Altkreis. Die Kommunalpolitik im Altkreis Brilon wird überwiegend von Männern bestimmt. Sauerländer Politikerinnen sagen, warum sich das ändern sollte.

Fifty-Fity - so in etwa ist das Geschlechterverhältnis im HSK. Doch in den politischen Gremien im Altkreis Brilon spiegelt sich das nicht wider. Der Anteil der Frauen, die sich kommunalpolitisch engagieren, ist deutlich geringer: Auf die beste Frauenquote im Altkreis Brilon kommt aktuell die kleinste Stadt. In Hallenberg sind fünf von 21 Ratsmitgliedern weiblich, das sind immerhin fast 24 Prozent. Den mit Abstand kleinsten Frauenanteil hat der Rat der Stadt Winterberg: Nur zwei von 33 Mitgliedern, also sechs Prozent, sind weiblich.

CDU Medebach: In Bewegung

Auch der Medebacher Stadtrat ist zurzeit überwiegend männlich besetzt. Von 27 Ratsmitgliedern sind lediglich fünf weiblich, zwei von ihnen gehören der CDU-Fraktion an. Seit der letzten Kommunalwahl 2014 ist Anna Kaufhold mit dabei, arbeitet im Stadtrat und auch im Kreistag mit. Für die 37-Jährige Architektin ist es wichtig, die Entwicklungen vor Ort mitzugestalten, sich einzubringen. Deshalb steht für sie fest: „Ich stelle mich zur Wiederwahl.“ Wie berichtet, ist bei der Medebacher CDU mit Blick auf die Kommunalwahl einiges in Bewegung geraten.

Frauenanteil in der Politik
Frauenanteil in der Politik © WP Brilon | Manuela Nossutta Funkegrafik NRW

Nicht nur Frauenthemen

Die Frauen-Union geht nach dem Abschied der langjährigen Vorsitzenden Helma Arens mit einem fünfköpfigen Führungsteam an die Arbeit, dem auch Anna Kaufhold angehört. Bei der Tagung des CDU-Stadtverbandes am 23. März werden die CDU-Kandidaten für die Kommunalwahl nominiert. Dann wird sich zeigen, ob sich die Medebacher Christdemokraten tatsächlich künftig jünger und weiblicher aufstellen werden. Für Anna Kaufhold selbst spielt das Geschlecht eines Lokalpolitikers allerdings gar keine so große Rolle. Sie erzählt: „Meine Mutter hat die Firma Partnerhaus Fertigbau aufgebaut, wo ich inzwischen als Architektin arbeite. Deshalb ist es mir nicht fremd, mit Männern zusammen zu arbeiten. Ich habe die Erfahrung gemacht: Egal, welches Geschlecht man hat, entscheidend ist, ob man kompetent ist und hinter dem steht, was man tut. Das gilt sowohl beruflich als auch in der Politik.“

Anna Kaufhold CDU Medebach.
Anna Kaufhold CDU Medebach.

Auch thematisch möchte sie sich nicht auf die typischen „Frauenthemen“ eingrenzen lassen. Festgestellt hat sie aber auch: „Frauen haben eine andere Herangehensweise an viele Dinge und das tut gut.“ Als Mutter von zwei kleinen Kindern seien ihr natürlich auch Themen wie Umweltschutz, Kindergartenplätze und ein gutes Bildungsangebot wichtig. „Wichtig ist mir aber auch, dass wir uns als Stadt weiter entwickeln können, dass es Bauplätze gibt, aber auch Gewerbeflächen, dass etwas getan wird gegen den Fachkräftemangel im Handwerk und dass wir hier in Medebach gute Freizeitangebote wie zum Beispiel ein Schwimmbad haben“, erklärt Anna Kaufhold. Eigentlich, so findet die Medebacherin, sollte es selbstverständlich sein, dass sich mehr Frauen politisch engagieren: „Schließlich stellen wir 50 Prozent der Weltbevölkerung.“

Wünschenswert ist aus ihrer Sicht, dass sich vor Ort Menschen verschiedener Altersgruppen und auch aus unterschiedlichen Berufsgruppen in der Kommunalpolitik engagieren, um möglichst ein breites gesellschaftliches Spektrum abzubilden. Ihre Erfahrung, mit der sie auch anderen Frauen Mut machen möchte, sich zu engagieren: „Es klappt nicht immer alles, aber man darf nicht aufgeben. Und wenn man es am Ende doch schafft, die anderen zu überzeugen, ist es umso schöner.“

„Starke Frauen - Starke Kommunen“

„Starke Frauen - Starke Kommunen“ unter diesem Thema steht ein Seminar der VHS Hochsauerlandkreis, das Frauen Mut machen möchte, sich vor Ort politisch zu engagieren. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das durch das NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung gefördert wird.

Die beiden hauptamtlichen pädagogischen VHS-Mitarbeiterinnen, Inga Bramane (Geschäftsstelle Winterberg) und Sabine Kirchhoff (Meschede) kümmern sich um die Projektkoordination.

Ihr Ziel: „Wir wollen den Frauen deutlich machen, dass sie vor Ort mitbestimmen können. Das Seminar soll ihnen die Hemmschwelle nehmen, ihnen Mut machen und direkten Erfahrungsaustausch mit Frauen ermöglichen, die in politischen Gremien bereits aktiv sind.“

Die Resonanz auf dieses Seminar-Angebot sehr war sehr groß, freut sich Inga Bramane: „Eigentlich war das Projekt auf 15 Teilnehmer angelegt. Jetzt machen 22 Frauen aus dem ganzen Kreisgebiet mit. Mit einem so großen Andrang hatten wir nicht gerechnet.“ Die bisherigen Rückmeldung der Teilnehmerinnen seien sehr positiv.

Das Projekt beinhaltet fünf Qualifizierungsmodule und zwei praktische Zusatz-Termine.

Insgesamt erstreckt sich das VHS-Angebot über 40 Unterrichtsstunden.

Mut machen

Zum Frauentag hat die SPD im HSK unter anderem auf facebook auf das Thema Gleichberechtigung aufmerksam gemacht. Sie wirbt mit dem Slogan „We can do it“ für mehr Frauenpower auch in der Politik. Eine, die kommunalpolitisch seit vielen Jahren bei den Sozialdemokraten vor Ort anpackt, ist Jutta Schröder-Braun aus Erlinghausen. Sie engagiert sich als Ratsmitglied für die Marsberger SPD und ist eine von fünf Frauen im Rat der Stadt. Die CDU stellt drei Ratsmitglieder, die SPD zwei. Damit kommt das Gremium auf einen Frauenanteil von 14 Prozent. Bürgergemeinschaft und Grüne stellen in Marsberg nur männliche Ratsmitglieder.

Jutta Schröder-Braun Erlinghausen SPD-Ratsmitglied
Jutta Schröder-Braun Erlinghausen SPD-Ratsmitglied © Privat | Privat

Die 56-jährige Jutta Schröder-Braun arbeitet als Friseurin und hat drei inzwischen erwachsene Kinder. Die wünscht sich, dass sich mehr Frauen politisch engagieren und ist sicher, dass manches Problem dann ganz anders angepackt würde: „Frauen sehen manche Dinge anders, unkomplizierter als Männer. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen gut querdenken können und in der Lage sind, bei Bedarf Dinge parteiübergreifend, unkompliziert und zeitnah umsetzen.“ Die Erlinghauserin möchte auch andere Frauen ermutigen, ein politisches Amt zu übernehmen. Sie versichert: „Ich habe es nicht bereut. Es macht sehr viel Spaß und man hat die Chance, auch mal aus weiblicher Sicht etwas zu bewegen.“

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Winterberg: Geringster Anteil

Besonders in Winterberg sind nur wenig Frauen im Rat vertreten: Unter den 33 Stadtratsmitgliedern sind lediglich zwei Vertreterinnen: Gisela Quick (CDU) und Jutta Ittermann (SPD). Im Gespräch mit der WP hatte die langjährige CDU-Ratsfrau Gisela Quick bereits vor einiger Zeit mit Bedauern festgestellt: „In Winterberg haben wir kreisweit die schlechteste Frauenquote von allen CDU-Fraktionen in den Räten.“

Männer-Mehrheit

Zurzeit sind auch in der Briloner Ratspolitik die Männer deutlich in der Überzahl: Nur neun von 39 Ratsmitgliedern sind weiblich. Das entspricht einem Anteil von 23 Prozent. CDU und SPD sind jeweils mit vier, die BBL mit einer Frau vertreten. Im Rat der Nachbarstadt Olsberg liegt der Anteil sogar nur bei 15 Prozent - von 33 Ratsmitgliedern sind fünf weiblich - vier CDU, eine SPD.

In Hallenberg engagieren sich 21 Bürger/innen im Rat der Stadt. Größte Fraktion ist die CDU mit 14 Vertretern - vier von ihnen sind Frauen. Außerdem ist die BfH mit einer Frau in dem Gremium vertreten. Damit liegt der Frauenanteil hier bei 24 Prozent. Sehr niedrig ist allerdings die Frauenquote im Kreistag (13 Prozent). Von den 54 Mitgliedern sind nur sieben weiblich.

Die Grünen und die Frauen

Lena Neumann Sprecherin Bündnis 90/Grüne Brilon.
Lena Neumann Sprecherin Bündnis 90/Grüne Brilon. © Grüne Brilon

Die Grünen sind zurzeit nur in den Räten in Marsberg und Olsberg vertreten. Erstaunlich: Eine Frau ist bisher nicht darunter, obwohl für die Grünen, die Gleichberechtigung zu den politischen Kern-Themen zählt. In Brilon hat sich vor einigen Monaten ein Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen gegründet. Dr. Lena Neumann ist Sprecherin und hofft, dass ihre Partei bei der Kommunalwahl in den Briloner Stadtrat einzieht. Die 33-Jährige ist Ärztin, Mutter von drei kleinen Kindern und zurzeit in Elternzeit. Bei der Kommunalwahl möchte sie als Kandidatin antreten. Ihr ist es wichtig, politisch aktiv zu sein - auch für die Zukunft ihrer Kinder. Und auch sie ist sicher: „Frauen haben eine andere Sicht auf die Dinge.“