Hochsauerlandkreis/Brilon/Winterberg. Die Corona-Krise sorgt im Hochsauerlandkreis für viele Anfragen bei Sicherheitsdiensten. Doch die Security-Firmen haben ein gewaltiges Problem.
Wer in Winterberg zum Corona-Test will, kommt an den kräftigen Männern in Schwarz nicht vorbei. An der eigens eingerichteten Abstrichstelle am Winterberger Krankenhaus sorgt ein Sicherheitsdienst für geregelten Ablauf und achtete auf den erforderlichen Abstand.
Die Corona-Krise sorgt in diesen Tagen, in denen das öffentliche Leben einfriert, für einen besonderen Boom: im Bewachungs- und Sicherheitsgewerbe.
Ein-Mann-Betrieb bis zum deutlich zweistelligen Mitarbeiterzahlen
„Dank einer einer wachsenden Auftragslage”, wirbt Kötter, mit rund 18.800 Beschäftigten einer der ganz großen der Branche, könne man seinen Mitarbeitern „krisensichere Arbeitsplätze” gewährleisten.
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Das sieht bei Ludger Hilgenhaus ähnlich aus. 22 Stellen hat er für den Werk- und Objektschutz ausgeschrieben, Vollzeit wie Teilzeit. LH-Security aus Bestwig ist eins der neun im sogenannten nationalen Bewachungsregister für den Hochsauerlandkreis lizenzierten Unternehmen aus der Sicherheitsbranche. Deren Größe reicht vom Ein-Mann-Betrieb bis zum Unternehmen mit „deutlich zweistelligen” Mitarbeiterzahlen, so HSK-Pressesprecher Martin Reuther.
Dienst in Supermärkten jetzt sehr gefragt
288 Security-Kräfte sind in dem Register geführt, für 14 weitere läuft gerade die Zuverlässigkeitsprüfung. Ein Sicherheitsdienst, so Reuther, habe ganz aktuell zehn Änderungsanträge gestellt, um seine Kräfte auch in anderen als den bisher für sie freigegebenen Bereichen einsetzen zu können.
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Die Stellen, die Ludger Hilgenhaus derzeit zu vergeben hat, kann er nicht einfach jenem Personalpool entnehmen, den er üblicherweise im Veranstaltungsschutz einsetzt. In diesem Bereich für die nächste Zeit so gut wie alles weggebrochen, dabei seien „die Bücher bis obenhin voll“ gewesen. Am Wochenende zum Beispiel sollte das LH-Team bei der Bestwiger Verkaufs- und Gewerbeschau im Einsatz sein, der ersten seit sechs Jahren. Untersagt. Auch die Konzerthalle Olsberg und die St. Hubertus-Schützenbruderschaft Brilon setzen auf LH-Security.
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Die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen der sozialen Kontakte beleben bei dem 1997 gegründeten Bestwiger Sicherheitsdienst derzeit ein spezielles Aufgabengebiet: den Ordnungsdienst in Supermärkten. Dabei geht es zum Beispiel darum, die Kunden beim Betreten auf die empfohlenen Abstände und Vorsichtsmaßnahmen zum Infektionsschutz hinzuweisen. Dabei müssen sich die Mitarbeiter besonders in Acht nehmen.
Ansteckung unbedingt vermeiden
Eine Infektion innerhalb des Teams, die zur Quarantäne und damit zum Ausfall von weiteren Mitarbeitern führte, wäre das Schlimmste, was jemandem aus der Branche widerfahren könne, meint der Inhaber eines anderen Sicherheitsdienstes der Region, der nicht namentlich genannt werden möchte. Auch bei diesem Unternehmen gehen Corona-bedingt verstärkt Anfrage ein, die allerdings würden nicht mehr angenommen.
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Die Einstellung von neuen Mitarbeitern sei „nach Burbach“ aufwändiger geworden, sagt der Firmenchef. In der Flüchtlingsunterkunft im Siegerland hatten Sicherheitsdienst-Mitarbeiter Flüchtlinge menschenunwürdig be- und körperlich misshandelt.
Derzeit keine Qualifizierung
Seit 2017 sind nicht mehr die Kommunen, sondern die Kreise für die Kontrolle der Mitarbeiter und Betriebe der Bewachungsbranche zuständig. Zentrale Datei ist das zum 1. Juni 2019 beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eingeführte Bewachungsregister.
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Es enthält Angaben zur Identifizierung, Qualifikation und Zuverlässigkeit der Beschäftigten und Informationen über den Arbeitgeber. Diese Informationen zu erhalten, dauere zur Zeit, sagt der Kreissprecher. Geht die sogenannte Online-Sicherheitsabfrage üblicherweise innerhalb weniger Tagen über die Bühne, so warte man noch auf die Erledigung der Anfang März herausgegebenen Anfragen.
Die Branche boomt, aber sie hat ein Problem. Die IHKs haben ihre Kurse eingestellt. Deshalb, so Reuther, sei es derzeit für die Branche schwierig, Berufsanfänger – etwa krisenbedingte Quereinsteiger - zu bekommen: „Eine Erlaubnis kann im Moment nicht erteilt werden.”