Silbach. Hotelbesitzer Thomas Weigel darf keine Touristen aufnehmen; René Fiebig fand im Homeoffice keine Ruhe. Jetzt helfen sie sich gegenseitig.
Arbeiten von zu Hause aus. Was auf den ersten Blick manchem verführerisch erschienen sein mag, hat für viele spätestens in Woche zwei auch fühlbare Nachteile. Zwar sind die Kinder unter Aufsicht und die Ansteckungsgefahr sehr gering. Doch etwas fehlt: unkomplizierter Austausch, Inspiration durch Kollegen oder einfach nur… Ruhe zum Arbeiten.
Weil zeitgleich Hoteliers wie Thomas Weigel aus Silbach mit ihren jäh weggebrochenen Einnahmen leben müssen, kam er auf eine Idee. Warum nicht seine leerstehenden Hotelzimmer an gestresste Homeoffice-Nutzer vermieten? Internetanschluss, sauberer Schreibtisch und Getränke inbegriffen.
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Ehrlich muss er zugeben: Groß ist das Interesse nicht. Das habe er im ländlichen Silbach auch nicht erwartet, räumt Weigel im Telefonat mit der WP ein. Doch inzwischen sitzt ein arbeitender Gast in einem von Weigels Zimmern – und findet es prima. „Auch der Kaffee ist sehr gut“, lobt René Fiebig und lacht.
Im Homeoffice fehlte die nötige Ruhe
Der 46-jährige Niedersfelder arbeitet beim Standpunkt-Verlag in Siedlinghausen und wurde wie alle seine Kollegen ins Homeoffice geschickt. Das lief nicht optimal. „Ich habe zwar ein Arbeitszimmer, aber zwei Kindern kann man noch so oft sagen, dass man jetzt mal in Ruhe arbeiten muss.“ Auch zeitliche Regelungen hätten nicht wirklich funktioniert.
Erschwerend habe er festgestellt, dass die Grenze zwischen seinem Job und dem Privatleben unerfreulich durchlässig geworden sei. Einerseits sei die Arbeit immer so nah gewesen, dass er sich oft auch nach Feierabend noch einmal an den Rechner gesetzt habe. Andererseits sei er bei der Arbeit einfach zu oft abgelenkt worden.
Fiebig schilderte seinem Chef die Problematik. Der zeigte Verständnis und hatte von dem Angebot des Hotels im Nachbarort gehört. Vorerst für die zwei Tage vor seinem Urlaub zog Fiebig dort tagsüber ein. Viel wichtiger als der gute Kaffee im Hotelzimmer ist ihm, dass er dort konzentriert arbeiten kann.
Eine seiner Aufgaben ist es, bezahlte Inhalte für die Publikationen seines Verlags zu akquirieren. Dazu muss er viel und ungestört telefonieren können. „Außerdem denken wir in der derzeitigen Lage auch intensiv über Zukunftsstrategien nach. Das ist in der Ruhe hier und mit dem Blick ins Grüne ganz anders möglich als zu Hause.“
Kontaktverbot gilt auch im Hotel
Hotelbesitzer Thomas Weigel bietet seine Zimmer Homeoffice-Gestressten für ganze oder halbe Tage an, bei Buchung einer ganzen Arbeitswoche ist der Preis günstiger. Zum Arbeitsplatz mit Blick ins Grüne gibt es Internetzugang, der laut Kunde René Fiebig stabil und gut funktioniert, Heiß- und Kaltgetränke und etwas Obst.
Wichtig: Im Zimmer darf sich nur eine Person aufhalten und die darf dort nichts anderes tun als ihrer Arbeit nachgehen. Denn eine Nutzung zu touristischen Zwecken ist bekanntlich momentan untersagt.
Dass die geltenden Regeln zum Infektionsschutz und Kontaktverbot eingehalten werden, „dafür sorgen wir“, verspricht Weigel. Schon an der Eingangstür habe er Hinweise auf zwei Meter zwischenmenschlichen Mindestabstand angebracht, auch im Haus wiesen Schilder darauf und auf die richtige Händehygiene hin.
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„Den Gästen öffnen wir die Tür, begrüßen sie ohne direkten Kontakt und bringen sie zum Zimmer, wo wir dann höchstens noch ein Tablett reinstellen.“ Arbeiten, wo andere Urlaub machen – selbst dieser Spruch erhält in Corona-Zeiten eine ganz neue Bedeutung.