Hochsauerlandkreis. In einigen Rewe- und Edeka-Märkten im Hochsauerlandkreis kann jetzt frische Milch vom Landwirt nebenan gezapft werden: Milch von Schreibers Hof.

Es schmeckt ein bisschen wie früher: Die Milch von Schreibers Hof aus Medebach. Nur den Weg mit der schweren Milchkanne, aus der einem das kostbare Nass ständig in die Socken schwappte, kann man sich künftig sparen.

Die frische Milch vom Bauernhof gibt es ab sofort gekühlt und pasteurisiert in handlichen Glasflaschen aus dem Automaten - bislang im Rewe-Markt Medebach und Olsberg sowie im Edeka-Markt in Winterberg.

Leader-Region Hochsauerland fördert Projekt

„Warum die Milch erst hunderte Kilometer durch Deutschland transportieren anstatt regional zu vermarkten“, fragten sich Michael (28) und Sabrina (20) Schreiber vor drei Jahren. Wo andere junge Paare vielleicht in ein Einfamilienhaus für ihre Zukunft investieren, steckten die beiden eine Menge Geld und Zeit in eine mobile Molkerei, drei Milch- und Glasflaschenautomaten sowie die entsprechende Infrastruktur. Ihre Idee einer „kuhlen Milchbar“ gefiel auch der Leader-Region Hochsauerland, dass gut die Hälfte der Investitionskosten von rund 280.000 Euro gefördert werden.

Im Pasteur wird die Milch zuvor für 20 Sekunden auf 75 Grad erhitzt.
Im Pasteur wird die Milch zuvor für 20 Sekunden auf 75 Grad erhitzt. © Rita Maurer | Rita Maurer

Weil der Bauernhof der Schreibers abgelegen liegt, war der Gedanke an einen Hofverkauf schnell vom Tisch. Die Milch sollte bequem zum Verbraucher - also in den Supermarkt in einen Automaten zum Selberzapfen und das in nachhaltige, wiederverwendbare Glasflaschen. Das klingt einfach, erfordert aber einen hohen hygienischen Standard und geschlossene Kühlketten, was Michael und Sabrina Schreiber mit ihrem neuen System zuverlässig gewährleisten können.

Moderne Landwirtschaft mit Zukunft

Im Stroh liegt ein winziges Kälbchen bei seiner Mutter; es wurde heute Nacht erst geboren. Der restliche Stall hat eher weniger mit verklärter Landlust-Romantik aus alten Zeiten zu tun. Die Milchkühe bei Schreibers bewegen sich frei in einem luftigen Großraumstall. Feste Melkzeiten gibt es nicht mehr.

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Die Kühe gehen selbstständig in einen Melkroboter, der vollautomatisch melkt und zeitgleich die Milch untersucht. Gibt es dabei Auffälligkeiten z.B. von der Temperatur oder der Milchmenge, sendet der Roboter eine Nachricht auf das Handy von Michael Schreiber: „Der Melkroboter bemerkt, dass es einer Kuh nicht gut geht, bevor wir es mit bloßem Auge sehen. So können wir uns frühzeitig kümmern.“

Kühlkette von der Pasteurisierung bis zum Zapfen

130 Milchkühe gibt es auf Schreibers Hof. Ein Teil ihrer Milch wird nun direkt auf dem Hof in der neuen Molkerei verarbeitet. Diese ähnelt einem Hochsicherheitstrakt: In einer Schleuse werden zunächst die Hände desinfiziert, außerdem müssen sterile Kittel, Haarnetze und Gummistiefel angelegt werden - auch, wenn der Mensch mit der Milch selbst dort gar nicht in Berührung kommt.

Liter kostet 1,50 Euro

In einem „Pasteur“ (benannt nach dem Franzosen Louis Pasteur, der Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte, dass man flüssige Lebensmittel durch Erhitzen haltbar machen konnte) wird die Milch für 20 Sekunden auf 75 Grad erhitzt. So werden die in der Rohmilch enthaltenen Keime abgetötet.

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Die pasteurisierte Milch wird in einem Tank gekühlt und von dort in spezielle Frischebehälter umgefüllt, die je 180 Liter fassen und in die Automaten im Supermarkt eingesetzt werden können. Das ganze Molkerei-System wird regelmäßig mit kochendem Wasser gespült und keimfrei gemacht. Durch einen eigens angeschafften Kühlwagen wird zudem die Kühlkette von der Pasteurisierung bis zum Zapfen der Milch im Supermarkt garantiert.

Einfache Handhabung

Die Automaten selbst sind einfach zu bedienen. Los geht es zunächst mit dem Ziehen einer Glasflasche, die 1,50 Euro kostet. Sie ist Eigentum des Kunden und kann immer wieder mitgebracht und befüllt werden, ist also keine Pfandflasche.

Natürlicher Fettgehalt

Da Schreibers Milch ein Naturprodukt ist, schwankt der Fettgehalt zwischen 4,2 und 4,4 Prozent, der Eiweißgehalt liegt bei rund 3,4 Prozent.

Die leeren Milchflaschen sollte man erst kalt ausspülen, dann mit heißem Wasser von Hand oder in der Spülmaschine reinigen und vor dem nächsten Gebrauch auf einem Tuch austropfen lassen.

Auch geeignete andere Behälter können verwendet werden. Nach Einwurf von Münzen oder Scheinen in den Milchautomaten kann eine beliebige Menge Milch über einen Touchscreen abgefüllt werden. Flascheninhalt und eventuelles Restgeld werden angezeigt, der Liter kostet 1,50 Euro. Ziel ist es zudem, künftig auch Erdbeermilch und Kakao anbieten zu können.

Alle ein bis zwei Tage werden die Automaten frisch beliefert. Mindestens vier Tage hält die Milch aus Medebach, meistens auch länger, versprechen die Schreibers. Und sie schmeckt noch besser als früher!