Hochsauerlandkreis. In Wenden gab es einen großen Waldbrand. Experten erklären, warum die Gefahr zurzeit auch im HSK groß ist und sagen, wie man sich verhalten soll.

Viel Sonne, viel Wind, dazu sehr trockene Wälder und Flächen – unter diesen Bedingungen steigt die Waldbrandgefahr schnell an. Das hat sich ganz aktuell in Wenden im Kreis Olpe gezeigt, wo es in der Nacht von Montag auf Dienstag einen riesigen Waldbrand gab, bei dem sogar Löschflugzeuge eingesetzt werden mussten. Auch bei uns im HSK ist die Gefahr zurzeit hoch. Da gerade jetzt angesichts der Corona-Krise viele Menschen den Wald als Erholungsort nutzen, appellieren Feuerwehr-, Wetter- und Forstexperten, dringend an alle, sich an die Verhaltensregeln zu halten, um Waldbrände zu vermeiden.

Das sagt der Feuerwehr-Leiter

Im Raum Brilon zum Beispiel hat es seit Ostern bereits einige Feuerwehreinsätze gegeben. Am Ostersonntag waren die Löschgruppen aus Scharfenberg und Altenbüren zu einem Waldbrand am „Sonnenknapp“ in Rixen ausgerückt, nachdem ein Passant das Feuer entdeckt und gemeldet hatte. Um die Wasserversorgung an der Einsatzstelle sicherzustellen, wurde das Tanklöschfahrzeug nachalarmiert. Es musste zweimal seinen 5000-Liter-Wasservorrat wieder auffüllen. Durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr konnte eine Ausbreitung des Brandes auf das Waldstück verhindert werden.

Einige Waldbrände im Raum Brilon

„Zum Glück wurde das Feuer früh genug erkannt“, erklärt Wehrführer Wolfgang Hillebrand. Aus Erfahrung weiß er, dass die Waldbrandgefahr in dieser Jahreszeit oft ein Problem ist. Gerade jetzt mit dem heftigen Wind steige die Gefahr natürlich noch zusätzlich. „Da kann sich schnell ein größerer Brand entwickeln“, so Hillebrand. In den letzten Tagen hat es im Bereich der Stadt Brilon mehrere Feuerwehreinsätze im Außenbereich gegeben: Am 17. April brannte ein Baumstumpf am Borberg,einen Tag später Gestrüpp im Schmelterfeld (Gudenhagen) und am vergangenen Montag ein Baum In der Balgert (Brilon). Deshalb appelliert der Briloner Feuerwehr an die Bevölkerung, sich umsichtig zu verhalten, zum Beispiel keine Feuerwehr im Waldbereich zu machen, keine brennenden Kippen aus dem Autofenster zu werfen, Glas nicht einfach liegen zu lassen und auch nicht mit dem Auto in den Wald zu fahren.

Das sagen die Forst-Experten

Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW erklärt, dass bei sonnigem und trockenen Frühlingswetter, wie es aktuell herrscht, die Waldbrandgefahr deutlich ansteige. Da die Bäume und Sträucher erst jetzt langsam beginnen ihre Blätter zu bilden, kann die Sonne vielfach ungehindert bis auf den Waldboden scheinen. Trockene Pflanzenteile, wie Gräser, abgestorbene Äste oder Laub entflammen leicht. Daher sei im Frühjahr die Waldbrandgefahr oft sogar noch höher als im Sommer. In einer Pressemitteilung erklärt Marc Messerschmidt, Forstschutzexperte bei Wald und Holz NRW: „Die Enge des Home-Office, die derzeitigen Kontaktbeschränkungen und die Absage von Veranstaltungen lockt gerade sehr viele Menschen in den Wald. Es ist wichtig, dass alle Waldbesucher und Waldbesucherinnen Acht geben auf den Wald - über 90 Prozent der Waldbrände haben nicht-natürliche Ursachen.“

Totholzanteile durch den Borkenkäfer

Auch Brilons Forstamtsleiter Dr. Gerrit Bub weist auf die aktuell sehr große Waldbrandgefahr hier bei uns im Sauerland hin und mahnt zur Vorsicht: „Es gilt allerhöchste Alarmbereitschaft“ – insbesondere auch aufgrund der hohen Totholzanteile durch den Borkenkäfer sei das Risiko sehr hoch. Hinzu kommen die Trockenheit und der Wind. Seine Einschätzung: „Der Klimawandel zeigt hier bei uns in dramatischer Weise.“ Der Regen am vergangenen Wochenende habe die Situation zwar etwas entspannt, aber: „Das war auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, so der Forstexperte. Deshalb mahnt er alle Waldbesucher zur Vorsicht: „Ich habe Verständnis dafür, dass viele Menschen jetzt Erholung im Wald suchen, aber wir sollten bedenken, dass in der aktuellen Situation nur eine Glasscherbe irgendwo im Gras zu liegen braucht, die wie ein Brennglas wirkt und schon entzündet sich das Ganze.“Schon in der Vergangenheit hat sich Dr. Gerrit Bub dafür stark gemacht, im Wald ein flächendeckendes Netz von Brand- und Feuerlöschteichen zu schaffen. Er halte es für dringend notwendig, eine solche Infrastruktur zu schaffen. Deshalb appelliere er an das Land, dafür Fördergelder zur Verfügung zu stellen.

Das sagt der Wetter-Experte

Auch der heimische Sauerland-Wetter-Experte Julian Pape warnt angesichts von Trockenheit und starkem Wind vor einer erhöhten Waldbrand-Gefahr – auch wenn es am vergangenen Wochenende zumindest im Bereich von Winterberg, Medebach und Brilon einige Schauer gegeben hat. Das habe der Natur zwar gut getan, aber seit dem 13. März habe es ansonsten nicht geregnet. Der Oberbodenbereich sei deshalb vollkommen trocken. Im Winter habe es zwar insgesamt genug geregnet, so dass die tieferen und mittleren Bodenschichten zurzeit noch ausreichend genässt seien. Aber: „Seit Mitte März haben wir Hochdruck mit trockenem Wetter.“ Deshalb warnt er: „Wenn jetzt im Wald irgendwo ein Funke entsteht, dann brennt’s.“Der Deutsche Wetterdienst hat den Waldbrandgefahr-Index für die nächsten Tage in unserer Region auf die Stufe 3 und den Grasland-Feuerindex sogar auf die Stufe 4 (hohe Gefahr) gesetzt. Messstationen gibt es im Altkreis Brilon am Kahlen Asten und in Thülen. Der Landesbetrieb Wald und Forst weist außerdem darauf hin, dass die Gefahrenlage vor Ort teilweise noch deutlich höher sein könne als diese statistisch hergeleiteten Werte.