Der Landesverband Westfalen steckt rund eine Million Euro in die Modernisierung der Jugendherberge Brilon. Außerdem gibt es einen neuen Leiter.

Brilon. Auf dem Hölsterloh ist Veränderung angesagt. In der Jugendherberge laufen umfangreiche Modernisierungsarbeiten. Zudem hat das Haus nach der Pensionierung der langjährigen Herbergseltern Dorothee und Ulrich Wenken mit Florian Hoffmann einen neuen Leiter erhalten. Die WP sprach mit dem neuen Herbergsvater.

Wie kommt ein Weltreisender wie Sie ins Sauerland?

Wenn man in Städten wie Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt/M, Heidelberg, an der Türkischen Riviera, der Algarve oder in den Alpen gearbeitet hat, dann ist das Sauerland doch ganz nah. Ich wollte nach fast 14 Jahren wieder der Heimat, den Freunden und der Familie näher kommen.

Was sind Ihre eigenen Jugendherbergs-Erfahrungen?

Meine erste Klassenfahrt ging 1995 in die Jugendherberge nach Rüthen. Danach hatte ich immer wieder Berührungspunkte in Rahmen der Kinder- und Jugendfreizeiten, die ich als Jugendlicher betreut oder manchmal auch organisiert habe. Auch auf Mannschaftsfahrten waren die Jugendherbergen in den verschiedensten Orten Deutschlands unser Anlaufpunkt. Jetzt, in der Zeit der Einarbeitung, habe ich in vielen Jugendherbergen des Landesverbands übernachtet und man muss einfach festhalten, dass sich in den letzten 20 Jahren sehr viel verändert hat.

Die Jugendherberge Brilon liegt in exponierter Lage in dem Wäldchen auf dem Hölsterloh oberhalb des Golfplatzes.
Die Jugendherberge Brilon liegt in exponierter Lage in dem Wäldchen auf dem Hölsterloh oberhalb des Golfplatzes. © Hans Blossey | Hans Blossey

Wie interpretieren Sie Ihre Rolle als „Herbergsvater“?

Als Herbergsleiter ist man mehr als nur der Leiter der Jugendherberge. Zwischen Reservierungsannahme und Rasenmähen ist man vor allem Gastgeber. Gastgeber für Kinder, Lehrer, Familien, Sportgruppen, das macht es so spannend. Daneben gilt es, ein eng verzahntes Team zu führen, damit alle mit Leidenschaft und Freude für die Gäste da sind.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz gehören seit je her zum Wertekanon der Deutschen Jugendherbergswerks, was Brilon mit dem CO2-neutralen Betrieb und dem Umweltstudienplatz unterstrich. Was haben Sie diesbezüglich vor?

Dies sind alles Dinge, die bleiben werden, auch wenn der Umweltstudienplatz nun Umwelt-Jugendherberge heißt. Die Zertifizierung zur Umwelt-Jugendherberge ist recht umfänglich und streng. Die Bereiche, in denen wir mehr als das Geforderte tun können, werden sich erst im laufenden Betrieb herausstellen. Nachhaltigkeit ist ja ein inflationär gebrauchter Begriff. Viele Dinge und Facetten der Nachhaltigkeit vermittelt man recht effektiv durch einfaches, unkompliziertes Vorleben, ohne jedes Mal gezielt darauf hinzuweisen. Viele Dinge geschehen auch im Verborgenen. Nicht jedem wird auffallen, dass über 100 Fenster ausgetauscht sein werden.

Worauf möchten Sie konzeptionell den Fokus legen?

Den enormen Lift, den eine Wiedereröffnung mit sich bringt, zu nutzen und so für die Zukunft Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit vereinen zu können. Man kann nicht alles auf einmal erledigen. Die Richtung ist klar durch den Landesverband vorgegeben, die Themen der Natur werden auch unsere Themen bleiben.

Haben Sie besondere Zielgruppen vor Augen?

Durch den Umbau des Dachgeschosses zu Komfortzimmern - jedes Zimmer dort verfügt dann über ein eigenes Bad - möchten wir vor allem unsere Attraktivität für Familien und Outdoor-Begeisterte steigern. Das Sauerland, und vor allem der östliche Teil, bietet so viele familienfreundliche Möglichkeiten, sich an sanften Tourismusangeboten zu erfreuen. Unsere Hauptzielgruppe, allein von den Übernachtungszahlen, bleiben die Grundschulen und die erste Sekundarstufe. Für diese Altersklasse sind die bei uns angebotenen Themen rund um Wald und Klima besonders interessant, da sie bereits vermittelte Unterrichtsinhalte ansprechen und auf eine andere Weise zugänglich machen.

Gibt es schon Vorstellungen über die Kooperation mit Einrichtungen wie Haus Hövener, Stadtbücherei, Forst oder Brilon Natürlich?

Mit dem Haus Hövener hatte ich bereits einen Termin und habe es bereits aktiv in unsere Programmabfrage für die Schulklassen zukommen ließen. Bei einem Rundgang durfte ich mich davon überzeugen, was für ein Schmuckstück mit beeindruckenden Inhalten am Marktplatz steht. Auch den anderen Kooperationen bin ich nicht verschlossen. Dass es ein solches Netzwerk in der Region gibt, ist großartig, und das ist in jedem Fall unterstützenswert.

Steckbrief

Name: Florian Hoffmann, 34, ledig, aus Fürstenberg an der Weser

Ausbildung: Hotelfachmann in Hamburg (The Madison Hamburg), 2005-2008 Hotelbetriebswirt an der Hotelfachschule Heidelberg 2011-2013

Bisherige Tätigkeiten: Barmann, Kellner auf den Kreuzfahrtschiffen MS Hanseatic (Nord-West-Passage) und MS Europa (halbe Weltreise), Barchef, Operations Manager/Catering, Food & Beverage Manager, Betriebsleiter, Work and Travel für knapp fünf Monate in Australien

Hobbys: Wandern, Mountainbiking, Kochen

Zurzeit wird das Haus ja umgebaut. Was alles wird gemacht?

Neben den Komfortzimmern im Dachgeschoss bekommen auch alle anderen Zimmer einen neuen Fußbodenbelag und einen frischen Anstrich. Die Möbel sind 2018 bereits erneuert worden und entsprechen dem aktuellen Stand unserer Einrichtung. Die Rezeption wird an einem anderen Ort neugestaltet. Die Tagestoiletten sind komplett erneuert worden und werden um eine barrierefrei Toilette ergänzt. Es entsteht ein Bistro mit einem großen Holztisch in der Mitte mit direktem Zugang zu einer neuen großen Terrasse. Alle Tagesräume und auch der Bereich der Speisenausgabe bekommen einen neuen Boden, zum Teil eine Akustikdecke und einen frischen Anstrich. Über 100 alte Holz- und Aluminiumfenster werden gegen moderne energieeffiziente Fenster ausgetauscht. Es wird auch ein Kinderspielzimmer entstehen, hier ist es dann möglich, abseits des Trubels der anderen Gäste eine altersgerechte Beschäftigung zu finden. Ebenso schaffen wir einen Fahrradkeller mit Akkuladeschränken für E-Bikes. Im Außenbereich wird ein riesiges Spielgerät platziert. Gestalterisch holen wir das für Brilon prägende Thema Wald stärker in unser Haus. Das passiert über großflächige Bildmotive, Möbel oder durch neue Sichtachsen und –flächen hinaus in die Natur.

Wie sieht es mit der Barrierefreiheit aus? Da gab es Nachholbedarf.

In der ersten Etage entstehen zwei barrierefreie Zimmer mit entsprechenden Bädern. Hierfür entsteht eigens ein Aufzug, der über drei halbe Etagen vom Untergeschoss über das Geschoss mit den Tagesräumen bis in die erste Bettenetage geht. Mit dem barrierefreien Zugang wird der Haupteingang nach vorne verlegt.

Wie ist die Jugendherberge künftig personell aufgestellt?

Einige Mitarbeiter bleiben der Jugendherberge erhalten. Zurzeit sind noch Stellen im Bereich Rezeption, Küche und Reinigung ausgeschrieben. Die Herausforderung besteht oft darin, in kurzer Zeit mit vielen fleißigen Händen die Jugendherberge bei einem kompletten Gästewechsel für die Neuankommenden wieder auf chic zu bekommen.

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Der Fertigstellungstermin steht?

Am 24. April erwarten wir die ersten Gäste. Ein Highlight werden auch für uns die Internationalen Hansetage. sein. Die Youth Hansa wird Anfang Juni komplett bei uns untergebracht.