Brilon. Als Sachkundiger Bürger für die Menschen in den Dörfern: Das liebt Dieter Marczyk am meisten an seinem Ehrenamt.

Dieter Marczyk will nach elf Jahren nicht mehr Ortsvorsteher von Bontkirchen sein. Ob er als Sachkundiger Bürger für die Stadt Brilon weiterarbeiten will, darüber hat er noch nicht wirklich nachgedacht. Schweigt einige Sekunden, während er überlegt. Schwer fallen wird es ihm auf jedenfall, denn seit nunmehr fünf Jahren ist er Sachkundiger Bürger im Strukturausschuss und damit ein wichtiger Teil der Lokalpolitik.

Sachkundiger Bürger wird von Politikern angesprochen

„Ein Sachkundiger Bürger muss nicht unbedingt in einer Partei sein“, erklärt Dieter Marczyk. Er nimmt als Experte an Ausschüssen teil – ist aber nicht zwingend Politiker im Rat. „Sachkundige Bürger können aus einer beliebigen Ortschaft kommen. Im Ausschuss können sie ihre Ideen oder die Ideen aus den Orten anbringen, die ihnen die Menschen dort angetragen haben“, sagt er. Im Prinzip ein Fachmann für die Dörfer. „Das ist nicht an bestimmte Themen gebunden“, bestätigt Dieter Marczyk.

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Einsatz für schnelles Internet oder Wanderwege

In der letzten Zeit – vor dem Coronavirus – hat sich Dieter Marczyk am meisten mit schnellem Internet beschäftigt. Hat den Antrag auf Fördermittel für ein Glasfaserkabel in Radlinghausen begleitet, im Ausschuss darüber geredet, auf die Entscheidung des Rates gewartet und gebangt. Manchmal geht es aber auch um die Heimatpflege. Soll dort eine neue Bank hin? Welche Wanderwege müssen aufgerüstet werden? Die Bandbreite an Themen ist vielfältig.

Dieter Marczyk ist zugleich auch bei der Polizei tätig.
Dieter Marczyk ist zugleich auch bei der Polizei tätig. © WP | Nadine Przystow

Dieter Marczyk hat sich nie als Sachkundiger Bürger beworben. „Man wird vorgeschlagen“, erklärt er. „Jemand aus der Politik, sei es SPD oder CDU, sagt dann meistens: Ich kenne jemanden aus dem Ort und dann wird man gefragt.“ Er habe nicht genau gewusst, was auf ihn zukommt. Aber als Ortsvorsteher in Bontkirchen habe er gedacht, dass sich diese Aufgabe irgendwie anbieten würde. „Ich hab gedacht, gut, das mache ich mal.“

Manchmal wird er auch an der Theke angesprochen

Er ist für die Menschen da. Die Bürger können sich an ihn wenden, egal mit welchen Anliegen. „Ich bespreche mich auch oft mit Vereinsvorständen, mit den Schützen oder den Sportvereinen. Manchmal besuche ich auch die Vereinsversammlungen. Dann können wir besprechen, was gebraucht wird“, erzählt Dieter Marczyk. Manchmal spricht man auch abends an der Theke über solche Dinge. „Irgendeiner setzt sich dann zu mir und sagt, da ist was im Argen...“, lacht Dieter Marczyk und man merkt, dass er seine Aufgabe liebt.

Dass sein Ehrenamt viel Zeit frisst, will er so nicht sagen. „Das geht schon, ich verbinde das mit den Aufgaben die ich als Ortsvorsteher habe.“ Drei- bis viermal im Jahr muss er an einer Ausschusssitzung teilnehmen, dazu kommt dann die Arbeit drumherum. Er macht das alles unentgeltlich, bekommt nur Kilometergeld und eine kleine Sitzungspauschale. „Nicht viel Geld“, winkt er bescheiden ab.

Was Ehrenamtliche bewegen macht ihn stolz

Am meisten liebt er an seiner Aufgabe, dass er mitbekommt, was in den anderen Orten durch Ehrenamtliche bewegt wird. Das macht ihn stolz. „Die Stadt Brilon hat immer ein offenes Ohr. Sie muss die Finanzen für verschiedene Anliegen und Projekte verteilen, aber gewisse Summen wurden schon verteilt und wenn die Idee Hand und Fuß hat, dann bekommt man Unterstützung.“ Natürlich werde man manchmal auch vertröstet – „aber man gerät nie in Vergessenheit.“ Man könne einiges bewegen, das findet Dieter Marczyk so gut.

Eigentlich bei der Polizei

Dieter Marczyk ist als Ehrenamtler als Sachkundiger Bürger tätig. Er macht das neben seinem Job als Hauptkommissar bei der Polizei, wo er schon vor mehr als 40 Jahren seine Arbeit begonnen hat. Seine beiden Brüder sind ebenfalls bei der Polizei.

Er will sich für den neuen Ortsvorsteher zurückziehen

Er erinnert sich gerne an seine Erfolge. An Zuschüsse für Vereine, für Räume in Schulen, neue Schilder für beliebte Wanderwege oder für die Motorsense im Dorf, die er miterkämpft hat. „Ein Meilenstein war natürlich der Internetanschluss – da wurde kostenlos das Glasfaserkabel bis ins Haus gelegt“, sagt er stolz.

Zurück zum Anfang des Textes. Zum Ende seiner Karriere als Sachkundiger Bürger. Oder will er weitermachen? „Ich würde mich zurückziehen für den neuen Ortsvorsteher, denke ich. Das gehört zusammen.“

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