Hochsauerlandkreis/Olsberg. Christian Westhelle aus Olsberg bezieht eigentlich Ersatzteile aus China. Jetzt nutzt er die Kontakte zur Corona-Hilfe im HSK. Es läuft bestens.
Das Coronavirus sorgt dafür, dass sie noch gefragter sind als Klopapier: Schutzmasken. Von vielen Seiten gibt es Klagen über die mangelnde Verfügbarkeit. Ärzte, Krankenhäuser, Pflegedienste, Altenheime und viele mehr haben stellenweise nicht das nötige Kontingent zur Verfügung, um sich, Mitarbeiter und Patienten adäquat zu schützen. Sie warten vereinzelt seit geraumer Zeit auf Nachschub, der spät oder gar nicht kommt.
Ein Mann aus Olsberg versucht mit seiner Firma daran etwas zu ändern und versorgt den Hochsauerlandkreis im großen Stil mit Masken. Zu der Corona-Hilfe kam es aus einer Not heraus. Es geht um hunderttausende Mundschutze und FFP2-Masken.
Firma Yoda Media bezieht eigentlich Mobilfunk-Ersatzteile aus China
Eigentlich ist Christian Westhelle mit seiner Firma Yoda Media damit beschäftigt, Mobilfunk-Ersatzteile aus China für Großhändler zu besorgen. Doch als sich das Coronavirus in China immer mehr ausbreitete, Firmen im Land ihre Produktionen herunterfuhren und in Folge dessen Lieferungen nach Olsberg ausblieben, drohte Westhelle bereits, was viele Unternehmen in Deutschland gerade erfahren: Kurzarbeit und Existenzängste.
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„Dann las ich vom PAPS Pflegedienst in Olsberg, der keine Schutzmasken bekommen kann und sah eine Chance Kurzarbeit für uns abzuwenden“, sagt Westhelle. Der 36-Jährige wollte seine Verbindungen nach China nutzen, um zu sehen, ob er helfen kann an die begehrte Ware zu kommen.
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Denn: noch im Februar war er es, der Masken nach China schickte, um Partnern aus der Klemme zu helfen.
Zusage für 700.000 Masken und jetzt schon 18.000 FFP2-Masken
Jetzt sollte es auch umgekehrt klappen. 18.000 FFP2 und chirurgische Masken, die sich während des Interviews kurzzeitig in seinem Büro befinden, sprechen eine deutliche Sprache. 100.000 wurden bisher insgesamt geliefert, seit er vor circa vier Wochen begann sich mit dem Thema zu beschäftigen. 150.000 weitere sind bestellt, für bis zu 700.000 Masken hat er eine Zusage.
„Wir haben uns dann umgehört, wer Masken gebrauchen kann. Es gibt Kontakt zu charitativen Einrichtungen, Seniorenzentren und einem Krisenstab. Alle sind absolut glücklich, wie gut alles funktioniert“, freut sich Westhelle.
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Der 36-Jährige hat aber einen anderen Bereich, der ihn auf Trab hält: Die Lieferungen nach Deutschland. Er ist es gewohnt zwischen vier und sechs Tagen auf seine Elektroniklieferungen zu warten. Die enorme Nachfrage nach Masken ändert die Bedingungen. „Wenn wir Glück haben dauert es zwei Wochen. Mit Pech können es auch vier Wochen sein“, sagt der Unternehmer. Mehrfach am Tag schaut er auf sein Handy und überprüft den derzeitigen Standort seiner Lieferungen, stets mit der Sorge, ob alles gut geht.
Lieferpreise steigen wöchentlich
Mit der gesteigerten weltweiten Nachfrage nach Masken, steigen auch die Lieferpreise. Laut Westhelle kostete der Transport einer Schutzmaske zu Beginn noch 7 Cent, nun sind es 21 Cent. Schon nächste Woche rechnet er mit fast 30 Cent. Zwischen 2000 und 4000 Euro zahlt er für eine Bestellung stellenweise nur für den Versand nach Deutschland. „Es haben halt alle geschlafen“, erläutert Westhelle, „die Masken hätte es rechtzeitig für ein Zehntel des jetzigen Preises gegeben.“
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Das hat auch Auswirkungen auf das Olsberger Unternehmen, denn die Kunden treten bei Westhelle nicht in Vorkasse. Er zahlt die Bestellung im Voraus und kassiert bei seinen Abnehmern erst, wenn diese mit der Ware zufrieden sind. „Die Kunden sollen genau gucken, ob die Masken ihren Wünschen entsprechen oder nicht. Ich gebe hier einen Vertrauensvorschuss“, sagt der Olsberger. Dadurch, dass er sich selbst bei Fachpersonal schlau gemacht hat, worauf zu achten ist, gibt es keine Beanstandungen. Ein Behindertenheim bestellte beispielsweise zunächst erst 2000 Masken und gab nach der Lieferung direkt einen Auftrag in Höhe von weiteren 20.000 ab.
Prognose: Menschen werden in Deutschland Masken tragen
Dass die Ware die gewünschte Qualität hat, dafür sorgt Westhelle schon im Vorfeld, denn bereits in China lässt er die Ware inspizieren, um sicherzugehen, dass wirklich vierlagige Masken nach Deutschland kommen und nicht beispielsweise dreilagige. Der Tragekomfort wird ebenso getestet. „Ich bin zwar ein Laie auf dem Gebiet, aber deswegen möchte ich keinen Schrott liefern“, sagt Westhelle klar. Mit Fotos und Videos wird er über jeden Schritt der Ware auf dem Weg ins Sauerland auf dem laufenden gehalten.
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In den eigenen Räumlichkeiten verweilen die Masken dann nicht lange. Kurz nach der Ankunft gehen sie schon auf Reise zu den Kunden, auch weil Räumlichkeiten fehlen, um hunderttausende Masken dauerhaft zu lagern.
In naher Zukunft rechnet er nicht damit, dass sich das Geschäft beruhigt. „Drei Monate wird das noch locker gehen. Dann verlagert sich das Geschäft vermutlich Richtung privaten Markt. Ich denke, dass sich die Gesellschaft hier ähnlich ändern wird wie in China und viele mit Masken unterwegs sein werden.“ Für einen Unternehmer nicht die schlechtesten Aussichten, aber Westhelle hat eine etwas andere Sichtweise: „Ich habe Angst vor einer zweiten und dritten Coronawelle. Ich würde lieber wieder meine eigentliche Arbeit machen.“