Brilon/Sinn. Briloner konnten in Sinn den Guss der neuen Glocke für die Propsteikirche live miterleben. Sie soll das Geläut abrunden.

Den Guss der neuen Glocke für die Propsteikirche erlebten am Freitag, 21. Februar, etliche Briloner live in der Glockengießerei Rincker in Sinn bei Herborn im Lahn-Dill-Kreis mit. Wie sie klingt, weiß man noch nicht, wohl aber, wie sie heißt: St.-Marien-Glocke. Sie ist die siebte Glocke im Turmgeläut und soll die anderen Glocken entlasten.

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Gleich vier von ihnen befinden sich derzeit in „Kur“. Im vergangenen April wurden sie aus dem Turm gehievt und zur Restaurierung nach Sinn und zur Glockengießerei Eisbouts nach Asten in den Niederlanden geschickt.

Klangkorrektur für die Bürgerglocke

Die 1946 angefertigte Bürgerglocke erhält eine Klangkorrektur. Bei der alten Bürgerglocke von 1583, der großen Schlagglocke aus dem Jahr 1700 und deren kleiner Schwester aus dem Jahr 1665 werden Beulen ausgeschweißt, die im Lauf der Jahrhunderte durch die Klöppel verursacht worden waren.

Drei historische Glocken

Die älteste der sechs Glocken ist die alte Bürgerglocke. Sie stammt aus dem Jahr 1583, sie hat einen Durchmesser von 1,15 Metern und ein Gewicht von rund 18 Zentnern.

Aus dem Jahr 1665 stammt die kleine Schlagglocke; sie hat einen Durchmesser von knapp 68 Zentimetern und ist rund drei Zentner schwer.

1706 wurde die große Schlagglocke gegossen. Sie hat einen Durchmesser von rund 92 Zentimetern und wiegt acht Zentner.

Alle drei Glocken bestehen aus Zinnbronze.

Sein Wunsch, das Geläut zu Ostern wieder in Betrieb nehmen zu können, gehe leider nicht in Erfüllung, sagt Propst Dr. Reinhard Richter. Am Freitag segnete er vor dem Gießen - frei nach Schiller - die „festgemauert in der Erden“ stehende Form. Dann floss die glühende Bronze durch den Gusskanal.

Bei einer ausgiebigen Führung gewannen die Besucher aus Brilon - darunter neben Vertretern der Kirchengemeinde auch zahlreiche Messdiener - Eindrücke von der alten Handwerkstradition, für die auch die Stadt Brilon einmal international bekannt war.

Neue Glocke aus Zinnbronze

Die neue Glocke ist aus Zinnbronze gegossen, sie hat einen Durchmesser von 88 Zentimetern und ist rund neun Zentner schwer. Sie kann zusammen mit den anderen Glocken geläutet werden und soll im sogenannten Plenum, dem Läuten mehrerer oder aller Glocken, die große Brandglocke verstärken; darauf ist sie eigens abgestimmt.

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Den „Glocken aus Brilon“ ist der Ende vergangenen Jahres erschienen siebte Band de Buchreihe „Vergangene Zeiten“ gewidmet. Der Briloner Heimatbund Semper idem hat dazu etliche Experten zu Wort kommen lassen.

Glocken werden aus der Propsteikirche in Brilon geholt

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    Insgesamt wenigstens 20 Glocken für die Propsteikirche gefertigt

    Durch all die Jahrhunderte sind wenigstens 20 Glocken für die Propsteikirche angefertigt worden. Manche fielen Bränden zum Opfer, manche wurden eingeschmolzen, um das Material für Rüstungszwecke zu gewinnen.

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    Aus „Briloner Sonderbronze“ angefertigt wurde das unmittelbar nach Kriegsende in der Gießerei Albert Junker hergestellte Trio: die 1946 gegossene neue Bürgerglocke (Durchmesser 1,16 Meter, rund 18 Zentner) und die aus dem gleichen Jahr stammende Totenglocke (1,38 Meter, rund 30 Zentner) sowie die 1947 angefertigte Brandglocke, mit einem Durchmesser von 1,74 Metern und rund 62 Zentnern das Schwergewicht im Turm.

    Bei der „Briloner Sonderbronze“ handelt es sich um ein nur in Brilon angewandtes Verfahren, bei dem - nach dem Krieg war erstmal Devisen sparen angesagt - auf Zinn verzichtet wurde.