vertretern der Stadtverwaltungen, Schulen und der zuständigen Reinigungsfirma stattgefunden, um ein Hygiene-Konzept mit deutlich aufgestockten Reinigungsintervallen zu entwickeln.
Bei Vollbetrieb normaler Unterricht vorerst nicht möglich
Wie kann es künftig mit dem Schulbetrieb auch für die anderen Jahrgänge weitergehen? Sekundar-Schulleiter Uwe Kruse macht eine einfache Rechnung auf: „Momentan haben wir für unsere Zehntklässler den 2,5-fachen Bedarf an Räumen und Personal, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Wenn man diese Zahlen auf die ganze Schule hochrechnet, sieht man, dass normaler Unterricht vorerst nicht möglich ist, obwohl die Sekundarschule vom Platz her schon sehr gut aufgestellt ist.“
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Ob es künftig schichtweise Unterricht bis in den Nachmittag geben wird, die Schüler an verschiedenen Tagen oder Wochen kommen oder noch ganz andere Wege gefunden werden müssen – das alles ist völlig offen; auch die Frage, wie die Bus-Transporte geregelt werden.
Wunsch ans NRW-Schulministerium
Medebachs Bürgermeister Thomas Grosche hat dafür an die zuständigen Landesministerien einen Wunsch: „Dass wir die weiteren Schritte rechtzeitig erfahren und dabei berücksichtigt wird, was bei uns im ländlichen Raum tatsächlich machbar ist. Wir reden dabei nicht von Geld – alles, was für die Sicherheit angeschafft werden muss, bezahlen wir als Schulträger. Die Kommunen und Schulen sind die Macher vor Ort, das haben sie gerade in den letzten Wochen wieder gemeinsam bewiesen. Aber die Vorgaben vom Land müssen auch machbar sein.“