Brilon. Wegen Corona drei Wochen nach Eröffnung wieder geschlossen: Wieso Olga Friesen optimistisch bleibt und was sie sich von anderen Friseuren wünscht
Vor rund fünf Wochen hat Olga Friesen ihren Friseursalon „Salon Brilon by Olga“ in der Franziskusstraße eröffnet. Jetzt – in der Coronakrise – muss sie ihn direkt wieder schließen. Ein Schlag, den Olga Friesen versucht, positiv zu sehen.
„Ganz ehrlich, ich mache mir da keinen großen Kopf drum. Das ist eine Ausnahmesituation, die alle trifft. Es ist ja nicht so, als müsste ich zumachen, weil ich nichts zu tun habe“, sagt die Friseurin mit ruhiger Stimme.
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Drei Monate hat sie in den Umbau ihres Salons gesteckt, Jahre in den Wunsch nach Selbstständigkeit. „Seit Jahren war es schon mein Wunsch, einen eigenen Salon aufzumachen. Erst wollte ich einen übernehmen, aber dann kam alles anders und jetzt bin ich sehr glücklich“, hatte sie vor zwei Wochen der WESTFALENPOST erzählt. Dann kam der Coronavirus und selbst das Interview mit ihr zur Eröffnung fand keinen Platz mehr auf den Nachrichtenseiten.
Wann ist schon der richtige Zeitpunkt um sein Geschäft zu schließen?
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„Nun, wann ist schon der richtige Zeitpunkt dafür, sein Geschäft wochenlang schließen zu müssen?“, fragt sie pragmatisch und spielt damit auf den Zeitpunkt der Schließung an – so kurz nach der Eröffnung. So kurz nach dem Start ihres ersten eigenen Salons, der so gut angelaufen ist, wie sie sagt. „Ob ich nun Gründer bin oder jahrelang ein Geschäft führe. Das ist für jeden schlimm.“ Sie sei kein Typ für Drama. Habe noch kein Tief gehabt. Sie betont aber auch: „Mein Mann hat einen sicheren Job und ich weiß, dass viele nun jeden Cent umdrehen müssen. Ich will nicht so unverschämt sein und mich beklagen, wenn es anderen schlechter geht.“
Ihre Mitarbeiterinnen will sie auf keinen Fall kündigen
Bodenständig bleiben
Olga Friesen schneidet in ihrem Salon Haare, frisiert und färbt sie. „Ich betreue auch Frauen während der Schützenfestzeit oder kreiere Brautfrisuren. Dafür habe ich sogar eine extra Ecke eingerichtet. Make-up biete ich nicht an. Die Kosmetiker hier in Brilon machen ihre Sache sehr gut, ich möchte nicht zuviel anbieten und nicht alles an mich reißen und dabei das Wesentliche vergessen.“
Sie hat zwei Mitarbeiterinnen. Eine arbeitet halbtags, eine 25 Stunden die Woche. Beide sind nun auf Kurzarbeit. Im April soll eigentlich eine weitere Mitarbeiterin anfangen, mit 13 Stunden. „Wir haben uns zusammengesetzt und darüber gesprochen, wie wir das regeln wollen“, erzählt Olga Friesen. Sie will an allen Kolleginnen festhalten. An Kündigung hat sie zu keinem Zeitpunkt gedacht. Selbst mit einer Versicherung, sie nach der Krise wieder anzustellen. Das schade dem Teamgeist, sagt sie. Auch Urlaubstage will sie nicht einsetzen. „Ich weiß, wenn ich jetzt für sie da bin, dann sind sie auch für mich da, wenn es weitergeht.“
Sie nutzt die Zeit für die Familie
Olga Friesen nutzt nun die Zeit für ihre Familie, die während der letzten Monate zu kurz gekommen ist.
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Zwei Kinder hat sie, 11 und 15. Sie will jetzt die Ruhepause nutzen. Will die letzten Wochen sacken lassen, in denen sie für ihren Traum vom eigenen Salon geschuftet hat. Will das verinnerlichen. Will die letzten Kleinigkeiten erledigen, die liegen geblieben sind. „Ich hab meinen Mädels versprochen, dass der Aufenthaltsraum fertig sein wird, wenn wir wieder anfangen“, sagt sie gut gelaunt. Sie will dann neu durchstarten. Hoffentlich noch im April, sagt sie.
Bei der Wiedereröffnung erwartet sie einen Ansturm
Sie glaubt, dass viel los sein wird, wenn die Wiedereröffnung vor der Tür steht. „Vielen wird nun bewusst, wie wichtig Friseure eigentlich sind. Gerade Männer unterbewerten, was eine Frisur bedeutet. Das hat auch etwas mit dem innerlichen Wohlbefinden zu tun.“ Olga Friesen musste viel Kritik einstecken, als sie ihren Salon eröffnete.
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„Wieso noch ein Friseursalon wenn es schon so viele gibt? Ich habe 20 Jahre Erfahrung als Friseurin. Ich biete nichts anderes an, als die anderen Salons – aber die Nachfrage ist da, die Kunden kommen. Bei Friseuren geht es um ein Wohlgefühl und das haben Kunden ganz unterschiedlich. Ich bin bodenständig, das ist meine Stärke. Und wenn die Kunden sich bei mir gut fühlen, dann haben sie ein Wohlfühlerlebnis und darauf kommt es doch an“, sagt sie in ihrem ersten WP-Interview, vor der Coronakrise. Sie glaubt noch immer daran. Und hofft auf einen positiven Effekt durch den Virus: „Ich würde mir wünschen, dass wir Friseure in Brilon näher zusammenrücken. Dass wir uns als Mitbewerber sehen und nicht als Konkurrenten.“
Sie hofft auf einen Austausch unter Kollegen
Eine Kundin von ihr sei Fußpflegerin und erzähle ständig, wie sie sich mit den Kolleginnen über neue Trends austausche. „Ich würde mir das auch wünschen. Einen Austausch, in dem man erzählt, was man neues gelernt hat. Wir sitzen ja nun alle im selben Boot.“ Einen Rat will sie noch loswerden, schlussendlich: „Bitte keine Selbstversuche Zuhause. Wir werden wieder öffnen und dann werden wir da sein.“
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