Brilon. Die Bauarbeiten werden wohl fertig sein. Aber ob die Jugendherberge Brilon wirklich im April eröffnen kann? Corona könnte die Pläne durchkreuzen.

Wegen der Corona-Krise verschiebt sich auch die Wiedereröffnung der Jugendherberge auf dem Hölsterloh. Die war eigentlich für den 24. April vorgesehen. Dieser Termin liegt zwar jenseits der bis zum 19. April behördlich angeordneten Einschränkung des öffentlichen Lebens, aber: „Noch ist ja völlig offen, wie sich die Lage weiter entwickelt“, so Maike Braun, Pressesprecherin des Landesverbandes Westfalen-Lippe im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH), auf Anfrage der WP. Deshalb könne man nichts zu einem etwaigen Eröffnungstermin sagen, aber: „Die Baustelle wird planmäßig fertig gestellt.”

Auf Anordnung des NRW-Gesundheitsministeriums hatte auch der DJH-Landesverband seine Einrichtungen geschlossen. Zunächst, so Landesverbandsgeschäftsführer Wolfgang Büttner, sei „nicht eindeutig" gewesen, ob die allgemeine Verfügung auch Jugendherbergen einschließt, aber dann habe das Land mit der Nennung der konkreten Anwendungsbereiche Klarheit geschaffen.

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Die Gehälter der rund 600 Mitarbeiter seien mindestens für die nächsten drei Monate gesichert, sagt Büttner. Um die Liquidität des Verbandes darüber hinaus zu sichern, habe die Geschäftsführung bereits in der vergangenen Woche sämtliche Baumaßnahmen gestoppt. Wie zum Beispiel auch die Arbeiten an der Jugendherberge in Winterberg, wo das ehemalige Sportlerheim mit einem neuen Gestaltungskonzept als „Lodge 842" hergerichtet werden soll.

Hier ein Blick auf den neuen Haupteingang der Jugendherberge.
Hier ein Blick auf den neuen Haupteingang der Jugendherberge. © wp | Jürgen Hendrichs

Ausnahme: die Jugendherberge auf dem Hölsterloh. Da parkte zuletzt noch eine ganze Transporter-Armada. Dort greifen die Gewerke fließend ineinander über: beim Innenausbau, an der Fassade und auch bei den Außenanlagen. Das Spiel- und Klettergerüst im XXL-Format steht größtenteils bereits. Der Landesverband, so Maike Braun weiter zur WP, denke mit der Fortsetzung der Arbeiten an die Zukunft auf dem Hölsterloh und will „mit der umgebauten Jugendherberge so schnell wie möglich wieder an den Start gehen, wenn die Situation es wieder zulässt.”

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Wie berichtet, steckt das Jugendherbergswerk rund zwei Millionen Euro in den Umbau der Unterkunft. Mit einer „gezielten Investition in die Ausstattung, Gestaltung und programmatische Ausrichtung“ der Jugendherberge möchte der Landesverband im Sauerland einen weiteren attraktiven Standort in einer der beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands schaffen.

Dazu noch einmal Wolfgang Büttner: „Die Lage der Jugendherberge ist top, das Potenzial groß.“ Wegen der weitgehend nicht mehr zeitgemäßen Ausstattung seien die Übernachtungszahlen in den vergangenen Jahren jedoch zurück gegangen.

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Die Arbeiten laufen bereits seit über einem Jahr. Gut die Hälfte der 47 Zimmer erhält ein eigenes Bad, den anderen wird auf jeder Etage eine eigene Nasszelle mit Dusche und WC in einem speziellen Sanitär-Block zugeteilt. Komplett neu konzipiert und verändert wird das Erdgeschoss, außerdem erfolgt der Hauptzugang demnächst von vorne. Das gesamte Gebäude ist dann selbstverständlich auch barrierefrei.

14 Landesverbände

Der DJH-Landesverband Westfalen-Lippe mit Sitz in Hagen ist einer von deutschlandweit 14 Landesverbänden im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) und betreibt 29 Jugendherbergen in den Regionen Sauerland, Siegerland, Ruhrgebiet, Münsterland, Weserbergland und Ostwestfalen-Lippe.

2016 hatte der DJH-Landesverband für rund fünf Millionen Euro seinen Standort Neuastenberg umgebaut.

Die Jugendherberge Winterberg hat im vergangenen Jahr mit 40.011 Übernachtungen einen Platz in den Top 3 des Landesverbandes um gerade einmal vier Übernachtungen hinter Möhnesee, Dortmund und Münster verfehlt.

2019 hat der Landesverband rund 651.390 Übernachtungen (+ 4,2 Prozent) realisiert. Größte Gästegruppe sind Schulklassen mit einem Anteil von 32,5 Prozent, gefolgt von Freizeitgruppen (27 Prozent) und Familien (20 Prozent).

Bei aller baulichen Veränderung und auch nach dem Wechsel in der Herbergsleitung werden am Hölsterloh weiterhin die Zeichen „auf Grün“ stehen, hat der Landesgeschäftsführer versprochen. Dorothee und Ulrich Wenken, die das Haus 31 Jahre lang leiteten und in dieser Zeit dort gemeinsam mit dem Umwelt-Pädagogen Friedel Schumacher („Brilon natürlich”) den ersten Umweltstudienplatz Deutschlands einrichteten und eine CO2-neutrale Bewirtschaftung einführten, sind in den Ruhestand gegangen. Neuer Herbergsvater ist Florian Hoffmann. Der 34-Jährige will auch in seinem Konzept die Themen Ökologie und Nachhaltigkeit aufnehmen.

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Zunächst Krise meistern

Aber zunächst einmal gilt es, die Corona-Krise zu meistern. Schon in der vergangenen Woche sei, so Landesgeschäftsführer Büttner, die Zahl der Stornierungen sprunghaft auf mehrere zehntausend Übernachtungen angestiegen, nachdem mehrere Bundesländer Klassenfahrten verboten hatten. Auch Neubuchungen bleiben angesichts der Corona-Pandemie fast vollständig aus.

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„Uns ist bewusst, dass auch wir unseren Beitrag zur Eindämmung des Corona-Virus leisten müssen“, sagt Wolfgang Büttner. „Gleichwohl sehen wir auch den Bund und das Land NRW in der Pflicht, uns zu unterstützen.“ Es sei enorm wichtig, dass Bund und Länder bei den laufenden Beratungen zu Unterstützungsleistungen für Unternehmen in der Corona-Krise auch die Lage der Jugendherbergen berücksichtigen und ihre Förderung ermöglichen.