Winterberg. Durch die Corona-Krise wollen sich viele Menschen in Winterberg nicht runterziehen lassen. Sie vernetzen sich, bieten Hilfe an. Drei Beispiele.
Bleibt zu Hause! Die Winterberger halten sich offenbar an diese Vorgabe und verlassen ihre Häuser und Wohnungen nur für dringend notwendige Erledigungen. Die Innenstadt jedenfalls war gestern - trotz des sonnigen Wetters - komplett leer. Nur einige wenige Fußgänger waren allein oder zu zweit unterwegs, die Parkplätze waren leer, Straßen, Plätze und der gesperrte Kurpark-Spielplatz verlassen. Da, wo jetzt kein persönlicher Kontakt mehr möglich ist, ist Kreativität und nach Vorneschauen gefragt. Nachbarschaftshilfe und Netzwerke gewinnen an Bedeutung. Einige positive Beispiele.
Einzelhändler vernetzen sich
Die Einzelhändlerin Elke Wegener, Inhaberin des Geschäfts Rapunzel in der Hauptstraße zum Beispiel hat am 17. März auf facebook eine Gruppe ins Leben gerufen: Winterberg kauft regional #esgehtweitertrotzcorona. Dort schreibt sie: „Ein herzliches Willkommen an alle. Corona hat unser Leben momentan voll im Griff und wir müssen uns alle erst einmal neu sortieren. Hier können wir Einzelhändler uns gemeinsam eine Plattform schaffen, wo wir unser Angebot trotz geschlossener Läden zeigen können“.
Virtuelles Schaufenster
Dieses Netzwerk soll Kunden die Möglichkeit geben, durch das „virtuelle Schaufenster“ des Winterberger Einzelhandels zu bummeln. Weiter heißt es dort: „Wir versuchen alles, um unsere Existenzen zu retten und zu gewährleisten, in der Hoffnung, dass wir auch nach Corona ein vielfältiges Angebot in Winterberg zeigen können.“ Zwei Tage später wurde der Name geändert. Seitdem ist die Facebook-Gruppe unter „Winterberg bleibt Zuhause - Angebote der Einkaufswelt Winterberg“ zu finden.
Inzwischen hat die Gruppe rund 950 Mitglieder und es finden sich zahlreiche Angebote, Ideen und Infos auf der Seite: Lieferservice- und Einzelhandelsangebote, Mode, Wohnaccessoires, Gutschein-Vorschläge, Schuhe, Spiele, Strümpfe, Blumen, Bastel- und Bürobedarf, Food-Drive, Stoff-Taxi … - die Winterberger zeigen, wie man auch in diesen Zeiten kreativ regional einkaufen kann.
Auch interessant
Hilfe bei Depressionen
Krankheit, Ungewissheit, Einsamkeit - vor allem für Menschen, die unter Depressionen leiden, ist die aktuelle Situation besonders schwierig. Das weiß auch Birgit Winter von der Selbsthilfegruppe „One More light - Depression und Musik in Winterberg“. Normalerweise trifft sich die Gruppe regelmäßig im DRK-Familienzentrum. Das ist zurzeit natürlich nicht möglich. „In dieser schweren Zeit, wo viele Menschen allein und isoliert in ihren Wohnungen sitzen, ist es wichtig, eine Anlaufstelle zu haben. Denn wir wir wissen, dass gerade Menschen mit Depressionen auf die momentane Situation anders reagieren und völlig verängstigt sind“, so Birgit Winter. Sie macht sich Sorgen, um diese Menschen in einer Zeit, in der „das gesellschaftliche Leben auf Null gestellt wird.“ Sie verweist auf das Motto der Selbsthilfegruppe: „Wir sind da, wenn Du uns brauchst“ und fügt hinzu: „Gerade jetzt.“ Wer Hilfe braucht oder reden möchte, kann sich telefonisch bei Birgit Winter unter 01793461098 melden oder eine Mail schreiben an: onemorelightproject@gmx.de
Bürgerhilfe: Praktische Unterstützung
Ganz praktische Hilfe bietet die „Coronahilfe Winterberg“ ein Bürgerhilfe-Angebot in der Kernstadt an. Auf einem Flyer an die Winterberger Haushalte und auf Facebook wird Hilfe angeboten. Auf facebook heißt es: „Corona hat uns derzeit voll im Griff. Unsere Freizeitgestaltungen und Gewohnheiten müssen wir nun für eine Zeit lang ändern. Die Lage ist ernst, sie ist aber nicht hoffnungslos. Daher wollen wir nicht klagen, kritisieren oder es besserwissen, sondern wir wollen zusammenhalten.“
Auch interessant
Inzwischen wurde eine Whats-App-Gruppe ins Leben gerufen. „Schon rund 100 Helfer haben sich innerhalb von ein paar Tagen gemeldet“, freut sich Gisela Quick, die die Hilfsaktion gemeinsam mit Ortsvorsteher Bernhard Selbach ins Leben gerufen hat.
Wer Hilfe braucht, zum Beispiel, weil er zur Gruppe der Älteren oder Erkrankten gehört oder in häuslicher Quarantäne ist, kann sich melden. Freiwillige Helfer können für diese Menschen einkaufen, Medikamente besorgen oder ähnliches. Menschen, die die Gruppe unterstützen möchten oder selbst Hilfe brauchen, können sich telefonisch melden.
Alle aktuellen Entwicklung zum Thema Corona im Altkreis Brilon gibt es in unserem Newsblog